Gabriele Carruba, Partner des Schiffsmaklers THB Shipping and Logistics, London. Die Firma gehört zur Gruppe des Bremer Schiffsmakleruternehmens Transport- Handelsberatungsgesellschaft
Gabriele Carruba, Partner des Schiffsmaklers THB Shipping and Logistics, London. Die Firma gehört zur Gruppe des Bremer Schiffsmakleruternehmens Transport- Handelsberatungsgesellschaft (Foto: Hollmann)
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Mehrzweck und Schwergut-Carrier müssen sich nach Einschätzung des Schiffsmaklers THB Shipping and Logistics weiter und langfristig auf verschärfte Konkurrenz durch Massengutfrachter einstellen.

Viele Operateure von Handy- und Ultramax-Bulkern mit Ladegeschirr hätten sich inzwisch[ds_preview]en so stark auf konventionelles Stück- und Projektgut als Zusatzladung eingeschossen, dass sie auch bei einer Gesundung ihres Bulk-Kerngeschäfts nicht davon ablassen werden, erklärte Gabriele Carruba, Partner bei THB, heute auf dem Fachforum Projektlogistik der Bremischen Hafen-Vertretung (BHV).

Die Kunst der Ladungskombination

Der Italiener, der in der Londoner Niederlassung der Bremer Schiffsmaklergruppe arbeitet, zählt auf der Route von China zum Mittelmeer vier klassische Bulk-Reeder, die heute regelmäßig Projektgut mitbefördern. Im Verkehr von China nach Westafrika seien es sogar acht bis zehn Anbieter. Diese Firmen hätten sich die »Kunst des Kombinierens von Ladungen« angeeignet, »sie werden in diesem Marktsegment aktiv bleiben, für sie ist es ein lukratives Geschäft.« Als Indiz dafür sieht Carruba die zunehmenden Sonderspezifikationen für Bulk-Carrier-Neubauten – dazu zählten verstärkte Lukendeckel und erhöhte Hebekapazitäten der Kräne von bis zu 50 t. Damit zielen die Initiatoren der Neubauprojekte klar auch auf das klassische Ladungssegment der MPP-Carrier ab.

Auch wenn die Bulk-Frachtraten im vergangenen Jahr wieder angezogen haben, erzielten Bulk Carrier durch Zuladung von kleineren Breakbulk- und Projektpartien immer noch höhere Tageserträge (Zeitcharter-Äquivalent) als bei 100% Schütt- oder Greifergutladung, so Carruba.

Typische Beispiele aus der Praxis umfassten die Kombination von Stahl, Forstprodukten und Maschinen auf Ultramax-Bulkern mit Ladegeschirr aus dem Mittelmeer heraus oder Komplettladungen Stahl für Capesize-Frachter ex Brasilien zur US-Ostküste.

Technischer Zustand der Flotte ein Problem

Ein Faktor, der den Bulk-Operateuren in die Karten spielen dürfte, ist die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit der MPP-Flotte. Nach den Worten des Geschäftsführers der Bremer Schwergutreederei Zeaborn, Ove Meyer, ist der technische Zustand vieler Schiffe im Markt »ein riesiges Problem«. Grund dafür seien Wartungsdefizite über Jahre infolge der schlechten Ertragslage. Als Knackpunkte nannte Meyer mangelnde Lukendeckel-Dichtigkeit und Probleme mit den Hauptmaschinen und Kranseilen. »Da sind immer mehr Schiffe im Markt, die wir gar nicht anfassen können.«

Der Zeaborn-Geschäftsführer bezweifelt allerdings, dass die meisten Bulk-Reeder, die heute Projektgut fahren, langfristig in diesem Segment bleiben. Bestimmte Güter wie Gasturbinen oder Windkraftgeneratoren seien für Massengutfrachter zu aufwendig und teuer im Stau. Wenn es mehr gut zahlende Bulk-Ladung gebe, seien sie damit wohl besser beraten, so Meyer. (mph)