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Nach Jahren des Konkurrenzkampfs wollen die wichtigsten japanischen Liniencarrier gemeinsam ein neues Großgewicht der Containerschifffahrt aufbauen. Die Hoffnungen ruhen auf Kosteneinsparungen, der Plan hat allerdings auch einen Haken
Die Genehmigung der weltweiten Wettbewerbsbehörden vorausgesetzt, treten die aktuell auf den Positionen 11, 12 und 15 im Weltmarkt rangierenden Carrier[ds_preview] NYK, MOL und K Line ab August 2018 als ein Carrier auf. Bis dahin sollen die Containersparten in einem Joint Venture gebündelt werden. Die Reedereien begründen den Schritt mit der dringenden Notwendigkeit zur Kostenreduktion, um im harten Verdrängungswettbewerb bestehen zu können. Rund 1Mrd. $ sollen durch Synergieeffekte pro Jahr eingespart werden.

In der Vergangenheit herrschte zwischen NYK, MOL und K Line trotz kleinerer Kooperationen in »Vessel Sharing Agreements« eine nicht unerhebliche Rivalität, nachdem bereits einige Player aus dem Markt verschwunden waren – so gingen etwa Japan Line, Yamashita-Shinnihon und Showa Line nach und nach in der Flotte von NYK auf.

Nominell entsteht durch das Joint Venture ein Akteur mit 1,4Mio. TEU Transportkapazität und 6,6% Marktanteil, der sich hinter COSCO Container Lines sowie vor Evergreen und Hapag-Lloyd auf Rang 5 schöbe. Deutschlands größte Linienreederei könnte nach der geplanten Fusion mit UASC jedoch wieder vorbeiziehen. »Japan Inc.« hat nach Angaben des Branchendienstes Alphaliner ein gemeinsames Orderbuch von 358.000 TEU. An der Kooperation hält NYK 38 %, MOL und K Line jeweils 31 %.

Das wichtigste Fahrtgebiet wird auch für den »neuen« Carrier der Transpazifikverkehr bleiben. Dort hätte man – mit den aktuellen Flotten gerechnet – einen Marktanteil von 17,9%. Auf den Asien–Europa-Routen wären es 7,4%. Dabei muss es jedoch nicht zwangsläufig bleiben. Denn in einigen Regionen sind schon jetzt alle drei Partner relativ stark vertreten. Denkbar ist, dass durch die angestrebten Rationalisierungs- und Synergieeffekte ein Teil der eigenen Flotte verkauft oder ein gewisser Anteil der Chartertonnage zurückgeliefert wird. Darunter würde schließlich der gemeinsame Marktanteil leiden.

Die Anzahl der Akteure in der weltweiten Linienschifffahrt schrumpft damit zwar weiter. Auf die Allianzstruktur, die seit einigen Jahren erheblichen Veränderungen unterliegt, wird das Projekt allerdings voraussichtlich keine Auswirkungen haben. Alle drei Partner hatten sich bereits mit Hapag-Lloyd und Yang Ming auf »THE Alliance« geeinigt.

Krise betrifft ganze maritime Industrie

Neben den Containerflotten umfasst das Joint Venture auch die Terminalbeteiligungen außerhalb Japans. Auch hier sollen Synergieeffekte genutzt werden. Die Beteiligten sehen darin großes Potential, gemeinsam ist man an 21 zum Teil strategisch sehr wichtigen Standorten in Asien, Europa und Nordamerika beteiligt.

Für die »Big 3« Japans ist die Kooperation nicht der erste Versuch, sich gegen die schwere Konsequenzen der großen Schifffahrtskrise zu stemmen und wurden unter anderem durch das Schicksal des insolventen koreanischen Wettbewerbers Hanjin aufgeschreckt. Schon im Frühjahr war bekannt geworden, dass im zweiten wichtigen Standbein, der Bulk-Schifffahrt, umfangreiche Konsolidierungsmaßnahmen nötig sind, unter anderem durch eine Reduzierung der großen Charter-Flotten (HANSA 04/16) – allerdings jeder für sich, ohne kooperative Ansätze.

Auch in anderen Bereichen der japanischen maritimen Industrie ist bereits seit Monaten ein Konsolidierungskurs zu beobachten. So verkündeten die großen Werftkonzerne Mitsubishi, Imabari, Oshima und Namura Shipbuilding im August, über eine Allianz beraten zu wollen.

Die Regierung in Tokio versucht, die Branche zu stützen und bewertet sie angesichts der vielen abhängigen Arbeitsplätze als wichtigen Baustein der nationalen Industriepolitik. Nach Angaben des Tansportministeriums gibt es in Japan noch immer rund 900 Schiffseigner und -betreiber sowie 1.100 Unternehmen aus dem Bereich Schiffbau und -technologie. Daran, dass japanische Eigner für rund 37% der Aufträge für die einheimische Werftindustrie verantwortlich sind, wird die Bedeutung und der Beweggrund für Tokio deutlich, die Branche zu unterstützen.


MM