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Gelatinebehälter in der Werkstatt der Lloyd Werft (Foto: Lloyd Werft)
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Wenn der klassische Schiffbau schwächelt, brauchen Werften alternative Geschäftsideen, auch wenn es ungewohnt erscheint. Die Lloyd Werft setzt auf die Fertigung von Gelatine-Behältern und hat sich einen neuen Auftrag gesichert.

Zwar hat die Werft auch Aufträge für Wartung und Übe[ds_preview]rholung von Schiffen – etwa für die »Polarstern« oder Kreuzfahrtschiffe – dennoch ist Zusatzgeschäft sehr willkommen. Jetzt hat die Werft, die mittlerweile zum Genting-Konzern aus Hongkong gehört, vom niederländischen Unternehmen Trobas Gelatine BV, einer der führenden Hersteller in der Gelatineprodukten für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie in Europa, den Auftrag für die erneute Produktion, Lieferung und Endmontage von jeweils zwei Wasch- und Kochbehältern für die Erweiterung der dortigen Produktionskapazität erhalten. Das Trobas-Werk in Dongen hat bereits sechs Anlagen der Lloyd Werft, die letzte Lieferung von je zwei Koch- und zwei Waschbehältern erfolgte im Jahr 2008, wie jetzt mitgeteilt wurde.

Lloyd Werft, Sozialplan, Arbeitsplätze
Blick auf das Gelände der Lloyd Werft in Bremerhaven (Foto: Lloyd Werft)

Der aktuelle Auftrag besteht aus der Fertigung von je zwei rechteckigen Waschbehältern vom Typ 60 aus Edelstahl mit den Werkstoffnummern 1.4571 bzw. 1.4301, die 6,80 m lang, 5,20 m breit und 3,90 m hoch sind. Das Transportgewicht der mit mechanischen Rührwerken ausgestatteten Behälter beträgt jeweils 12 Tonnen. Die beiden, mit einer Bodenheizung ausgerüsteten, Kochbehälter vom Typ 40 sind 5,20 m lang, 4,25 m breit und 3,30 m hoch und verfügen über ein Volumen von jeweils 40 m³. Diese Behälter mit einem Transportgewicht von jeweils 14 Tonnen werden zudem mit mechanischen Kappsieben und Rührwerken sowie einer Förderschnecke ausgestattet. Als Werkstoff kommt hier ebenfalls Edelstahl zum Einsatz.

Laut Produktionsleiter Thomas Birreck besteht das Projektteam neben der Konstruktion aus rund zehn zertifizierten Edelstahlbauern und Schweißern der Werft, die über langjährige Erfahrungen verfügen, zumal die Edelstahlverarbeitung auf bei den weiteren Geschäftszweigen der Werft, wie dem Yachtbau, Anwendung findet. Die Behälterproduktion erfolgt in der Sonderfertigungshalle, der so genannten »weißen Werkstatt« auf dem Werftareal im Bremerhavener Kaiserhafen und bis zum Frühjahr 2018 sollen die großvolumigen Behälter abgeliefert werden.

Umstrukturierung seit Frühjahr

Die Lloyd Werft treibt bereits seit dem Frühjahr eine Umstrukturierung ihrer Geschäfte voran. Im Februar wurde eine strategische Neuausrichtung verkündet, die Werft will sich auf den Neubau von Megayachten und Spezialschiffen sowie den Umbau von Yachten und Kreuzfahrtschiffen fokussieren. Das Reparaturgeschäft werde dagegen aufgegeben. Dafür sei ein Stellenabbau »unumgänglich«, heiß es. Der Abbau von mehr als 100 Arbeitsplätzen betrifft sämtliche Bereiche der Werft. Betroffene Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich bei den ebenfalls zum Genting-Konzern gehörenden MV Werften an der Ostsee zu bewerben und sollten dort im Rahmen des umfangreichen Rekrutierungsprogrammes bevorzugt behandelt werden.

Gelatine seit 40 Jahren

Die Lloyd Werft liefert nach eigenen Angaben seit über 40 Jahren für die Lebensmittelindustrie spezielle Behälter für die Gewinnung von Gelatine. Birreck kennt die Historie zu der Entwicklung selbst nicht, die vor über 40 Jahren zur Aufnahme dieses anspruchsvollen Behälterbaus auf dem traditionsreichen Werftbetrieb geführt haben.

Bislang wurden am Standort Bremerhaven schon über 60 verschiedene Koch- und Waschbehälter mit einem Nutzinhalt von 11 bis 130 m³ für die Gelatineproduzenten erstellt, wovon es in Europa rund ein halbes Dutzend gibt.