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Auf der 111. Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft (STG) herrschte trotz der sehr schwierigen Situation Zuversicht. Gründe sind neue Märkte und Chancen für die Zulieferindustrie durch Bestimmungen wie das Ballastwasserabkommen
Die weltweite Containerflotte habe mittlerweile die 20-Mio.-TEU-Marke überschritten. Entsprechend seien die diesjährigen Neubauaufträge gegenüber dem Vorjahr um[ds_preview] mehr als 65% gesunken, so Hermann J. Klein, Vorsitzender der STG. Dies sorge nicht nur bei Werften, sondern auch bei den Zulieferern naturgemäß für Probleme. Angesichts der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten liege eine deutliche Verbesserung für die Reeder und damit für die gesamte Branche noch in weiter Ferne.

Ralf Sören Marquardt, Geschäftsführer vom Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), hat gerade in den Nischenmärkten eine Stärke deutscher Unternehmen ausgemacht. Dies gelte besonders für den Bau von Yachten und Kreuzfahrtschiffen. Der angekündigte Rückzug der japanischen Werft Mitsubishi Heavy Industries (MHI) aus dem Bau von Kreuzfahrtschiffen sei eine positive Nachricht für die deutsche Schiffbauindustrie. Gleichwohl bedeute dies nicht, dass Kreuzfahrtschiffe künftig nur noch in Europa gebaut würden, mahnte Hauke Schlegel, Geschäftsführer vom Verband für Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Auch wenn das Marktumfeld weiter schwierig ist, machten die Experten auf der STG Hauptversammlung Mut. Schlegel sieht gute Chancen für die deutsche Industrie, sich in neuen Märkten zu positionieren. Mit dem Iran gebe es traditionell eine enge Verbindung. Nach Aufhebung der Sanktionen unternehme das Land Anstrengungen, die eigene Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die dort beheimateten Unternehmen seien offen für neue Beziehungen, so Schlegel. Auch das neue Ballastwasserabkommen, welches im kommenden Jahr in Kraft treten soll, bringe Möglichkeiten für die Zulieferindustrie. Schließlich müssten zahlreiche Schiffe mit Ballastwasseranlagen ausgerüstet werden.

Ein großer Vorteil der deutschen Schiffbauindustrie ist der regelmäßige und fruchtbare Austausch verschiedener Akteure, waren sich alle Experten einig. Ein wichtiger Faktor sei auch die Forschung und Entwicklung. Einen solch engen Kontakt zu Hochschulen könne keine andere Nation vorweisen. »Das maritime Know-how ist eine wesentliche Stärke der Deutschen«, betonte Marquardt.

Dass es sich lohnt, an maritimen Projekten zu forschen, verdeutlicht auch die jährliche Verleihung zweier Preise durch die STG. Thomas Lindemann wurde für seine Dissertation an der Universität Rostock zum Thema »Idealized Structural Unit Method zur Traglastberechnung von Plattenstrukturen unter axialer und lateraler Druckbeanspruchung« mit dem Georg-Weinblum-Preis ausgezeichnet. Bjarne Gerlach wurde der Curt-Bartsch-Preis für seine wissenschaftliche Arbeit an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) zum Thema »Strukturverhalten von Fenstern in der Schiffskonstruktion« verliehen.

Hermann J. Klein sprach vor etwa 250 Teilnehmern über ein gelungenes Jahr der STG. »Seit der letzten Mitgliederversammlung ist die Gesamtzahl unserer persönlichen Mitglieder mit derzeit 1832 Mitgliedern gegenüber 1850 im Vorjahr relativ stabil geblieben.« Es habe geringe Rückgänge bei den Studierenden und bei den Mitgliedern über 65 Jahre gegeben. Insgesamt seien 350 der Mitglieder in den 18 Fachausschüssen aktiv. Stark verankert ist die STG an Hochschulen und im Nachwuchs. Insgesamt seien 215 der Mitglieder an Hochschulen tätig und 370 studieren, informierte Klein. Darüber hinaus würden mit 18 anderen nationalen schiffstechnischen Gesellschaften in Europa, USA und Asien Kooperationen geplegt.

Eines der neuesten Mitglieder ist seit der 111. Hauptversammlung übrigens Ralf Nagel, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), der einen entsprechenden Antrag stellte und noch während der Veranstaltung nun auch persönlich in den Kreis der STG aufgenommen wurde.

Nagel hatte zuvor über die Entwicklung deutscher Schiffe informiert. Die Bundesrepublik sei die einzige der Top sechs Schifffahrtsnationen, deren Flotte schrumpfe. Im Jahr 2012 seien noch 3.800 Schiffe aus Deutschland gesteuert worden, in diesem Jahr seien es nur noch 2.900 Einheiten. Dennoch sieht Nagel eine zunehmende Bedeutung der Seeschifffahrt für die deutsche Wirtschaft. Mehr als jedes vierte Bauteil in deutschen Exportprodukten werde nunmehr aus dem Ausland importiert. Im Jahr 2005 habe der Anteil noch bei 21,3% gelegen.
TWG