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Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Dieses geflügelte Wort passt auf die derzeit arg umstrittene Neuregelung für mehr[ds_preview] Sicherheit auf Traditionsschiffen. 

Verbände sehen den Untergang der deutschen Traditionsschifffahrt, Politiker geben berechtigte Kritik am neuen Regelungswerk an das Ministerium weiter, dort prallt sie ab wie von Teflon. Selbst der küstenstämmige Adlatus des Ministers, Enak Ferlemann, verteidigt die überzogene Gesetzgebung.

»Das riecht nach Meuterei«, schrieb ein User in einem Leserforum und rief zum Widerstand auf gegen die ministerielle Regelungswut auf. Niemand hat etwas gegen ausreichende Sicherheit, auch nicht auf Traditionsschiffen. Aber muss die Holztreppe, die sechzig Jahre beste Dienste tat, nun metallisch unterfüttert werden, wegen Brandschutz? Muss die Crew nun Appendix-Extraktionen erfolgreich machen können? Muss Nachweis der Gemeinnützigkeit nun durch teure Wirtschaftsprüfer attestiert werden? Muss die Ankerkette, die 50 Jahre ausreichend lang war, nun mitsamt Anker vergrößert werden? Die Liste der Unsinnigkeiten lässt sich leicht verlängern.

Mir ist unbekannt, dass Traditionsschiffe der Inbegriff für Unsicherheit und Unfallhäufung waren. Keine Frage, wenn an Bord etwas nicht in Ordnung ist, müssen Missstände beseitigt werden. Aber das geht auch mit der bisherigen Regelung, und Fingerspitzengefühl. Da kann man notfalls modifizieren, dafür muss keine überzogene Gleichsetzung mit der gewerblichen Schifffahrt erfolgen.

Wer das Ehrenamt stärken will, und davon ist bei Traditionsschiffen oft die Rede, braucht Augenmaß. »Rüm hart – klar Kimming« möchte man dem bayerischen Minister und seinem Staatssekretär zurufen, dann wird die Reise gut.

Wer den Fortbestand der Traditionsschiffe in Deutschland tatsächlich im Visier hat, lässt die Finger von allen überzogenen Bürokrateleien. Es reicht, dass, wie es den Anschein hat, sich der maritime Standort Deutschland langsam verabschiedet. Da müssen nicht auch noch die Wurzeln dieses einst strahlenden Wirtschaftszweiges beseitigt werden.

In der Hoffnung, dass doch noch Vernunft einzieht, vielleicht sogar unerwartet von der Europäischen Union, die aktuell über den Regelungen brütet, bleibt vielleicht den Traditionsschiffern der Trost von Udo Lindenberg: »Hinterm Horizont geht‘s weiter«. Irgendwie…


Hermann Garrelmann