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2017 bescherte dem Rostocker Hafen Rekordergebnisse im Güterumschlag und Passagierverkehr. 2018 starten weitere Projekte zum Ausbau für größere Schiffe.

In der Hafenstadt Rostock wurden im vergangenen Jahr 28,8 Mio. t Güter umgeschlagen. Das waren 200.000 t bzw. knapp 1 % mehr [ds_preview]als 2016. Damit wurde das höchste Umschlagergebnis in der Geschichte des Rostocker Hafens erzielt. Allein im Überseehafen Rostock gingen 26,9 Mio. t Fracht über die Kaikanten. Weitere 1,9 Mio. t wurden laut Hafen- und Seemannsamt Rostock im Fracht- und Fischereihafen, Chemiehafen und anderen Hafenanlagen der Hansestadt bewegt. Die Anzahl der beförderten Fährpassagiere auf den Linien nach Dänemark, Schweden und Finnland erhöhte sich um 200.000 und damit ebenfalls auf einen neuen Bestwert von 2,5 Mio. Reisenden.

Überseehafenerzielt zweitbestes Ergebnis

Mit 26,9 Mio. Brutto-Tonnen umgeschlagener Güter im Jahr 2017 erzielten die Unternehmen des Rostocker Überseehafens nach 2016 mit 26,8 Mio. t das zweitbeste Umschlagergebnis in der fast 60-jährigen Geschichte des Universalhafens. Nur 2008 gingen mit 27,2 Mio. t noch mehr Güter über die Kaikanten.

»Trotz einer Vielzahl von Herausforderungen und einem starken Wettbewerbsumfeld konnten die überaus guten Umschlagergebnisse der Vorjahre wiederholt und sogar ein kleines Plus erzielt werden. Dies ist umso bemerkenswerter, da Verluste in sehr tonnenintensiven Umschlagsegmenten durch das Wachstum im Fähr- und RoRo-Verkehr mehr als aufgefangen werden konnten«, sagt Gernot Tesch, Geschäftsführer von Rostock Port.

Ueberseehafen Rostock 2017 Statistik
Statistik Überseehafen 2017 (Quelle: Rostock Port)

Die derzeit laufenden Investitionen sollen die Voraussetzungen für einen weiteren Wachstumsschub im Überseehafen schaffen. 2018 werden Anleger für zunehmend größere und längere Schiffe gebaut sowie eine zusätzliche Halle für Stückgüter. »Gleichzeitig wachsen neue Getreidelager- und –umschlageinrichtungen sowie ein gigantischer Schwerlastkran bei Liebherr in die Höhe«, so Tesch.

Insgesamt verzeichnete der Überseehafen Rostock 7.752 Anläufe von Fähr- und RoRo-, Tank-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen im vergangenen Jahr, davon allein 5.874 Anläufe von Fähr- und RoRo-Schiffen.

Der Schüttgutumschlag lag imit insgesamt 7 Mio. t 6 % unter dem Niveau des Vorjahres. Insbesondere der Export von Weizen war auf Grund schlechterer Ernteergebnisse rückläufig. Im Vergleich zu 2016 wurden rund 600.000 t Weizen weniger verschifft. Einbußen gab es auch beim Umschlag von Zement und KAS (Kalkammonsalpeter). Positiv entwickelte sich der Umschlag von Raps auf 627.000 t (+ 60 %).

Der Getreideumschlag bleibt trotz der Rückgänge beim Weizenexport mit etwa 2,8 Mio. t die Hauptschüttgutart im Überseehafen. »Auf Pier IV entsteht bis zum Jahresende 2018 eine neue Getreidesilo- und Verladeanlage mit 160.000 t Silokapazität. Neben der weiteren Aufwertung Rostocks als Getreideexporthafen ist insbesondere die zusätzliche Verladekapazität von 1.200 t Getreide pro Stunde bedeutsam«, erläutert Rostock-Port-Geschäftsführer Jens A. Scharner.

Der Umschlag von Flüssiggütern lag mit 2,7 Mio. t auf Vorjahresniveau. Im vergangenen Jahr wurde mehr Biodiesel, Naphtha und Gasöl über die Rostocker Kaikanten gepumpt, aber weniger Heizöl und Benzin.

Einen Rückgang auf 630.000 t gab es beim Umschlag von Stückgütern. Es wurden weniger Brammen und Windkraftanlagen über die Kaikanten gehievt. Zuwächse gab es beim Umschlag von Blechen und Krananlagen.

Zunahme beim rollenden Güterverkehr

Bei der rollenden Ladung, den Fähr- und RoRo-Gütern, zog der Umschlag erneut an. Insgesamt stieg die Menge um 630.000 t auf 16,6 Mio. t (+4 %). Der Anteil rollender Fracht am Gesamtumschlag des Seehafens Rostock betrug damit 62 %.

Die Zahl der auf den Fähr- und RoRo-Verbindungen von und nach Nordeuropa beförderten LKW-Einheiten stieg an: von 354.170 im Jahr 2016 auf 383.373 im vergangenen Jahr. Ebenso, wenn auch geringfügig, die Anzahl umgeschlagener Trailer: von 122.352 auf 122.680 im letzten Jahr. Die beförderten Eisenbahnwaggons von und nach Trelleborg nahmen hingegen ab: von 20.358 auf 14.564. Die Zahl der beförderten Pkw stieg im Vergleich zu 2016 um 12 % auf 482.000 an.

Rostock ueberseehafen roro
Foto: Rostock Port

Auf dem Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV) konnten 2017 erneut mehr als 2 Mio. t Güter bewegt werden. Die Anzahl der umgeschlagenen Trailer-Einheiten stieg von 69.824 im Jahr 2015 und 76.012 im Jahr 2016 auf 80.288 Einheiten (+5,6 %). Die Entwicklung im Kombinierten Verkehr verlief im vergangenen Jahr dagegen durchwachsen, insbesondere wegen der Reduzierung der Abfahrten nach Finnland wie auch Qualitätsproblemen im Netz im Hinterland des Hafens Rostock. Die Verlagerung des Novara-Zuges im zweiten Quartal 2017 wie auch die Einstellung des einmal wöchentlich verkehrenden Wels-Zuges zum Jahreswechsel wirkten sich daher dämpfend auf die KV-Mengen aus, während die Verbindungen nach Brünn und Verona Frequenzerhöhungen erfuhren. »Mit Partnern arbeiten wir weiterhin daran, einzelne Relationen zu verdichten und neue KV-Verbindungen aufzubauen. Umso erfreulicher ist es, dass mit einem starken Engagement zum Beispiel von Stena Line, Deucon und der Preßnitztalbahn eine neue Ganzzugverbindung für Containertransporte zwischen Rostock und Halle/Schkopau aufgebaut werden konnte, die Rostock mit dem mitteldeutschen Chemiedreieck verbindet«, so Tesch.

2017 wurden 706.000 t Papier im Überseehafen verladen. Der Löwenanteil am Papierumschlag wird durch UPM erbracht. Der finnische Papierkonzern hatte Anfang 2015 sein Papiergeschäft in der südlichen Ostsee auf Rostock konzentriert.

»Wenn es uns gelingt, ausreichend Flächen am seeschifftiefen Wasser bereitzustellen, werden wir auch weitere Ansiedlungen im Logistik- und Industriebereich erleben. Neben der weiter laufenden internen Flächenoptimierung ist es allerhöchste Zeit, die Flächenvorsorge für die kommenden Jahrzehnte über eine externe Hafenerweiterung in Angriff zu nehmen«, erklärt Gernot Tesch.

205 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen

Die Kreuzfahrtsaison 2018 beginnt im Warnemünder Kreuzfahrthafen am 8. April mit dem Anlauf des Passagierschiffes »Boudicca« der englischen Reederei Fred Olsen Cruise Lines. Insgesamt werden in diesem Jahr 205 Anläufe von 43 Kreuzfahrtschiffen erwartet. Das Interesse an Ostseekreuzfahrten sei sowohl im internationalen als auch im nationalen Markt weiter steigend, sagt Scharner. Neun Schiffe nehmen erstmals Kurs auf die Warnowmündung

Investitionen in mehr Platz und mehr Wassertiefe

2017 investierte Rostock Port rund 17 Mio. € in die Infrastruktur und die Verbesserung der Abläufe im Hafen. Im November 2017 wurde mit dem ersten Bauabschnitt der neuen Teilanschlussstelle von der Bundesautobahn in den östlichen Seehafen begonnen. Der Rückbau des alten Stellwerkes an der Bundesautobahn sowie der Neubau einer zweispurigen Verkehrsbrücke in das Hafengebiet östlich des Ölhafens wurden im Verlauf des letzten Jahres fertiggestellt.

Um die gewachsenen Verkehre und Umschlagaktivitäten im RoRo-Bereich zu unterstützen, wurde das Bürogebäude im südlichen Hafengebiet abgerissen und die Fläche für Trailer-Stellplätze befestigt. Südlich der Kaihalle 7 wurden brachliegende Flächen geebnet und für die Flächenbefestigung vorbereitet. Rund 1 Mio. € wurden in den Bau eines neuen Wassersammlers in diesem Bereich investiert. Im Ölhafen wurden rund 4 Mio. € investiert, um den östlichen Querkai und die Steganlage an den Liegeplätzen 3 und 4 zu erneuern.

Umschlag Baustoffe Rostock Port
Foto: Rostock Port

Nach Sanierung der Liegeplätze 21 und 22 im letzten Jahr wurde für den Neubau des Liegeplatzes 23 nach Abschluss des Notifizierungsverfahrens bei der EU-Kommission 2016 mit den Vorbereitungen zur EU-weiten Ausschreibung begonnen. Noch im Dezember 2017 bekam die Stadt Rostock einen Fördermittelbescheid in Höhe von knapp 13,5 Mio. €. Der Neubau der 270 m langen und über 50 Jahre alten Kaianlage am Liegeplatz 23 befindet sich an der Ostseite des Hafenbeckens B und ist Teil des Schüttgutterminals von Pier III. Das Schüttgutterminal an den Liegeplätzen 23 und 24 dient hauptsächlich dem Import von Steinkohle für das nahegelegene Kraftwerk. »Um größere Massengutfrachter bedienen und damit die Effektivität des Umschlags erhöhen zu können, muss die Wassertiefe am Liegeplatz 23 von derzeit 11,50 auf 14,50 m steigen. Da die bestehende Kaikonstruktion sanierungsbedürftig und eine Erhöhung der Wassertiefe hier technisch nicht möglich ist, wird der Neubau von Liegeplatz 23 in Angriff genommen. Zudem wird die Flächenbelastbarkeit der Kaianlage von zwei auf 5 t/m² erhöht. Die Bauarbeiten sollen im Juni 2018 starten und bis Ende des Jahres 2019 abgeschlossen sein«, sagt Tesch.

Im nördlichen Anschlussbereich zum Liegeplatz 24 wird die Kaikonstruktion bereits für den zukünftigen Ausbau auf 16,50 m Wassertiefe vorbereitet. »Das gesamte Projekt mit einem Investitionsvolumen von mehreren Mio. € ist der Startschuss für den auf die geplante Seekanalvertiefung ausgerichteten Wasserbau im Überseehafen Rostock. Ziel ist es, nach der vom Bund geplanten Seekanalvertiefung sofort für große Massengutfrachter angebotsfähig zu sein«, so Scharner.

Für Investitionen in Flächen und Gebäude plant Rostock Port in diesem Jahr etwa 4,5 Mio. €, für die Erneuerung von Kaianlagen etwa 30 Mio. € Ein Baubeginn ist in diesem Jahr für fünf Großvorhaben vorgesehen: der Neubau von Liegeplatz 23, die Schwerlastertüchtigung von Liegeplatz 15 auf Pier III, der Neubau bzw. die Optimierung der Liegeplätze 50 und 62/63 sowie der Bau eines neuen Cruise Center am Liegeplatz P8 in Warnemünde.