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Wie erwartet verzichten die P&I Clubs auch für 2018 auf allgemeine Beitragsanhebungen. Einige schütten sogar Kapital aus. Doch die Reedereien verlangen größere Zugeständnisse

Das Jahr 2017 entwickelt sich wieder ordentlich für die Schiffshaftpflichtversicherer. Zwar sind es noch drei Monate bis zum Abschluss des[ds_preview] laufenden Zeichnungsjahres und der traditionellen Vertragserneuerung am 20. Februar. Doch die Zwischenberichte weiterer Clubs in den vergangenen Wochen machen der Branche Mut.

Gesamttenor: Die Schadensentwicklung liegt trotz einer Zunahme nach wie vor unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Zudem lässt der anhaltende Zustrom von Kapitalerträgen die finanziellen Polster der Gegenseitigkeitsvereine weiter anwachsen – im krassen Gegensatz zur wirtschaftlichen Lage ihrer Mitgliederbasis. Für Reedereien und ihre Makler wird es deshalb in den anstehenden Verhandlungen genauso wie im Vorjahr darum gehen, die P&I-Kosten möglichst weiter abzusenken.

Die Chancen dafür stehen dem Vernehmen nach nicht schlecht. So sind die Clubs der International Group, die in der Haftpflichtversicherung tonangebend sind, offenbar zum zweiten Mal in Folge bereit, auf generelle Beitragsanhebungen zu verzichten. Allein die individuelle Statistik der jeweiligen Flotten soll bei der Festsetzung der Prämien berücksichtigt werden – soweit herrscht Konsens unter der Mehrzahl der Clubs. Dabei handelt es sich um Britannia, Gard, den London Club, North of England, Skuld, Standard Club, Steamship Mutual, UK P&I Club und West of England. Noch keine Entscheidung bekanntgegeben haben der Japan P&I Club, Swedish Club, Shipowners‘ und American Club, wobei es sich bei ihnen bis auf den Japan Club um kleinere Anbieter handelt. Mit großen Überraschungen ist dabei kaum zu rechnen.

Schon bei den letzten Renewals im Februar standen die P&I-Versicherer unter großem Druck und mussten Schätzungen zufolge die Nettoprämien um rund 4% absenken. Die zuletzt sehr guten Ergebnisse und stark gestiegenen freien Reserven der Clubs dürften dazu beigetragen haben, dass ihr Widerstand aufgeweicht wurde. Zudem konnten die Rückversicherungs-Beiträge, die den Reedern stets separat in Rechnung gestellt werden, deutlich abgesenkt werden. Deshalb gaben die P&I-Bruttoprämien noch stärker nach.

Einsparung in Rückversicherung für 2018 höchst fraglich

Ob sich 2018 abermals Einsparungen in der Rückversicherung durchsetzen lassen, ist höchst fraglich. Denn nach den schweren Wirbelsturmschäden dieses Jahr in Nordamerika dürften die Rückversicherer, in deren Büchern sich die Schäden aufsummierten, nicht zu erneuten Nachlässen bereit sein. Der große Londoner Versicherungsmakler Jardine Lloyd Thompson konstatierte kürzlich, dass es kaum noch Chancen für Prämienverringerungen im Rückversicherungsmarkt für Schiffshaftpflicht gebe. Die Konsequenz daraus wäre, dass die P&I Clubs Kostensenkungen für ihre Mitglieder noch stärker aus eigener Kraft finanzieren müssten.

Marktführer Gard lässt in seinem Rundschreiben bereits anklingen, dass er zu Zugeständnissen bereit sei und mit einem »Rückgang der durchschnittlichen Prämie« rechnet. Verhandlungsspielraum sehen Makler vor allem bei älteren Schiffen, für die die Prämien über die Jahre hochgetrieben wurden, obwohl die Schadensentwicklung in den letzten Jahren sehr gedämpft war. Von Hamburer Vermittlern ist zu hören, dass man beim letzten Mal in einigen Fällen Nachlässe von 10% und mehr habe durchsetzen können.

Zur weiteren Entlastung der Reeder haben einige Clubs kurzfristig Kapitalausschüttungen beschlossen. Die Manager von Britannia entnehmen dazu insgesamt 10Mio. $ aus den freien Reserven, der Steamship Mutual zahlt den Mitgliedern 10% der Prämie aus 2015/16 zurück, und der Standard Club verzichtet auf 5% der für das laufende Jahr zu zahlenden Prämie. Mitglieder von Gard dürfen ebenfalls auf Entlastungen hoffen, wenn sich das Ergebnis weiter so gut entwickelt. In den ersten sechs Monaten hatte sich der Nettogewinn um 50% auf 150Mio. $ vermehrt. Der Vorstand hatte dieses Jahr schon die Nachschussprämie in Höhe von 20% für das Jahr 2016/17 gestrichen.

Andere große Clubs wie der UK P&I Club und North verzichten zunächst auf Kapitalausschüttungen oder Prämienerstattungen. North-Geschäftsführer Alan Wilson verweist auf einen Anstieg der Schäden im ersten Halbjahr, die mit über 116Mio. $ deutlich höher ausfallen als in beiden Vorjahren. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einer kombinierten Schadenkostenquote von 100 bis 105%. Trotzdem werde der Club dank Kapitalerträgen wohl einen leichten Überschuss erwirtschaften. Günstiger verliefen die ersten sechs Monate für den UK Club, der seine freien Reserven bereits um 40Mio. auf 497Mio. $ (+100Mio. $ Hybridkapital) ausbauen konnte – bei einer kombinierten Quote von 95% und einer Kapitalrendite von 4%.

Indirekte Kostensteigerungen drohen vielen P&I-Kunden unterdessen aufgrund der geplanten weiteren Erhöhung der Selbstbehalte (Franchisen). Beim Standard Club sollen sie um 10% angehoben werden, bei North und West of England um mindestens 1.000 $, beim London P&I Club um bis zu 2.000 $. Bei Gard, dem UK Club, Britannia, Steamship und Skuld bleiben die Franchisen laut Rundschreiben unverändert.