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Für das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat 2017 neue Herausforderungen gebracht. In Sachen Offhore-Wind und LNG will Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen, Maßnahmen zur Standortsicherung greifen.

Mit der Kiellegung des neuen Vermessungs-, Wracksuch- un[ds_preview]d Forschungsschiffes ATAIR wurde der Bau des weltweit ersten seegängigen LNG-betriebenen Behördenschiffs für Spezialaufgaben begonnen. »Als Behörde, die sich auch für den Umweltschutz im Seeverkehr einsetzt, wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und mithelfen, Erfahrungen mit LNG und die nötige Infrastruktur weiterzubringen«, betonte die BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz.

Insgesamt gebe es derzeit weltweit etwa 190 LNG-betriebene Schiffe. »Die Zahl erscheint zunächst einmal klein, innerhalb eines Jahres hat sich die Flotte aber verdoppelt«, so Breuch-Moritz. In China gebe es mittlerweile Vorgaben zur Umrüstung von Feederschiffen. »Es bewegt sich also etwas,« zeigte sie sich zuversichtlich.

»Fördermaßnahmen greifen«

Schifffahrtsfo?rderung 2017 BSH
Quelle: BSH

Einen Blick warf Breuch-Moritz auch auf die Entwicklung der Flotte unter deutscher Flagge. Ja, die Zahl deutsch geflaggter Schiffe sei zurückgegangen, im Vergleich zur Flotte im deutschen Eigentum sei der prozentuale Rückgang während der letzten Krisenjahre aber weniger stark. »Im internationalen Vergleich hat die deutsche Flagge sich besser gehalten, als andere Register«, sagte sie.

Die von verschiedenen Seiten als unwirksam kritisierten Maßnahmen der Bundesregierung zur Sicherung des maritimen Standorts und Knowhows in Deutschland bewertete Breuch Moritz nach Ablauf des Jahres 2017 positiv. »Die Fördermaßnahmen greifen, die Zahl der Ausbildungsverhältnisse stieg 2017 leicht an.«

Deutsche Flagge Flotte 2017 BSH
Quelle: BSH

Neue Aufgaben im Bereich Offshore-Windenergie

Mit dem Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG), das am 1. Januar 2017 in Kraft trat, hat das BSH zwei neue, große Aufgaben bekommen. Die Erstellung des Flächenentwicklungsplans und die Voruntersuchungen kommen zu den bisher bestehenden Aufgaben des BSH (maritime Raumordnung, Zulassung und Überwachung von Offshore-Windparks) hinzu. Auf die wachsende Bedeutung der Aufgaben hat das BSH mit der neuen Abteilung »Ordnung des Meeres« reagiert. »Wir vestehen uns als Mitwirkender am Motor der Energiewende. Offshore-Windenergie ist deutlich effizienter als von Land«, so die BSH-Chefin.

Im Einvernehmen mit der Bundesnetzagentur legt das BSH in einem Flächenentwicklungsplan (FEP) die Flächen in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) fest, auf denen Windparks errichtet werden sollen. »Wir haben mit diesem Flächenentwicklungsplan erstmals ein Instrument, das sicherstellt, dass die Inbetriebnahme eines Offshore-Windparks und seine Netzanbindung räumlich und zeitlich koordiniert ablaufen«, so Breuch-Moritz. Bisher sei das ein Problem gewesen. Für den Zeitraum 2026 bis 2030 legt der FEP die Gebiete für Windenergieanlagen sowie Trassenkorridore für die Netzanbindung und Standorte für Konverterplattformen fest.

Informationen zu Meeresumwelt, Baugrund, Wind- und ozeanographischen Verhältnissen, die die Bieter bei den Ausschreibungsverfahren benötigen, stellt zukünftig der Staat zur Verfügung. Das soll die Wirtschaft spürbar entlasten. Die Untersuchungen selbst werden überwiegend ausgeschrieben.

»Wenn es darum geht, Energiewirtschaft und Meeresumweltschutz unter einen Hut zu bringen, sind unsere Kollegen international gefragt. Andere Länder orientieren sich hier an Deutschland«, sagte Breuch-Moritz.

»99 % halten sich an SECA-Vorgaben«

Die Messungen der Abgasfahnen von Schiffen im Elbe-Transit durch das BSH zeigen, dass der Anteil verdächtig gemessener Schiffe von 2 % 2015 und 1,5 % 2016 im letzten Jahr leicht auf 1 % gesunken ist. Damit halten sich 99 % der Schiffe im Elbe-Transit an die geltenden Regeln zum Einsatz schwefelarmer Kraftstoffe.

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Foto: Wägener

Die Messstation in Wedel misst und analysiert inzwischen rund um die Uhr Abgasfahnen vorbeifahrender Schiffe im Elbe-Transit. Informationen zu potentiellen Emissionssündern werden an die Wasserschutzpolizei weitergeleitet. Das BSH hat im Sommer 2017 den Probebetrieb einer Station in Bremerhaven aufgenommen. Die Einrichtung einer weiteren Messstation in Kiel ist für Februar 2018 vorgesehen.

Internationale Zusammenarbeit voranbringen

Breuch Moritz ging auch auf die Arbeit des BSH zur Sicherheit in der Seeschifffahrt und den Schutz der Meere auf internationaler Ebene ein. Forschung und Monitoring auf offener See seien sehr teuer. Diese Anforderungen könnten nur im Rahmen internationaler Kooperationen erfüllt werden, an denen sich das BSH maßgeblich engagiere. Unter anderem ist es an Programmen wie dem globalen Ozeanbeobachtungssystem GOOS und dem europäischen Forschungsinfrastruktur- Konsortium ERIC-EuroArgo zur Erfassung von Meeresdaten mit autonomen Messbojen beteiligt. »Die zuverlässige Fortführung solcher Programme ist auch für Wettervorhersagen, Klimaforschung und die Überprüfung der Wirkung internationaler Übereinkommen zum Schutz der Meere und des Klimas wichtig«, betonte Breuch-Moritz. Für eine Pilotstudie finanziert der Bund die Ausrüstung von drei Treibkörpern zur Meeresüberwachung (Argo-Floats) mit O2- und CO2-Sensoren und deren Erprobung im operationellen Betrieb.«

In diesem Jahr feiert das Bundesamt außerdem die Anfänge der maritimen Dienste in Deutschland durch die Einrichtung der Norddeutschen Seewarte 1868 u.a. mit Ausstellungen und Aktionen.