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Die Strandung des Containerschiffs »Kea Trader« entwickelt sich offenbar zu einem Totalschaden. Für die Seekaskoversicherer und die P&I Clubs könnte es teuer werden.

Schon jetzt ist klar, dass es auf einen der teuersten Bergungsfälle der vergangenen zwei Jahre hinauslaufen wi[ds_preview]rd. Wahrscheinlich wird die »Kea Trader« als Totalverlust abgeschrieben werden müssen. Das Schiff, das erst im Januar von der Wenchong-Werft in China abgeliefert wurde, hat nach Maklerangaben rund 33 Mio. $ gekostet.

Einen Monat nachdem das in Seatrade-Charter fahrende Containerschiff (Bj. 2016, 2.194 TEU) in der Nähe von Neukaledonien im Südpazifik auf Grund gelaufen ist, steht der Termin für das geplante Aufschwimmen des Frachters noch in den Sternen. Wie der Eigner, die in London ansässige Reederei Lomar Shipping, heute bekannt gab, sind der Brennstoff und das Schmieröl an Bord der »Kea Trader« vollständig abgepumpt worden.

Hubschrauber im Einsatz

Dieser Prozess habe 15 Tage in Anspruch genommen. Da es der Bergungsreederei Ardent Maritime offenbar nicht möglich war, mit einer Barge nahe genug an den auf Grund liegenden Frachter heranzukommen, musste das Öl direkt auf dem Havaristen in Behälter gepumpt und per Helikopter von Bord geholt werden. Zwei Hubschrauber seien dabei zum Einsatz gekommen.

Kea Trader diver inspection hull
Ein Taucher der Bergungsfirma inspiziert den Rumpf (Foto: Ardent)

Ab jetzt geht es zunächst darum, die Ladung der »Kea Trader« abzuleichtern, bevor es ans Aufschwimmen des Havaristen gehen kann. Die »Kea Trader« hat noch 750 Container an Bord – davon rund 200 beladen, der Großteil leer.

Teures Bergungsgerät vor Ort

Bei ersten Versuchen unter Einsatz der bordeigenen Kräne seien inzwischen sechs Transportbehälter gelöscht und auf eine Barge vor Ort umgeladen worden, heißt es. Bis alle Boxen abgeleichtert sind, könnten noch Monate vergehen, teilte Lomar mit.

Für die aufwändige Aktion werden die Gerätschaften vor Ort massiv aufgerüstet: Aus Singapur sei bereits ein großer Schwimmkran geordert worden, hinzu kommt ein Schwergut-Hubschrauber vom Typ »Sikorski Skycrane«. »Die Kea Trader befindet sich in einer entlegenen Gegend im Pazifik, was diesen Prozess langwierig und komplex macht«, schreibt Lomar im jüngsten Lagebericht.

Kea Trader
Foto: FANC

Der Marktwert für das Typschiff dürfte inzwischen weiter gesunken sein. Sollte sich die Bergung tatsächlich noch ein bis zwei Monate hinziehen, würden allein die Kosten dafür wohl die Kaskotaxe (Versicherungswert) übertreffen. »Die Kosten dürften wohl bis in die International Group der P&I Clubs durchschlagen«, vermutet ein Gutachter mit Erfahrungen aus zahlreichen anderen Havarien im Gespräch mit der HANSA.

Bei der inzwischen vor Ort befindlichen Flotte an Schleppern, Bargen, Helikoptern und anderem Equipment dürften sich die Bergungskosten leicht auf mehrere Hunderttausend Dollar pro Tag belaufen, so der Experte. Da die Kaskoversicherer die »Kea Trader« wohl als technischen Totalschaden aufgeben müssten, bleibt der P&I Club als Haftpflichtversicherer für die Bergung oder Beseitigung des Havaristen in der Pflicht.

P&I Club Skuld in der Pflicht

Die P&I-Deckung liegt bei dem norwegischen Club Skuld, der vor Ort durch den Gutachter Stephen Tierney als Special Casualty Representative (SCR) vertreten wird. Da die Bergungsfirma Ardent die sogenannte Scopic-Klausel in der dem Auftrag zugrunde liegenden Lloyd’s Open Form aktiviert hat, läuft die Kostenuhr bereits zu Lasten der P&I Clubs.

Die Vergütung für den Berger orientiert sich damit ohnehin nicht mehr an den zu rettenden Werten, sondern wird nach einem vorher festgelegten Tarif berechnet. Der norwegische P&I Club stehe nun vor einer schwierigen Entscheidung, so ein anderer Experte gegenüber der HANSA: Soll die Bergung weiter unter »Scopic« laufen oder soll der Vertrag gekündigt und die Bergung in eine Wrackbeseitigung umgewandelt werden. Letzteres würde es dem Versicherer ermöglichen, das Projekt neu auszuschreiben und die Kosten womöglich nach unten zu verhandeln.

Bleibt zu hoffen, dass der »Kea Trader« das Schicksal des Ende 2011 vor Neuseeland havarierten Panamax-Containerschiffes »Rena« erspart bleibt. Es brach drei Monate nach der Strandung im Januar 2012 entzwei und ging als einer der teuersten Schäden für die P&I-Seite in die Geschichte ein. Lomar betont jedoch, dass sich der auf felsigem Grund aufgelaufene Frachter in einem »stabilen Zustand« befinde. (mph)