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Die Soldaten der "Atalanta"-Mission kontrollieren nach wie vor die Gewässer vor Somalia – anders als die NATO (Foto: Atalanta)
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Die Sicherheitslage am Horn von Afrika verschärft sich weiter: Somalische Piraten sollen erneut ein Handelsschiff gekapert haben. Medien berichten von der Entführung der »Salama 1«.

Pakistanische und US-amerikanischen Meldungen zufolge haben somalische Piraten zum vierten Mal inn[ds_preview]erhalb kürzester Zeit zugeschlagen. Die Medien berufen sich auf Quellen aus somalischen Behörden. Das kleine pakistanische Handelsschiff wurde demnach von einer Gruppe schwer bewaffneter Männer attackiert, gekapert und entführt.

Sie hatte ein Ladung Nahrungsmittel an Bord, heißt es. Über die Besatzungsstärke oder eine mögliche Lösegeldforderung ist bislang nichts bekannt. Von der vor Ort aktiven EU-Mission »Atalanta« gibt es noch keine Meldung zu dem Vorfall. Eine Anfrage der HANSA blieb bislang unbeantwortet.

Vierte Entführung – besorgniserregender Trend

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Quelle: OceanusLive.org

Die »Opfer« der Piraten sind zwar derzeit vor allem kleine Schiffe und Dhaus, so dass die Überfälle von einigen Akteuren in der maritimen Branche noch nicht wirklich ernst genommen werden. Allerdings: Auch die letzte Hochphase der somalischen Piraterie begann mit Attacken auf verhältnismäßig kleine Einheiten und Fischereischiffe.

Die somalischen Beschwerden über illegale Fischerei nahmen zuletzt wieder deutlich zu – ebenso Warnungen vor einem Wiederaufflammen der Seeräuberei. Erfolgreiche Kaperungen könnten vermeintlich perspektivlose Somalier dazu verleiten, sich erneut mit der Entführung von Schiffen und Seeleuten zu verdingen. Dann könnte auch eine Kaperung eines größeren Handelsschiffes wieder wahrscheinlicher werden, heißt es von Experten.

Kurz vor der Kaperung der »Salama 1« war zuletzt die Entführung der »Al Kaushar« bestätigt worden. Die indische Dhau befindet sich mittlerweile nahe des somalischen Küstenorts Hobyo.

Davor wiederum war das Bunkerschiff »Aris 13« entführt, dann allerdings ohne Lösegeldzahlung auf Druck somalischer Behörden und nach einem kurzen Kampf frei gegeben worden. Nur wenige Tage später gab es Meldungen über die Entführung eines jemenitischen Fischereischiffs, das als Basis für weitere Angriffe genutzt werden sollte.

Hintergrund: EU-Mission & Hotspots

Die EU ist mit ihrer Mission trotz des Rückgangs der Piraterie noch vor Ort. Anders als etwa die NATO. Sie hat mittlerweile ihre Kapazitäten auf andere Krisenherde verlegt und Anti-Piraterie-Operationen am Horn von Afrika zurückgefahren. Seit der Verbesserung der Lage wird über das Problem vor allem im Zuge von Prozessen gegen festgenommene Seeräuber gesprochen, zuletzt etwa im Fall der »Orkim Harmony« oder des Anführers »Big Mouth«.

Die Ursachen der somalischen Piraterie, eine fehlende Perspektive der Bevölkerung, illegale Fischerei und der Bürgerkrieg, sind jedoch nach wie vor sehr präsent. Daher warnen Experten seit langem davor, die Gefahr herunterzuspielen.

Die neuen Entführungen vor Ostafrika haben in der Schifffahrt Bedenken hervorgerufen, dass die Piraterie dort wieder aufflammt. Nach der Hochphase vor einigen Jahren war das Problem unter anderem durch den massiven Einsatz von privaten bewaffneten Sicherheitsteams sowie umfangreichen Militärmissionen von EU, NATO sowie einzelnen Ländern wie China, Südkorea, Japan und Iran – zumindest vorübergehend – gelöst worden.

In den vergangenen Jahren hatten sich vor allem Westafrika und Südostasien als Hotspots der weltweiten Piraterie herausgebildet. Vor Nigeria war zuletzt ein Mehrzweckschiff der Leeraner Reederei Briese gekapert worden. In Asien gelten besonders die Gewässer zwischen den Philippinen und Malaysia als gefährdet. Dort ist die Terrorgruppe Abu Sayyaf aktiv. Auch Segler sind betroffen, wie das Schicksal des deutschen Jürgen Kantner zeigte.