Print Friendly, PDF & Email

Start-up-Unternehmen mit einer starken Ausrichtung auf elektronischen Vertrieb und Kundenservice mischen zunehmend das See- und Luftfrachtgeschäft auf. Zu[ds_preview] den am schnellsten wachsenden Firmen zählen Flexport in Kalifornien und der deutsche Dienstleister Freight Hub mit Niederlassungen in Berlin und Hamburg.Innerhalb von 18 Monaten seit seiner Gründung hat Freight Hub 80 Mitarbeiter eingestellt und einen Kundenstamm von 650 Unternehmen aufgebaut. 2018 sollen weitere Standorte in Asien und den USA hinzukommen teilte die Firma mit, die von Investoren mit Wachstumskapital überschüttet wird. Ende 2017 wurden in einer »Series A-Finanzierungsrunde« 20Mio. $ eingesammelt, es soll die größte Kapitaleinwerbung dieser Art für ein Logistik-Startup in Europa gewesen sein. Den Großteil der Summe stellte die Venture-Capital-Firma Northzone bereit, die schon andere erfolgreiche Startups wie Spotify unterstützt hat. Flexport, das schon 2013 an den Start ging und inzwischen 500 Mitarbeiter beschäftigt, hatte bereits im September 2017 weitere 110Mio. $ bei Investoren eingeworben.

Dreh- und Angelpunkt des Geschäftsmodells: die sofortige elektronische Quotierung, Buchung und Sendungsverfolgung für Seefrachtaufträge – vor allem im Spotgeschäft. Dadurch sollen die Kunden Zeit und Geld sparen gegenüber der noch vorherrschenden »analogen« Arbeitsweise in der Spedition, bei der Preisfindung, Angebotserstellung und Buchung zumeist mit vielen Telefonaten und Emails zwischen Spediteur und Kunde verbunden sind.

Aufgrund der noch stark manuell und papierbasierten Prozesse berge das Frachtgeschäft hohes Potenzial für Digitalisierung. »Der Digital-Spediteur bringt Transparenz in die Angebote und weist einzelne Preispunkte sowie einen verbindlichen Gesamtpreis aus«, wirbt Freight Hub für seine Plattform. Für jede Anfrage würden rund 150 Wahlmöglichkeiten mit verschiedene Routen, Laufzeiten und Nachlauftransportmodi aufgezeigt, die sich mit wenigen Klicks zu marktüblichen Preisen buchen ließen, heißt es.

Die britische Beratungsgesellschaft Transport Intelligence, die zahlreiche Digitalspediteure getestet hat, kommt in ihrem Branchenreport »Global Freight Forwarding 2017« zu dem Ergebnis, dass die Plattformen zumeist noch erhebliche Lücken in Bezug auf Verkehrsrelationen und besondere Frachtprodukte (LCL, Reefer, Out-of-Gauge etc.) aufweisen. Die Experten gehen aber davon aus, dass die Angebote in den kommenden Jahren erheblich ausgebaut und verfeinert werden. Der Markt werde sich wahrscheinlich um einige große Player herum konzentrieren, so Transport Intelligence.

Ob die Start-ups von heute es eines Tages schaffen werden, Weltkonzernen wie Kühne+Nagel oder großen Mittelständlern wie Hellmann oder Dachser das Wasser abzugraben, bleibt abzuwarten. Denn auch die klassischen Spediteure investieren ihrerseits massiv in die Aufrüstung von IT-Systemen und Software.