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Der deutsche Industriekonzern Siemens hat vom Netzbetreiber TenneT einen weiteren Auftrag über eine Netzanbindung für Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee erhalten.

Man liefere die komplette Technik zur effizienten Gleichstromübertragung für die Netzanbindung »DolWin6«, t[ds_preview]eilte Siemens jetzt mit. Der spanische Partner Dragados Offshore se ein führender Generalunternehmer in der Energie-Branche und verantwortet in dem Auftrag Bau sowie Offshore-Installation der zugehörigen Plattform. Die Gleichstromkabel liefert der Kabelhersteller Nexans. Lieferung und Verlegung der Kabel wurden vom deutsch-niederländischen Netzbetreiber TenneT separat ausgeschrieben und gehören daher nicht zum Lieferumfang. Siemens macht keine genauen Angaben zum Auftragswert, spricht lediglich von einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Nach der Fertigstellung soll »DolWin6« genug Strom übertragen, um knapp eine Million deutscher Haushalte zu versorgen. Die kommerzielle Inbetriebnahme ist für 2023 geplant.

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Rald Christian, CEO der Division Energy Management, Siemens AG (Foto: Siemens)
CEO of Energy Management Division, Siemens AG

»DolWin6 markiert einen neuen Meilenstein zum Gelingen der Energiewende. Mit dem Auftrag sind wir Technologiepartner bei sechs von zehn Gleichstrom-Projekten«, erklärt Ralf Christian, CEO der Energy Management Division bei Siemens. Nach Inbetriebnahme von BorWin3 und DolWin6 sollen mit Siemens-Technik rund 4,7 GW elektrische Leistung aus erneuerbaren Energien an Land übertragen werden. »Das reicht aus, um knapp fünf Millionen deutsche Haushalte mit Strom aus umweltfreundlichem Windstrom zu versorgen«, so Christian weiter.

Erster Einsatz für DC CS

Siemens liefert die komplette Technik zur Hochspannungsgleichstrom-übertragung (HGÜ) und setzt nach eigenen Angaben erstmals die kompakte Schaltanlage DC CS (direct current compact switchgear) ein. Die neue gasisolierte Schaltanlage für 320 Kilovolt (kV) Gleichstrom spare im Vergleich zu bisherigen luftisolierten Lösungen bis zu 95 % an Platz. Beim Einsatz auf einer Offshore-Plattform könne die Plattformgröße so um rund 10 % reduziert werden, so die Mitteilung.

Die Offshore-Plattform wird von Partner Dragados im spanischen Cadiz gebaut und anschließend zu ihrem Installationsort geschleppt. Siemens verantwortet den kompletten Bau der HGÜ-Landstation in Emden Ost. Dort errichtet Siemens derzeit den Landkonverter für die Gleichstromanbindung BorWin3.

Anbindung für mehrere Projekte

Mit der rund 90 km langen Netzanbindung DolWin6 können mehrere Offshore-Windkraftwerke ans Festland angebunden werden. In einem Auktionsverfahren der Bundesnetzagentur konkurrieren mehrere Offshore-Windparks um einen Anschluss an DolWin6. Das Projekt Gode Wind 3 hat bereits einen Zuschlag erhalten; weitere Offshore-Windparks werden in der kommenden Auktionsrunde um den begehrten Netzanschluss bieten.

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Grafik: Siemens

Der von den Windkraftwerken angelieferte Wechselstrom mit 155 kV Spannung wird auf der DolWin6-Offshore-Plattform in Gleichstrom mit 320 kV umgewandelt und mit einem rund 45 km langen Seekabel bis zum Festland nach Hilgenriedersiel transportiert. Auf See wird die Insel Norderney dabei mittels Horizontalbohrungen unterquert. Von Land aus wird der Strom über ein ebenfalls rund 45 km langes Erdkabel nach Emden/Ost übertragen. Dort baut Siemens eine weitere Konverterstation, um den Gleichstrom wieder in Drehstrom umzuwandeln und in das Hochspannungsnetz einzuspeisen.

 

Insgesamt realisiert Siemens nun sechs von zehn Nordsee-Netzanbindungen in Gleichstromtechnik für TenneT. Die bisherigen Projekte sind: HelWin1 (576 MW) und HelWin2 (690 MW) vor Helgoland, BorWin2 (800 MW) vor Borkum sowie SylWin1 (864 MW) vor Sylt. Diese Netzanbindungen sind 2015 sukzessive in Betrieb genommen worden, die Projekte BorWin3 (900 MW) und nun auch DolWin6 (900 MW) werden derzeit realisiert.