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Der Hamburger Hafen hat im ersten Quartal 2017 etwas weniger Container umgeschlagen als im Vorjahr. Die Konkurrenz aus Rotterdam und Antwerpen vermeldete dagegen Zuwächse. Der Gesamtumschlag Hamburgs verbesserte sich jedoch

Der Containerumschlag im Hamburger Hafen blieb im ersten Quartal 20[ds_preview]17 mit 2,2Mio. TEU (-0,7%) nur knapp unter dem vergleichbaren Vorjahreswert, berichtete Hafen Hamburg Marketing (HHM) bei der Vorstellung der Quartalszahlen. Der Warenaustausch mit den asiatischen Häfen verringerte sich um 3% auf 1,2Mio. TEU. Im Containerverkehr mit China, Hamburgs bedeutendstem Handelspartner, der laut HHM-Vorstand Ingo Egloff fast 30% des Containerumschlags der Hansestadt ausmacht, wurden 637.000TEU umgeschlagen (-2,0%).

Zweitwichtigster Handelspartner ist jetzt wieder Russland, das durch einen Sprung auf rund 120.000TEU (+15,6%) an den USA verbeigezogen ist obwohl sich auch hier der Umschlag um 5,5% auf etwa 90.000TEU verbesserte. Mit Singapur, im ersten Quartal 2016 im Containerverkehr noch drittwichtigster Partner der Elbmetropole, ging der Handel indes deutlich zurück. Gerade für diese Destination habe sich die Hanjin-Pleite negativ ausgewirkt, denn die südkoreanische Reederei habe viele Verkehre über den Stadtstaat abgewickelt, so Egloff. Entsprechend hat Singapur als Fünfter in der Rangliste der Top 10 Handelspartner Hamburgs zwei Positionen eingebüßt.

Südkorea ist als Elfter sogar ganz aus dieser Liste herausgefallen, da sich hier die schwierige wirtschaftliche Lage negativ bemerkbar gemacht habe, weil die Produktion zunehmend beispielsweise nach Vietnam verlagert werde, erläuterte Egloff. Dass Polen auch nur noch auf Rang zwölf in der Statistik geführt wird, liegt nach Aussage des HHM-Vorstands an den Direktanläufen großer Reedereien nach Gdansk.

Der Handel mit den übrigen Ostseedestinationen wuchs hingegen, allen voran mit den baltischen Staaten (+28,8%). »Wieder steigende Transshipmentverkehre mit der Ostseeregion bringen Hamburg durch den zweifachen Umschlag vom See- auf das Feederschiff und umgekehrt schnell Mengensteigerungen«, verdeutlichte Egloff.

Insgesamt sei in der Containerschifffahrt das erste Quartal durch die Konsolidierung, die Vorbereitung der Reedereien auf neue Allianzen und die Hoffnung auf eine Erholung im Markt geprägt worden. Allgemein sei noch immer ein Wachstum der Schiffsgrößen festzustellen. Um auf der Elbe die Begegnung und den Verkehrsfluss für große Seeschiffe zu erleichtern, bleibe die vom Bundesverwaltungsgericht am 9. Februar 2017 weitestgehend gebilligte Fahrrinnenanpassung der Elbe daher für den Hafen von großer Bedeutung, bekräftigte Egloff.

Steigerung im Gesamtumschlag

Im Gesamtumschlag konnte der Hamburger Hafen im ersten Quartal jedoch zulegen. Die 35,4Mio. t Güter entsprechen einem Anstieg von 1,7% zum Vergleichszeitraum. Mit den Umschlagzahlen des ersten Quartals liege Deutschlands größter Universalhafen leicht über dem durchschnittlichen Wachstum (+1,6%) der großen Nordrange-Häfen Rotterdam, Antwerpen und den Bremischen Häfen, hieß es.

Die Steigerung ist vor allem auf den Massengutumschlag zurückzuführen, der um 6,7% auf mit 12,2 Mio.t anstieg. Erstmalig sei in Hamburg in diesem Segment damit die 12-Mio.t-Marke in einem Quartal überschritten worden, betonte der HHM-Vorstan, der sich in diesem Segment gleichzeitig über das beste Quartalsergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen freuen durfte. Vor allem das Greifergut, und hier insbesondere Erze (+14,8%) und Kohle (+20%), hätten sich sehr positiv entwickelt.

In den ersten drei Monaten 2017 gingen in der Hansestadt insgesamt 6,4Mio.t. Greifergüter über die Kaikanten, 1Mio.t mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Egloff führte den Anstieg im Kohleumschlag insbesondere auf das Kohlekraftwerk Moorburg zurück, das nunmehr unter Volllast betrieben werde. Bei den Sauggütern lag der Umschlag mit 2,3Mio.t auf Vorjahresniveau. Die 15% weniger umgeschlagenen Ölfrüchte hätten durch die Steigerung im Getreideumschlag (14%) kompensiert werden können, so Egloff. Beim Umschlag von Flüssiggut musste der Hafen indes einen Rückgang um rund 200.000t auf 3,5 Mio.t. verkraften.

Der Stückgutumschlag konnte das Niveau des ersten Quartals 2016 indes nicht ganz halten und ging um 0,7% auf 23,1 Mio.t zurück. Während auf der Exportseite mit 11,9 Mio. t ein Wachstum von 3,4% verzeichnet werden konnte, fiel der Import um 4,7% auf 11,2 Mio.t. Insbesondere der konventionelle Stückgutumschlag brach um 22% ein. Neben dem Wegfall des Umschlagbetriebs am Buss Hansa Terminal sei ein nachfragebedingter Rückgang im RoRo-Verkehr mit Afrika dazugekommen, so Egloff.

Wachstumstreiber Eisenbahn

Rund 11% des gesamten deutschen Schienengüterverkehrs beginnen oder enden im Hamburger Hafen. Mit 2.000 angebotenen Containerzugverbindungen pro Woche ist Hamburg Europas Bahnhafen Nr. 1. Auch im ersten Quartal 2017 entwickelte sich das Transportaufkommen auf der Hamburger Hafenbahn mit 11,6 Mio. t (+0,4%) erneut positiv. Der Containertransport auf der Schiene kam auf 587.000 TEU (+0,4%).

Um den Anteil der Schiene am Gütertransport weiter auszubauen, sei Ende März der Startschuss für das Kooperationsprojekt »Hamburg-NRWplus« erfolgt. Die beiden Bundesländer werden vor allem über die Marktkontakte von HHM bei Unternehmen für eine stärkere Nutzung der Eisenbahn für Gütertransporte werben. Auch neue Containerzugangebote, wie die von der Warsteiner Brauerei Anfang des Jahres begonnene Verbindung zwischen Warstein und Hamburg, sorgen für mehr Transportkapazität auf der Schiene.

Zuwächse in den ARA-Häfen

Während auch die beiden übrigen deutschen Containerhäfen Bremerhaven (-1%) und Wilhelmshaven an Containern verloren haben, entwickelte sich der Boxenumschlag in den großen westlichen ARA-Häfen positiv. In Rotterdam gingen in den ersten drei Monaten dieses Jahres 3,27Mio.TEU über die Kaikanten. Durch den Zuwachs von 8,8% zum Vergleichszeitraum des Vorjahres habe Europas größter Seehafen seinen Marktanteil auf rund 33% ausbauen können, berichtete Egloff. Dies habe an den nun vollständig funktionierenden Terminals auf der Maasvlakte 2 gelegen, aber auch an den steigenden Transshipmentverkehren.

Antwerpen verzeichnete ebenfalls eine Steigerung, die mit 0,7% auf 2,48Mio. TEU aber im Vergleich zu Rotterdam deutlich geringer ausfiel. Vor wenigen Jahren war Antwerpen in der Rangliste der umschlagsstärksten Containerhäfen jedoch noch hinter Hamburg platziert. Mittlerweile vergrößert sich der Abstand kontinuierlich. Allerdings müssten sich die Belgier, die einen weiteren neuen Containerhafen im Antwerpener Stadtteil Doel errichten wollten, etwas Neues überlegen, denn das sogenannte Saeftinghedok sei nicht genehmigt worden, bemerkte Egloff.


Thomas Wägener