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Palfinger Marine hat seine neue Rettungseinheit einem Besatzungstest unterzogen.

Sie bietet Platz für 440 Personen und setzt neue Maßstäbe. Von Thomas Wägener

Insgesamt hatten sich 200 Mitarbeiter und 240 Freiwillige im Alter zwischen 8 und 88 Jahren für den Besatzungstest in der[ds_preview] Produktionshalle von Palfinger Marine im norwegischen Seimsfoss eingefunden. Laut den internationalen Vorschriften müssen Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes in einem Ernstfall innerhalb von höchstens zehn Minuten in einem Rettungsboot untergebracht werden.

Gleich der erste Test sei erfolgreich verlaufen und die Marke von zehn Minuten sei deutlich unterschritten worden, sagt Arild Lokøy, Global Products Director bei Palfinger. Alle 440 Personen seien von einer Musterstation, die in genau der gleichen Entfernung vom Rettungsboot wie auf einem echten Kreuzfahrtschiff platziert worden sei, bereits im ersten Versuch innerhalb von nur Fünf Minuten und 21 Sekunden an Bord des 15m langen und 5,50m breiten Rettungsbootes gekommen. Niemals zuvor hätten so viele Menschen in so kurzer Zeit in einer einzigen Rettungseinheit Platz gefunden, sagt das Unternehmen, das somit eine neue Rekordmarke gesetzt hat.

Während des einstündigen Tests sei die Übung noch ein weiteres Mal durchgeführt worden, so Palfinger. Zwar sei er überzeugt gewesen, das Rettungsboot innerhalb der vorgegebenen Zeit zu besetzen, dennoch sei er erleichtert, es tatsächlich demonstriert zu haben, sagt Lokøy.

Das Rettungsboot mit der Bezeichnung »MPC 49« verfügt über vier Eingänge und ist mit zwei Decks ausgestattet. Damit sei es weltweit das erste Rettungsschiff, das mit mehr als einem Deck konzipiert worden sei. Es soll im Kreuzfahrtmarkt neue Maßstäbe setzen. Man freue sich nun, diese High-End-Rettungsboote an die Kunden zu liefern, so Lokøy.

Bereits im Jahr 2015 hatte Palfinger einen Auftrag bekommen, 24 Tenderboote, zwölf Rettungsboote, 36 Davit-Anlagen und sechs Rettungsbootstationen für mehrere bei STX France gebaute Kreuzfahrtschiffe zu liefern. Das komplette Rettungspaket befinde sich derzeit in der Produktion, so Palfinger. Der erfolgreich bestandene Besatzungstest der »MPC 49« habe für dieses Projekt einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Das Unternehmen macht jedoch weder Angaben dazu, für welches Kreuzfahrtschiff die Neuentwicklung bestimmt ist noch für welche Luxusliner die übrige Ausrüstung vorgesehen ist.

Komplette Neuentwicklung

Bis auf die Motoren hätten alle Bauteile des »MPC 49« neu entwickelt werden müssen, informiert Palfinger, denn bei den überschaubaren Stückzahlen gebe es keine Unterlieferanten, die solche Bauteile im Regal liegen hätten.

In der von der International Martime Organisation (IMO) erlassenen Vorschrift SOLAS (International Convention for the Safety of Life at Sea) ist streng reguliert, aus welchen Materialien Rettungsboote zu fertigen sind. Das Gewicht sei einer der kritischsten Faktoren, bekräftigt Palfinger. Deshalb sei alles bis ins Detail von den eigenen Konstrukteuren berechnet worden. Ein Fehler bei der Berechnung oder auch ein Nichtbestehen des Belastungstests hätte einen enormen Rückschritt bedeutet. Es gebe aber bereits ein großes Interesse an der neu entwickelten Rettungseinheit, sagt der Hersteller. Schon vorab, aber insbesondere nach der Fertigstellung des ersten Bootes sei der Vertrieb dabei, die Kunden zu informieren und Besichtigungen durchzuführen. Palfinger hat nach eigenen Angaben Aufträge für eine neue Schiffsserie in den Büchern, die schon bald bei STX in Frankreich gefertigt werden soll. Überdies wird das Pendant, ein großes 17,50m langes Tenderboot derzeit gebaut. Es sei in vielfältigen Ausführungen erhältlich, und verfüge über einen großen Komfort, heißt es.

Palfinger hat von 1980 bis über das Jahr 2000 hinaus einen großen Teil der Kreuzfahrtschiffe mit Lifesaving-Equipment ausgestattet. Danach gab es jedoch eine längere Pause. Mit den neu entwickelten Produkten kehrt das Unternehmen nun in dieses Geschäft zurück. Die Kunden würden dies schätzen, sagt der Hersteller. Zudem sporne das Auftragsbuch mit Bestellungen für Kreuzfahrtschiffe zu mehr an.

Die Zentrale der Palfinger Gruppe befindet sich in Bergheim, Österreich. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen, das etwa 9.000 Beschäftigte hat, den Umsatz um 10,3% auf den neuen Rekordwert von 1,357Mrd. € erhöhen.


Thomas Wägener