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Am An- und Verkaufsmarkt für Schiffe (S&P-Markt) ist das Interesse der Käufer neu entfacht. Nach den jüngsten Ratenverbesserungen für Bulker und Containerschiffe sehen Investoren die Schifffahrt offenbar am Beginn eines neuen Aufschwungs.

Folge: [ds_preview]Sie decken sich wieder verstärkt mit Tonnage ein. Gefragt sind vor allem Bulker in den Kamsarmax-, Panamax- und Supramax-Klassen und Containerschiffe aller Größen.

Den größten Preissprung verzeichnen Schiffsmakler diese Woche für Capesize-Bulker. Unbestätigten Berichten zufolge soll die US-Investmentbank J.P. Morgan aus der Hanjin-Insolvenzmasse die 2012 gebaute »Hanjin Esperance« (179.147 tdw) für fast 30 Mio. $ übernommen haben, was einem Anstieg um 30% gegenüber »last done« in diesem Segment gleichkäme.

Im Postpanamax-Segment, so wird berichtet, hätten griechische Käufer sich die 2010 in China gebauten »Welsuccess« und »Welhero« (je 93.328 tdw) zu je 15,8 Mio. $ gesichert. Zum Vergleich: Die etwa gleich große und ebenfalls in China gebaute »Cathrine Oldendorff« (93.246 tdw, Bj. 2011 bei Yangfan) hatte kürzlich noch zu einem deutlich niedrigeren Preis von 12,5 Mio. $ den Besitzer gewechselt.

Durchschnittspreise auf dem Weg nach oben

Laut dem griechischem An- und Verkaufsmakler Intermodal Shipbrokers haben die Durchschnittspreise für fünf Jahre alte Capesize- und Panamax-Bulker seit Februar um je gut 8% auf 24 Mio. bzw. 16,3 Mio. $ angezogen.

Die Zuversicht der Käufer basiert auf einer Erholung der Charterraten in den vergangenen Wochen, obwohl viele Experten warnen, dass die Bulkermärkte nach wie vor unter Überkapazitäten leiden. Zuletzt hatten vor allem erhöhte Eisenerz-und Kohlentransporte nach China sowie steigende Tonnagebedarfe für die südamerikanische Getreideernte den Frachtenmarkt angekurbelt.

Die durchschnittlichen Tageserträge im Trip-Zeitchartergeschäft haben sich für Capesize-Bulker auf rund 16.800 $ verbessert, gegenüber nur 2.000 $/Tag vor einem Jahr. Panamaxe und Supramaxe fahren aktuell durchschnittlich rund 9.200 $/Tag ein – vor einem Jahr waren es nur 3.700 bzw. 4.600 $/Tag.

Börsengelistete Unternehmen auf Einkaufstour

Im Rennen um Second-Hand-Tonnage mischen auch die börsengelisteten Schiffseigner an der Wall Street und in Oslo kräftig mit. Anfang der Woche sorgte die Bulker-Reederei Golden Ocean aus dem Konglomerat des norwegischen Tycoons John Fredriksen mit der Übernahme von 16 Bulkern für Schlagzeilen. Das Unternehmen übernimmt die gesamte Flotte der griechischen Reederei Quintana sowie zwei Frachter der Fredriksen-Gesellschaft Hemen für zusammen gut 412 Mio. $. Den Kauf bezahlt Golden Ocean, das seine Flotte im vergangenen Jahr erst massiv heruntergefahren hatte, zu rund einem Drittel mit eigenen Aktien.

Wettbewerber Navios Partners kündigte diese Woche die Ausgabe neuer Aktien im Volumen um 100 Mio. $ an – ebenfalls mit der Begründung, Schiffe kaufen zu wollen. Insgesamt haben börsengelistete Reedereien in New York Schätzungen zufolge dieses Jahr schon fast 2,5 Mrd. $ an frischem Kapital eingeworben, um ihre Flotten weiter oder wieder auszubauen.

Raten in Containerschifffahrt im Aufwind

Am Containerschiff-Markt herrscht seit Anfang März ebenfalls erhöhte Aktivität, nachdem die Charterraten erstmals seit 2015 deutlich nach oben tendieren. Nachdem der Markt lange Zeit völlig illiquide war, gebe es für die meisten angebotenen Schiffe jetzt wieder mehrere Interessenten, was sich bereits in steigenden Preisen manifestiert.

Der Londoner Makler Affinity hob seine Preisbewertung für fünf Jahre alte 6.500-TEU-Schiffe diese Woche von 14 Mio. auf 16 Mio. $ an. Auch kleine, ältere Schiffe, die bis vor kurzem als Verschrottungskandidaten galten, befinden sich im Aufwind. So soll der chinesische Carrier SITC die 2005 gebauten 2.500-TEU-Schiffe »Kanaga Island« und »Elba Island« (mit Geschirr) für zusammen 12,8 Mio. $ übernommen haben.

Skeptiker sehen das Potenzial nach oben allerdings begrenzt und betrachten die jüngsten Verbesserungen eher als Korrektur des massiven Preisverfalls der letzten zwölf Monate. (mph)