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Bulker-Aktien setzen ihren Kursaufschwung im ersten Quartal fort. Nach dem spektakulären Ankauf der Quintana-Flotte steigen die Schiffspreise im Bulker-Segment weiter an

Nach dem günstigen Einstieg bei ­Avance Gas hat John Fredriksen im März über Golden Ocean den Ankauf der Bulker-Flotte[ds_preview] von Quintana gestemmt. Analysten schätzen den gezahlten Aufpreis für die Flotte bei 8–10%. Über Nacht wurde der S&P Markt für Bulker »wachgeküsst«. Am nächsten Morgen lagen die Bewertungen im Markt bereits deutlich höher und die Bulker-Aktien legten an Fahrt zu.

Double Hull Tanker zieren sich

Bereits wenige Wochen vorher hatte der norwegische Investor eine 16%ige Beteiligung an DHT aufgebaut und ein Übernahmeangebot für das Rohöltanker-Unternehmen abgegeben. Die Aktien des Unternehmens konnten seitdem deutlich zulegen, obgleich das Board von DHT den angebotenen Übernahmepreis als zu niedrig abgewiesen hat.

Fredriksen beabsichtigte, den Ankauf der DHT Aktien nicht in bar, sondern über einen Tausch in Aktien von Frontline zu finanzieren. Das aber hätte aus Sicht von DHT die Aktionäre benachteiligt. Egal, ob Fredriksen noch einmal nachbessert oder die Offerte verfallen lässt, seine Beteiligung an DHT hat bereits gut an Wert gewonnen. Alles richtig gemacht! DHT wiederum hat selbst zugeschlagen und übernimmt für 538 Mio. $ die gesamte VLCC-Flotte des Wettbewerbers BW Group. Das bringt Rang 3 unter den weltgrößten Betreibern von Rohöl-Tankern.

Aktienmarkt 13% über Vorjahr

Angetrieben von den Bulker-, Gas- und Liner-Aktien konnte der breite Schifffahrtsaktienmarkt im ersten Quartal um mehr als 13% zulegen. Sorgen bereitet hingegen weiterhin der Container-Sektor, der sich nach der Marktkapitalisierung gemessen stetig ausdünnt. Nur Seaspan und Costamare verfügen noch über akzeptable Marktkapitalisierungen von mehr als 100Mio. $.

Waren die Offshore-Aktien im vierten Quartal noch die »Highflyer«, folgte im ersten Quartal das Jammertal. Einstmals starke Player wie Hornbeck, Tidewater oder Gulfmark kämpfen ums Überleben, während bei asiatischen Adressen wie zum Beispiel Ezra die Gläubiger drohen, das Ruder zu übernehmen. Unter (sehr) langfristigen Gesichtspunkten erscheint ein Einstieg in den Markt auf diesem Kursniveau zwar interessant, der Anleger muss aber damit rechnen, bei ggf. anstehenden Restrukturierungen das Nachsehen zu haben. Jegliche Investments in diesem Markt sollten daher sorgfältig abgewogen werden.

Gas-Aktien mit weiterem Potenzial

Nach der guten Entwicklung im letzten Jahr konnten die LNG-Carrier wie z.B. Gaslog, Golar oder Teekay LNG Partners im ersten Quartal weiter zulegen, wenn auch mit etwas weniger Schwung als im letzten Jahr. Auf Konferenzen ist immer öfter zu hören, dass das aktuelle Orderbuch in wenigen Jahren wohlmöglich nicht ausreiche, die erwarteten Zuwächse im Transportvolumen zu decken. Glaubt man dieser These, bieten die aktuellen »Dips« im Kursverlauf gute Gelegenheit, Bestände auf- oder auszubauen.

Grundsätzlich gilt, dass der Aktienmarkt immer in die Richtung geht, die die Mehrheit der Anleger nicht erwartet. Es verwundert daher nicht, dass die Bulkeraktien just in dem Moment nachgaben, als die ersten Analysten begannen, diesen Sektor unter fundamentalen Gesichtspunkten strategisch auf »Buy« zu setzen und Gerüchte über anstehende neue Bulker-IPOs die Runde machten. Da tut eine kühle Dusche sicherlich mal wieder gut, um die Gemüter zu beruhigen.

Für den langfristig denkenden Anleger, der den kurzfristigen »Noise« am Markt einfach mal für den Moment überhört, sieht die Sache hingegen wohlmöglich anders aus. Auch wenn die Preise für manche Schiffstypen jüngst wieder angestiegen sind, liegen viele noch immer unter den Wiederherstellkosten der Werften, so dass sich ein Langfristinvestment in einem Portfolio gut geführter Unternehmen mit moderatem Leverage sehr wohl lohnen kann.

Zudem fehlen weltweit weiterhin gute Alternativen zum Aktienmarkt. Renten- und Immobilienmärkte sind höher bewertet als manche börsennotierte Reederei. Wir halten es daher für wahrscheinlich, dass mögliche Kurskorrekturen nur kurzfristiger Natur sind. Das Warten auf Godot hat sich bekanntermaßen ja auch nicht gelohnt.