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Offshore Industrie – quo vadis? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Teilnehmer des vierten Offshore Dialogues auf der diesjährigen SMM
Diskutiert wurden die aktuellen Herausforderungen, bisherigen Erfahrungen und Zukunftsaussichten der Offshore-Industrie – und zwar sowohl der Öl- und Gas- als[ds_preview] auch der Windbranche. Gemeinsam haben die beiden Bereiche neben dem Bedarf an modernen Spezialschiffen sowie weiteren innovativen maritimen Produkten und Dienstleistungen auch, dass ihre Zukunftsaussichten umso größer sein werden, je effizienter produziert werden kann. Und so gehörte die Vorstellung neuer Technologien und Lösungen, die zur Kostenreduzierung beitragen können, zu den Schwerpunkten der Konferenz: Unter anderem wurden eine neuartige Unterwasser-Gaskompressionsanlage, ein in Entwicklung befindlicher leichter Kran zur Unterwasserinstallation von Schwerlasten sowie aktuelle Technologien für den Meeresbergbau präsentiert. Insgesamt ging es in drei Panels um die Themenfelder Unterwassertechnologien, Digitalisierung (»Offshore 4.0«) sowie den Bereich Gesundheit, Sicherheit und Umwelt.

Einen optimistischen Blick auf den weiteren Ausbau der Offshore-Windenergie warf zu Konferenzbeginn Uwe Beckmeyer, Maritimer Koordinator der Bundesregierung. Die jüngsten Ausschreibungen von Offshore-Windprojekten in den Niederlanden und in Dänemark hätten gezeigt, dass sich Offshore-Windenergie künftig zu Preisen von 7 bis 10 ct/kWh erzeugen lassen werde und damit endgültig wettbewerbsfähig geworden sei, betonte er. Dies sei Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verdanken: unter anderem der Steigerung der Turbinenleistung von anfangs zumeist 2,3 MW pro Anlage auf nun 8 MW bei den Turbinen der neusten Generation. »Es geht aber nicht darum, einfach immer größere Anlagen zu bauen – sondern darum, den insgesamt kosteneffizientesten Weg bei Produktion, Installation und Betrieb zu finden.« Hierbei könnten neue Ansätze in der Logistik sowie innovative maritime Technologien einen wesentlichen Beitrag leisten, so Beckmeyer. Ein Beispiel aus der Praxis lieferten im Anschluss Alex Gauntt und Jan Holtermann von den Siem Offshore Contractors, die ein optimiertes Konzept zur Installation und Wartung von Kabeln in Offshore-Windparks vorstellten (S. 82/83).

Während die Windindustrie noch wesentlich von den politischen Rahmenbedingungen beziehungsweise den staatlichen Einspeisevergütungen in den einzelnen Ländern abhängig ist, basieren die Erfolgsaussichten von den im Öl- und Gasgeschäft tätigen Unternehmen zu einem guten Teil auf der Entwicklung des Ölpreises. Und der ist vor zwei Jahren rapide gesunken – was zu einer Flaute in der Branche geführt hat, deren Auswirkungen derzeit auch der Schiffbau, die Zulieferer und die verschiedenen Dienstleister zu spüren bekommen. Steve Robertson vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Douglas-Westwood berichtete, dass die Investitionen der Öl- und Gasbranche nach den Rekordjahren 2010 bis 2014 im vergangenen und im laufenden Jahr eingebrochen seien. Im Offshore-Bereich sei aktuell ein Aufschieben von Investitionsentscheidungen zu erleben: Nur bei einer geringen Anzahl von Projekten gehe es voran. Es sei allerdings davon auszugehen, dass sich das derzeitige Überangebot von Öl auf dem Markt ab 2018 wieder der tatsächlichen Nachfrage annähern werde und sich der Ölpreis damit perspektivisch wieder stabilisiere. »Unter dem Strich glauben wir an die langfristigen Potenziale für den Offshore-Sektor«, machte Robertson deutlich. Mit der absehbaren Erschließung neuer Offshore-Ölfelder böten sich in Zukunft auch der maritimen Branche wieder neue Chancen, denn mit steigenden Wassertiefen würden auch der Bedarf an maritimem Know-how und die Anforderungen an die benötigten Schiffe wachsen.

Ein Gerät, das sowohl im Offshore-Öl- und Gasgeschäft als auch in Offshore-Windparks und beim Meeresbergbau benötigt wird, ist das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug. Moray Melhuish vom schottischen Dienstleister ROVOP erläuterte, wie sich sein Unternehmen mit der Spezialisierung auf moderne Remotely Operated Vehicles (ROV) eine funktionierende Nische gesucht hat. Während Mitbewerber zuletzt durch den gestiegenen Preisdruck in Schwierigkeiten gerieten, haben sich die Schotten durch eine Steigerung der Verfügbarkeit ihrer Geräte auf 99,87% in den vergangenen drei Jahren Marktanteile gesichert. Für die Wirtschaftlichkeit eines Projekts sei dies von entscheidender Bedeutung: »Denn jeden Tag, an dem das ROV nicht funktioniert, muss das Schiff umsonst bezahlt werden«, erläuterte Melhuish. Seine Überzeugung: Wer durch innovative Lösungen auf der Höhe der Zeit bleibt und durch Kompetenz überzeugt, wird auch in Zukunft auf dem Markt bestehen.