Börsen-Fusion
Die Fusion der London Stock Exchange mit der Deutschen Boerse scheint endgültig geplatzt (Quelle: HANSA)
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Der geplante Zusammenschluss von Deutscher Börse und der London Stock Exchange (LSE) ist endgültig geplatzt. Wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken hat die EU-Kommission die Börsen-Fusion untersagt.

Als Grund gab Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager heute in einer Mitteilung [ds_preview]an, das vor allem im sogenannten Clearing-Geschäft eine nicht hinnehmbare Dominanz entstehen würden. Die Politikern sprach von einem »de-facto Monopol«. Weil an beiden Börsen zahlreiche maritime Unternehmen gelistet sind, waren die Fusionspläne auch in der Schifffahrt mit Interesse verfolgt worden.

Die Fusion hatte bereits Ende Februar einen erheblichen Dämpfer erhalten. Die LSE veröffentlichte seinerzeit ein Statement, wonach die Europäische Kommission neue Anforderungen gestellt habe. Dabei ging es vor allem um die elektronische Handelsplattform MTS, die sich unter anderem mit Staatsanleihen beschäftigt.

Da man die neuen Anforderungen wohl nicht erfüllen könne, gehe man davon aus, dass Brüssel die Fusion letztlich nicht genehmigt, hieß es seitens der LSE. Keine direkte Rede war davon, dass der bevorstehende »Brexit« ein gewichtiger Grund für die Absage der Fusion sein könnte. Dem Vernehmen nach spielte der Aspekt jedoch durchaus eine Rolle, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Frage nach dem zukünftigen Sitz des Gemeinschaftsunternehmens.

Seitdem das Projekt auf der Agenda steht, drehen sich die Diskussionen über mögliche Folgen vor allem um den Standort des »neuen« Akteurs und damit nicht zuletzt um Arbeitsplätze, Steuern und Standortpolitik. Neuen Auftrieb erhielt die Debatte durch das »Brexit«- Votum der britischen Bevölkerung. Zwischen den Standort-Beiträgen mischten sich auch Meldungen zu den Auswirkungen auf die gelisteten Unternehmen – 3.283 sollen es nach der Fusion sein, unter anderem einige maritimem Akteure wie Hapag-Lloyd, HHLA oder Eurokai.

Die beiden Börsenunternehmen aus Deutschland und Großbritannien betonten stets die Vorteile der Fusion. Der Zugang zu globalen Märkten und unterschiedlichen Produkten werde nach einem Zusammenschluss durch Aktivitäten in über 30 Ländern und mehr als 70 Partnerschaften erleichtert, hieß es.

Nach wie vor halte man am Plan fest, die Fusion im ersten Halbjahr 2017 abzuschließen, hatte ein Sprecher der Deutschen Börse gegenüber der HANSA bestätigt. Auf jeden Fall sei eine höhere Liquidität des Aktienmarktes zu erwarten, wodurch Investoren angezogen würden, betonen beide Börsen. Zu diesem Schluss kam auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln – im Auftrag der Deutsche Börse Group erstellt. »Tiefere und liquidere Kapitalmärkte werden Unternehmen den Zugang zu einer größeren Auswahl an günstigen Finanzierungsalternativen ermöglichen«, heißt es darin.

Nach Meinung von IW-Direktor Michael Hu?ther könnte dies vor allem auf Mittelständler zutreffen. Das Gros der deutschen Unternehmen finanziere sich noch immer nicht über Aktien und Anleihen, sondern über Bankkredite. Eine Fusion hätte das ändern können, weil es Zugang zu großen internationalen Investoren verschaffen, ohne in London präsent sein zu müssen.