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Im Hafen Rostock werden die Grundlagen für weiteres Wachstum hin zum Getreidehub gelegt. Ein neues Getreidelager- und Terminal erhöht die Kapazitäten deutlich

Seit Ende September wir im Rostocker Überseehafen an einem neuen Getreidelager gebaut. Bauherr ist die GT Rostock, ein Gesellschafterverbund bestehend[ds_preview] aus der Ulmer Firma Beiselen und den drei norddeutschen Agrarhandelsunternehmen Rudolf Peters Landhandel aus Winsen/Luhe, J. Stöfen aus Wesselburen und Trede & von Pein aus Itzehoe.

Auf einer Fläche von rund 5ha auf der westlichen Seite von Pier IV am Liegeplatz 18 entsteht eine Getreidesilo- und Verladeanlage mit 160.000t Silokapazität. Insgesamt umfasst die Getreideerfassungs- und Siloanlage 18 Silos für die Lagerung, Probennahmegebäude mit Labor- und Büroräumen, Getreideannahme für Bahn und Lkw, Schaltwarte und Maschinenturm, Verladung mit Förderbandbrücke sowie eine Werkstatt. Die GT Rostock investiert insgesamt rund 28Mio.€ in den Neubau. Bis zum Ende des Jahres 2018 soll er fertiggestellt sein.

Ebenfalls bis Ende 2018 errichtet das Umschlagunternehmen Euroports Germany für 10Mio.€ einen neuen Getreidebelader mit einer Nennleistung von 1.200t pro Stunde. Diesen nutzt GT Rotsock über die Förderbandanlage für seinen Getreideexport. Euroports Germany betreibt bereits einen Getreidebelader im Hafenbecken C an Liegeplatz 17, ein weiterer wird von einem Agrarunternehmen an Liegeplatz 13 betrieben. Mit dem bis Ende des Jahres 2018 zu errichtenden neuen Belader im Überseehafen Rostock sollen Kapazitätsengpässe beseitigt werden.

Einzugsgebiet bis Tschechien

Über den zur GT-Rostock-Anlage gehörenden Gleisanschluss und die dafür bestehende Annahmeeinrichtung können laut Beiselen auch Ganzzüge schnell entladen werden. Hier rechnen die Betreiber sogar mit Lieferungen über die Schiene aus Tschechien. Das Land verfüge selbst über keine Exporthäfen und habe momentan aufgrund nicht ausreichender Wasserstände Schwierigkeiten mit der Binnenschifffahrt. Hans-Bernhard Overberg, Geschäftsführer von GT Rostock, erklärt: »Mecklenburg-Vorpommern ist aufgrund der klimatischen Begünstigung prädestiniert für den Anbau von Getreide und Raps und das hier produzierte Getreide ist auf dem Weltmarkt begehrt. Aber auch das Getreide weiter südlich und in angrenzenden Ländern wie Tschechien und Südpolen passt logistisch nach Rostock, so dass wir einen deutlich größeren Erfassungsradius als bisher für Rostock realisieren wollen. Der hier existierende Tiefwasserhafen und die Leistungsfähigkeit der Verladeanlagen machen es möglich.«

Konkurrenz mit Gdansk

Das passt in das Konzept des Hafenbetreibers, Rostock zum Hub für Getreideladungen auszubauen. Das hatte hatte Jens Scharner, Geschäftsführer von Rostock Port, auch Anfang 2017 gegenüber de HANSA erklärt (s. HANSA 02/2017). Die mittlerweile in den Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP) aufgenommene Vertiefung des Seekanals ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Von 14,50m soll die Hafenzufahrt auf 16,50m ausgebaggert werden, um gegen Wettbewerber wie Gdansk bestehen und Massengutfrachter bis 120.000dwt voll beladen abfertigen zu können. Auch Overberg sagt: »Solch ein Projekt packt man als Unternehmen nur an, wenn man Vertrauen in die Weiterentwicklung und zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Seehafens Rostock hat.« Die Seekanalvertiefung sei im BVWP aufgeführt, Ausbau und Vertiefung der Hafenbecken in Vorbereitung. Man vertraue vor dem Hintergrund größer werdender Schiffseinheiten auf eine konsequente Umsetzung dieser Vorhaben, um auch zukünftig, wettbewerbsfähig exportieren zu können. »Dass Rostock in Sachen Tiefgang bereits heute beispielsweise gegenüber Gdansk deutlich im Hintertreffen ist, ist ein nicht hinnehmbarer Makel«, warnt Overberg vor der Konkurrenz im Ostseeraum. Gdansk hat derweil große Pläne für den Ausbau seiner Hafenanlagen (s.S. 46-47). Getreide ist hier ebenfalls ein Sektor, in dem Wachstum angestrebt wird.

Im Überseehafen Rostock gingen im Jahr 2016 26,8Mio.t Fracht über die Kaikanten, 1,4Mio.t (+5%) mehr als 2015. Für Schüttgüter wie Getreide stehen im Hafen insgesamt 420.000m2 Freilager und 55.000m2 gedeckte Lager zur Verfügung. Neben Kohle gehören vor allem Baustoffe, Düngemittel und Getreide zu den bedeutendsten Schüttgütern. Der Schüttgutumschlag lag 2016 mit insgesamt 7,4Mio.t und damit mit einem Plus von 6% über dem Niveau des Vorjahres. In den vergangenen drei Jahren hier jährlich mehr als 3Mio.t Getreide exportiert.