Bilfinger steigt in Schifffahrt ein

Bilfinger, Büttner, Scrubber
Der Tanker »Aurelia« der Reederei Carl Büttner (Foto: Bilfinger)
Print Friendly, PDF & Email

Bilfinger steigt in die Schiffstechnik ein[ds_preview]: Auf dem Tanker »Aurelia« der Reederei Carl Büttner (Bremen) wird als Referenzprojekt eine neue Rauchgas-Entschwefelungsanlage (Scrubber) der Bilfinger-Tochter Babcock Noell eingebaut.

Die in der Industrie erprobte Technik sorgt dafür, dass das auf dem Schiff erzeugte schwefelhaltige Rauchgas die Vorgaben zum Schutz der Umwelt erfüllt. Die Anlage amortisiert sich in weniger als drei Jahren. Die »Aurelia« sticht nach einer kurzen Umbauphase Mitte November 2016 wieder in See.

Die Entschwefelungstechnologie von Babcock Noell ist in der Industrie bereits seit 40 Jahren im Einsatz. Für die Schifffahrt wurde sie verfahrenstechnisch an die maritimen Gegebenheiten sowie das zu reinigende Rauchgas angepasst.

Single Line oder Multi Stream

Um die Anlage an den Anforderungen des Anwenders auszurichten, bieten sich zwei Installationen an: Der Scrubber (Wäscher) kann in Single-Line-Bauweise raumsparend im Kamin verbaut werden. In der Multi-Stream-Variante reinigt der Scrubber gleich mehrere Emittenten auf dem Schiff, zum Beispiel Hauptmotoren, Hilfsmotoren und Kessel. Dadurch werden sowohl die Anlagen-Komponenten als auch die kostenintensive Emissionsmesstechnik nur einmal benötigt, was deutliche Einsparungen zur Folge hat. Die Installation erfolgt in der Regel als Bypass-Anlage platzoptimiert am Heck des Schiffs.

Hybrides Wäscherkonzept

Entsprechend der Marpol-Vorgaben unterstützt das hybride Wäscherkonzept von Babcock Noell zudem zwei verschiedene Betriebsmodi: Beim Open-Loop-Verfahren werden die schwefelhaltigen Abgase durch die natürliche Alkalität des Seewassers, das dem Scrubber zugeführt wird, im Durchlaufverfahren gewaschen. Das pH-stabile Prozesswasser wird anschließend unter Einhaltung der IMO-Vorgaben ins Meer abgegeben.

Scrubber, Bilfinger
Der Scrubber von Babcock Noell (Foto: Bilfinger)

Beim Closed-Loop-Verfahren wird der Scrubber hingegen im Umlaufverfahren eines geschlossenen Kreislaufes betrieben. Dabei wird dem Wasser ein flüssiger Zusatzstoff beigemengt, um den Auswaschprozess zu gewährleisten. Da das verwendete Wasser in einem Tank aufgefangen und über ein Wasserreinigungssystem aufbereitet wird, wird dieses Verfahren in besonders geschützten Gebieten praktiziert.

Kurze Einbau- und Amortisationszeit

»In beiden Anwendungsfällen profitieren Anwender von geringen Betriebskosten«, erklärt Andreas Breeger, Head of maritime flue gas cleaning systems bei Babcock Noell. Einbau und Inbetriebnahme erfolgten in nur wenigen Wochen.

Auf dem Büttner-Tanker »Aurelia« wird der Multi-Stream-Scrubber als Hybrid-Variante verbaut und ermöglicht sowohl den Open- als auch den Closed-Loop-Betrieb. Der Kapitän kann je nach Gewässer zwischen den Verfahren wählen.

Entsprechend Marpol-Annex VI darf der Schwefelanteil im Treibstoff in den Emission Control Areas (ECA), den Gewässern der Nord- und Ostsee sowie vor der Küste Nordamerikas, seit Januar 2015 nur noch 0,1 Prozent betragen. Die Vorgaben werden nun auf Beschluss der IMO auf alle Meere ausgeweitet. Ab 2020 liegt der erlaubte Schwefelgehalt im Schiffskraftstoff bei 0,5 %.