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Der deutsche Coverholder von Lloyd’s baut sein Portfolio deutlich aus.

Die Prämieneinnahmen erholen sich, schreibt Michael Hollmann

Der deutsche P&I-Versicherer Hanseatic Underwriters (»Hanseatic P&I«) tastet sich im schwierigen Marktumfeld weiter nach vorn. Im beendeten[ds_preview] Zeichnungsjahr 2016/17 (per 31.03.) wuchs das Portfolio um rund ein Viertel bzw. 421 Einheiten auf knapp 2.000 Schiffe an, vor allem im Bereich kleinerer Spezialtonnage.

Auch die vereinnahmten Prämien legten spürbar zu, allerdings eher unterproportional: um rund 10% auf 21 Mio. $. Das liegt zu einem an der veränderten Struktur des Bestands (mehr kleinere Einheiten) und zum anderen an der verschärften Preiskonkurrenz im P&I-Geschäft, wie die Geschäftsführer Bert Wardetzki und Tobias Braun im Gespräch mit der HANSA erläutern. »Schlepper und Schuten zahlen weniger Prämie als das Containerschiff«, unterstreicht Wardetzki.

Zudem sei das Prämienniveau bei den jüngsten Renewals am 20. Februar für Hanseatic P&I um 4% gefallen, womit sich der Hamburger Versicherer nach eigener Einschätzung aber noch relativ gut behaupten konnte. Die Nachlässe bei den großen P&I-Gegenseitigkeitsversicherern der International Group sollen Maklerangaben zufolge noch ein bis zwei Prozentpunkte höher ausgefallen sein.

Gut ein Drittel des Geschäftsvolumens bei Hanseatic wird noch traditionell zum 20. Februar erneuert. In den ersten Jahren nach dem Markteintritt 2005 waren es 100%. Was am wichtigsten sei, so Braun: »Wir haben wieder ein profitables Jahr für unsere Lloyd’s-Partner hinbekommen.«

Dabei bezieht sich der Manager auf das vorangegangene und voll abgeschlossene Jahr 2015/16. Die Syndikate der Versicherungsbörse Lloyd’s of London, die den Großteil der Risikokapazität für Hanseatic P&I stellen, konnten demnach 14% der Prämien von seinerzeit rund 19 Mio. $ als Gewinn einstreichen. Oder andersherum ausgedrückt: Die kombinierte Schadenkostenquote (Schäden und Betriebskosten im Verhältnis zum Prämienaufkommen) lag bei 86%. Für das von ordentlichem Wachstum geprägte Zeichnungsjahr 2016/17 lasse sich noch kein Ergebnis abschätzen.

Die Risikoträger aus dem Londoner Markt setzen jedenfalls hohes Vertrauen in die Hamburger, die seit Jahren zu den Top 5 der kommerziellen P&I-Versicherer zählen. Bei der Neubildung des Versicherungskonsortiums für Hanseatic per 1. April bei Lloyd’s of London sei der Andrang überwältigend gewesen. »Wir waren zu 143% überzeichnet«, erklärt Braun.

Neu dabei sind der führende P&I-Rückversicherer XL Catlin, die japanische Sompo Canopius sowie das Syndikat des US-Versicherers Hamilton. Zusammen mit sechs weiteren Lloyd’s-Konsorten decken sie die Basis-Tranche für Schäden bis 50 Mio. $. Die oberen »Layer« der Versicherungssumme von maximal 500 Mio. $ pro Schaden sind ebenfalls bei Lloyd’s und bei der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) in Deutschland platziert.

Vieles deute darauf hin, dass die Versicherer im Lloyd’s-Markt aufgrund desolater Ergebnisse einen Teilrückzug aus der Transportversicherung angetreten haben. Mit WR Berkeley sei kürzlich ein wichtiger Player ausgestiegen. Im Teilsegment P&I könnte sich eine Kapazitätsverknappung am schärfsten auswirken, sagt Braun. Anders als im Seekaskogeschäft gebe es keine anderen Versicherungsmärkte (Asien, Skandinavien), die das Vakuum auffüllen, wenn die Lloyd’s-Syndikate bei der P&I-Rückversicherung auf die Bremse treten. »Wir erwarten deshalb, dass in diesem Bereich schneller wieder Preisdisziplin einsetzen wird«, erklärt Braun.

Dank der verbreiterten Kapazitätsbasis sieht sich Hanseatic gut gerüstet, das Portfolio auszubauen und mehr Geschäft zu zeichnen. Die Konsortialmitglieder seien schon zu deutlich höheren Prämienumfängen mit Hanseatic P&I bereit. »Momentan haben wir nur nicht das richtige Marktumfeld für Wachstum«, stellt Bert Wartdetzki fest. Nur 5% aller Angebote mündeten tatsächlich in Geschäftsabschlüsse. Das zeige, wie groß die Möglichkeiten sind. »Wenn das Prämienniveau anzieht, können wir sehr viel Geschäft binden«, so Wardetzki.

Geographisch konnte Hanseatic P&I sein Portfolio weiter diversifizieren. Rund ein Drittel der versicherten Tonnage stammt aus Deutschland und Nordeuropa, ein weiteres Drittel aus der Türkei und den Mittelmeeranrainern, der Rest verteilt sich auf die ganze Welt. Zu den wichtigen Märkten in Übersee zählen Fernost, Südostasien und die Westküste Südamerikas.
Michael Hollmann