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Die als »Chennai 6« berühmt gewordenen, in Indien inhaftierten Anti-Piraterie-Kämpfer sollen schon bald in ihre Heimat zurückkehren dürfen. Ein Berufungsgericht ordnete jetzt nach jahrelangem Streit die Freilassung an.

Ein unrühmliches Kapitel der erfolgreichen Arbeit privater be[ds_preview]waffneter Sicherheitsdienstleister gegen somalische Piraten könnte bald ein Ende finden: Die ehemaligen britischen Soldaten Nick Dunn, Paul Towers, Nick Simpson, Ray Tindall, John Armstrong und Billy Irving waren im vergangenen Jahr zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Da wurden sie – gemeinsam mit weiteren 29 Männern der »Seaman Guard Ohio« – allerdings schon drei Jahre lang von den indischen Behörden festgehalten. Nach langem Hin und Her über Seegrenzen, illegaler Bunkerung und Waffenbesitz war als Grund für die Verurteilung letztlich die illegale Einfuhr von Waffen in indische Gewässer genannt worden.

Die Familien der Männer versuchten, auf verschiedensten Wegen, dagegen vorzugehen. Selbst die britische Regierung schaltete sich ein. Doch bislang waren alle Versuche erfolglos, die Behörden zu überzeugen. Nun also doch die Kehrtwende. Nachdem die »Chennai 6« Berufung einlegten, entschied jetzt ein Gericht nun, dass die Anti-Piraterie-Kämpfer frei zu lassen seien. Wie es nun weitergeht, ist noch unklar, die Beteiligten hoffen auf eine schnelle Rückkehr in ihre Heimat.

Hintergrund: Was war geschehen?

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Die »Seaman Guard Ohio« sorgt seit Jahren für einen Rechtsstreit in Indien (Foto: Mission to Seafarers)

Am 12. Oktober 2013 war die »Seaman Guard Ohio« nahe des Golf von Mannar von indischen Sicherheitskräften zunächst festgehalten und schließlich in den Hafen von Tuticorin eskortiert worden. Das ursprünglich als Patrouillenboot gebaute Schiff gehörte zu dieser Zeit dem US-amerikanischen Sicherheitsdienstleister Advanfort, der der internationalen Schifffahrt mit zwischenzeitlich sechs Basisschiffen private bewaffnete Begleitung zum Schutz vor Angriffen somalischer Piraten anbot.

Die »Seaman Guard Ohio« diente dem Eigner als eines jener schwimmenden Waffenlager, die in internationalen Gewässern von Dienstleistern positioniert werden, und für die Guards als Basis dienen, von der sie zu Handelsschiffen aufbrechen. Ein übliches Vorgehen, mit dem viele Anbieter die zum Teil sehr strengen Waffen- und Sicherheitsgesetze umgehen, die in einigen Ländern vorherrschen. Im Jahr 2014 beispielsweise gab es mindestens 30 derartiger schwimmender Waffenlager von mehr als 12 Firmen, die im Indischen Ozean, im Persischen Golf oder im Roten Meer stationiert waren.

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Der Supreme Court in Indien (Foto: egaleagle86)

Anlass für die ursprüngliche Kontaktaufnahme der indischen Sicherheitsbehörden war nach offizieller Darstellung, dass das Schiff »illegale« Bunkeraktivitäten durchführte und zwar innerhalb der indischen Territorialgewässer. Als die Beamten an Bord kamen, bemerkten sie darüberhinaus einen Vorrat an 35 Waffen, 102 Magazinen und 5.682 Schuss Munition, die die Guards bei ihren Anti-Piraterie-Engagements nutzen. Zudem habe der Kapitän zunächst nicht erklärt, warum er überhaupt in der Region unterwegs gewesen sei.

Lesen Sie hier die ganze Geschichte der »Chennai 6« und der »Seaman Guard Ohio«, inklusive einer Analyse der juristischen Streits sowie der dubiosen Rolle des Schiffseigners Advanfort und seiner Manager.