North P&I im HANSA-Interview: Hoffen auf die Zinswende

Paul Jennings, North P&I
Paul Jennings (Foto: North P&I)
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Der North P&I Club ist zuversichtlich, dass er seine millionenschweren Pensionsrückstellungen auf längere Sicht wieder auflösen kann. Das hat Co-Geschäftsführer Paul Jennings gegenüber der HANSA klargestellt.

HANSA: Das Altersvorsorgeprogramm fü[ds_preview]r die Mitarbeiter von North macht erneut hohe Millionenrückstellungen erforderlich. Sonst hätten sie das Kapitalpolster stark ausbauen können. Ein schwerer Rückschlag für North?

JENNINGS: Es ist ein bisschen enttäuschend, dass die Pensionslasten das an für sich gute Ergebnis dämpfen. Das ist eine rein buchhalterische Angelegenheit, die unmittelbar mit der Zinsentwicklung zu tun hat. Niedrige Zinsen bedeuten niedrige Renditen am Rentenmarkt. Dabei sind wir gezwungen, unsere darauf aufbauenden Pensionsverpflichtungen 20 bis 30 Jahre im Voraus auf Basis der heutigen Zinsen zu ermitteln. Wir gehen davon aus, dass das aufgeholt werden kann, wenn die Zinsen mittelfristig steigen. Unsere Kapitalbasis ist auf jeden Fall stark genug.

Warum betrifft das Thema Pensionslasten North P&I scheinbar stärker als die anderen P&I Clubs?

Die Erklärung ist einfach: North hat keine separate Managementfirma wie Thomas Miller oder Charles Taylor für den Club. Alle Mitarbeiter sind direkt beim Club angestellt, deshalb muss die Altersvorsorge direkt in der Bilanz abgebildet werden. Bei anderen Clubs ist es eine Angelegenheit der Managementfirmen, weshalb es nicht in den Club-Bilanzen auftaucht. Nach unserer Kenntnis haben mindestens zwei bis drei P&I-Managementfirmen ebenfalls mit Pensionslasten zu tun.

Im Gegensatz zu einigen anderen großen P&I-Versicherern verzeichnete North im zweiten Halbjahr 2016 verstärkt Großschäden über 1 Mio. $. Haben Sie schlichtweg Pech gehabt?

Ich denke ja. Schäden über 1 Mio. $ weisen traditionell starke Schwankungen auf. Unter 1 Mio. $ können wir die Entwicklung relativ gut vorhersagen, über 1 Mio. $ ist das nicht möglich. Nachdem wir 2015 ein fantastisch niedriges Schadensniveau hatten, ging es im vergangenen Jahr auf ein eher gewohntes Niveau hoch. Die Trends sind für uns dieselben wie für andere P&I Clubs, nur zeitlich verzögert. 2015 war für uns ein sehr mildes Schadensjahr und für die anderen nicht. 2016 war für uns etwas schwieriger. Im Großen und Ganzen ist die Schadensentwicklung weiterhin gedämpft.

Gilt das auch für die ersten Monate dieses Jahres?

Ja wir liegen mit den Schäden etwa ähnlich wie in den gleichen Quartalen von 2015 und 2016, also ziemlich im Rahmen der Erwartungen.

Im North-Geschäftsbericht für 2016 fällt auf, dass die Bruttoprämieneinnahmen stark gefallen sind, um rund 60 Mio. $. Ist das den gesunkenen Rückversicherungskosten geschuldet?

Wir haben das Portfolio der von uns übernommenen Sunderland Marine umgebaut, vor allem das Underwriting in Nordamerika. Dort sind wir jetzt nur noch als Agentur und nicht mehr als Risikoträger aktiv, wodurch sich unsere Prämieneinnahmen um 25 Mio. $ reduziert haben. Das ist der Hauptgrund für den Rückgang.

Aus der Branche ist aber auch zu hören, dass die Nettoprämienraten für die P&I Clubs aufgrund scharfer Konkurrenz dieses Jahr um rund 4% gesunken seien. Trifft das auch für Nord zu?

Ja, das deckt sich mit unseren eigenen Beobachtungen und dem, was wir auch hören.

Die versicherte Flotte für P&I haben Sie binnen zwei Jahren deutlich von 170 Mio. auf 190 Mio. BRZ ausgebaut. Was sind Ihre Wachstumsziele für die nächsten Jahre?

Wir streben ein kontrolliertes Wachstum an, das sich unseren finanziellen Zielen unterordnet. Um die gewünschten Ergebnisse zu erreichen, würden wir auch auf Wachstum verzichten. Dieses Jahr waren wir in der glücklichen Lage, dass der Großteil der Tonnagezunahme organisch erfolgte, durch unsere existierenden Mitglieder. Zudem haben wir von der Zusammenführung von Flotten durch Konsolidierung im Containerbereich profitiert.