Print Friendly, PDF & Email

Fusionen und Allianzveränderungen in der Linienschifffahrt führen in Kombination mit erhöhten Umschlagmengen aktuell zu massiven Abfertigungsproblemen in den Westhäfen.

Leidtragende sind vor allem Ex- und Importeure, die für den Vor- und Nachlauf ihrer Container auf das Binnensch[ds_preview]iff setzen. Laut dem Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) gerät die Abfertigung in Rotterdam und Antwerpen »zunehmend zum Desaster«.

Seit Ende Mai seien die zeitlichen Verzögerungen für Binnenschiffe in den Terminals dort eskaliert. Der BDB beklagt mehrtägige Verspätungen, »verbindliche Abfertigungstermine gibt es nicht mehr«, so der Verband. In Rotterdam betrügen die Wartezeiten zum Laden und Löschen bis zu 120 Stunden, in Antwerpen bis zu 96 Stunden.

Auch Cyber-Angriffe haben Folgen

Schuld an der Misere und der Kapazitätsengpässe seien vermutlich umfangreiche Fahrplanumstellungen infolge der Konsolidierung und Allianzneuordnung unter den Linienreedereien. Bei Auslastungsquoten von 90% hätten die Terminals in den Westhäfen kaum Spielraum, sich auf unvorhergesehen Entwicklungen einzustellen. Verschlimmert worden sei die Lage noch durch den Cyberangriff auf das neue Maasvlakte-II-Terminal von Maersk/APM Terminals, heißt es.

Der Hafen Rotterdam nennt in einer Stellungnahme gegenüber der HANSA als zusätzliche Gründe ein beschleunigtes Umschlagwachstum von 10% in den ersten vier Monaten dieses Jahres und eine steigende Spitzenbelastung aufgrund höherer Umschlagvolumina pro Großcontainerschiff. Trotz großer Anstrengungen aller beteiligten Parteien ließen sich die Wartezeiten in den kommenden Wochen wohl nicht abstellen, heißt es.

Eine Sprecherin der Hafenbehörde Antwerpens erklärte, dass bereits ein runder Tisch mit Vertretern von Terminals und Binnenschiffsreedereien eingerichtet worden sei. »Bereits in den kommenden Wochen und Monaten sollten sich die Ergebnisse der getroffenen Absprachen praktisch auswirken«, sagte die Sprecherin. Der niederländische Binnenschiffs-Operateur BCTN ließ mitteilen, dass er an einer intensiveren Bündelung von Containern pro Terminal und einem verbesserten Datenaustausch mit den Seeterminals arbeite, damit die Prozesse beschleunigt werden könnten.

Hoffnung in deutschen Häfen

Die »OOCL Hong Kong« am JadeWeserPort in Wilhelmshaven
Die »OOCL Hong Kong« am JadeWeserPort in Wilhelmshaven. Foto: Scheer

Unterdessen machen sich die deutschen Nordseehäfen Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven Hoffnung, den Westhäfen Ladung abnehmen zu können. So weist der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) darauf hin, dass die deutschen Terminals Container wie gewohnt abfertigten. Die Probleme in Rotterdam und Antwerpen verdeutlichten auch die strategische Bedeutung der deutschen Seehäfen für den Wirtschaftsstandort, so der ZDS. Zur Stärkung der hiesigen Verkehrsinfrastruktur müssten der Bundesverkehrswegeplan, das Nationale Hafenkonzept und der Aktionsplan Güterverkehr und Logistik schnell umgesetzt werden. (mph)