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An der Nordostpassage scheiden sich die maritimen Geister. Geht es Russlands Präsident Wladimir Putin, ist sie schon bald eine Hauptverkehrsader für die Schifffahrt.

Der Klimawandel hatte in den vergangenen Jahren die eisfreie, beziehungsweise die schiffbare Zeit an der nordrussi[ds_preview]schen Arktis-Küste verlängert. Immer wieder absolvierten Reedereien öffentlichkeitswirksam die Passage oder zumindest Teile davon. Dazu gehören Stena, die russische Sovcomflot oder auch die deutschen Reedereien Hansa Heavy Lift und Oldendorff.

Northern Sea Route, Nordostpassage, Hansa Heavy Lift
Hansa Heavy Lift transportierte zuletzt Umschlagkrane durch die Nordostpassage. (Fhoto: HHL)

Dabei handelt es sich jedoch zumeist für einzelne, spezielle Transporte. Für halbwegs reguläre Dienste sind die Witterungsbedingungen nach wie vor zu schwierig – und nicht nur die. In der Branche wird zudem immer wieder die mangelhafte Infrastruktur in der Nordostpassage sowie die »Begleitung« durch die russischen Behörden kritisiert. Zu den Schwierigkeiten gehören aufwendige und langwierige Genehmigungsprozesse, hohe Auflagen und hohe Kosten, nicht zuletzt durch den Rückgriff auf Eisbrecher und Schlepper.

In Russland ist man dennoch vom »Nördlichen Seeweg« und dessen Potential überzeugt. Seit Jahren lassen verschiedene Regierungsmitglieder umfassende Modernisierungspläne verlauten. Jüngstes Beispiel ist der mächtigste Mann im Staat selbst: Wladimir Putin.

Auf einer Veranstaltung zur Arktis und ihrer Nutzung zeigte er sich jetzt überzeugt, dass die Nordostpassage enorme Bedeutung für die Schifffahrt und Russland haben wird. »Veränderungen in der Eissituation und die Verfügbarkeit von modernen Schiffen machen die Passage zu einer ganzjährigen Hauptverkehrsader«, sagte er, um allerdings direkt einzuschränken: »zumindest wird sie das in naher Zukunft sein«. Der Seeweg werde ein effizienter und verlässlicher Transportkorridor mit großem Potential für die russische und die Weltwirtschaft sein, so der Präsident weiter.

Der traditionelle Seeweg von Europa nach Asien durch den Suezkanal ist rund 21.000 km lang, der Weg durch die Nordostpassage dagegen rund ein Drittel kürzer. In der Sommersaison ist die Route derzeit für etwa viereinhalb Monate schiffbar, der Einsatz von Eisbrechern könnte den Zeitraum deutlich verlängern. Im Jahr 2015 wurden allerdings nur rund 40.000 t über die Arktis-Route transportiert, nachdem 2012–2013 das Volumen noch auf 1,35 Mio. t (71 Schiffe) angewachsen war.

Putin: »30 Mio. Tonnen bis 2015«

Quelle: Presidential Press and Information Office
Quelle: Presidential Press and Information Office

In russischen Medien wird Putin weiter zitiert, dass er die Regierung bereits angewiesen habe, eine eigene Behörde zu schaffen, die sich um eine »integrierte Entwicklung« der Passage kümmern soll, inklusive der nötigen Infrastruktur, Sicherheit und Management. In der Frage des Transportpotentials zeigte sich Putin äußerst optimistisch. Der jährliche Gütertransport werde bis zum Jahr 2035 bis zu 30 Mio. Tonnen erreichen, prognostizierte der Präsident.

In ein ähnliches Horn blies auf der Veranstaltung Evgeniy Ambrosov, Senior Executive Vice-President von Sovcomflot. Vor allem dank der Entwicklung von Industrie- und Rohstoffprojekten in der russischen Arktis würde die Schifffahrt in der Nordostpassage »zweifellos« weiter zunehmen. Bis 2020 könnten es über 15 Mio. Tonnen sein.

Die Transitroute hat für die russische Politik bereits seit jeher eine hohe Symbolkraft. Im Wettrennen um Rohstoffe in der Arktis hat die Regierung zuletzt massiv aufgerüstet und investiert in die nationale Eisbrecher-Flotte. Die Flotte besteht derzeit aus 40 Einheiten, weitere elf neue Eisbrecher, drei davon mit nuklearem Antrieb, sollen gebaut werden. Sie wären die größten und modernsten ihrer Art.