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Der Arbeitgeberverband Nordmetall gibt der Gewerkschaftsspitze die Verantwortung für den Abbruch der Verhandlungen in der 5. Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Gegen Ganztagsstreiks soll Klage eingereicht werden.

Die Arbeitgeber und die IG Metall in Baden Württemberg [ds_preview]waren bis zum Samstagmorgen in 16-stündigen Verhandlungen aufeinander zugegangen. Dabei hatten die Arbeitgeber zuletzt ein Steigerungsvolumen von 6,8 % für 27 Monate angeboten. Das beinhaltete auch die Möglichkeit für alle Mitarbeiter, sechs bis 24 Monate lang eine verkürzte Vollzeit in Anspruch zu nehmen; für besonders belastete Arbeitnehmergruppen sah es zusätzlich ein Umwandlungsrecht von Geld in Freizeit vor.

»Dieses einigungsfähige Angebot wurde am Ende ohne jeden Anlass plötzlich von der Gewerkschaftsspitze wieder vom Tisch gewischt. Offenbar möchte man in Frankfurt den Tarifstreit unbedingt mit 24-Stunden-Streiks eskalieren lassen«, so Thomas Lambusch, Präsident von Nordmetall. »Das ist absolut verantwortungslos.«

Heterogene Industrie im Norden

Die drohenden Produktionsausfälle schadeten den Betrieben und Belegschaften, zerstörten Kundenbeziehungen und fügten dem hohen internationalen Ansehen der Branche »erhebliche Kratzer« zu, sagte der Nordmetall-Verhandlungsführer.

»Das zuletzt vorgelegte Angebot hat die Schmerzgrenze der norddeutschen M+E-Arbeitgeber bereits überschritten«, so Lambusch. »Anders als im Südwesten oder Süden der Republik vertreten wir hier eine sehr heterogene Industrie, der es nicht durchweg gut geht, zum Beispiel im Bereich der Windkraft. Auch sehen wir uns im Norden weiteren Kostenbelastungen gegenüber – durch zusätzliche regionale Tarifforderungen der IG Metall sowie die angekündigte Einführung eines neuen Feiertages. Vor diesem Hintergrund ist es umso unverständlicher, dass eine offenbar konsensunwillige Gewerkschaftsführung selbst weitestgehende Konzessionen am Ende ablehnt.«

Fast 80.000 Streikende

»Statt auf Einigung haben die Arbeitgeber in den Verhandlungen in Stuttgart auf Eskalation gesetzt«, lies dagegen Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, verlauten. »Unsere Antwort darauf ist weiterer Druck aus den Betrieben durch die ganztägigen Warnstreiks. Wir sind darauf gut vorbereitet. Die Beschäftigten haben mit der überwältigenden Beteiligung an den bisherigen Warnstreiks gezeigt, dass sie bereit sind, für ihre Forderungen zu kämpfen.« Im Bezirk Küste zählte die IG Metall in den vergangenen drei Wochen fast 80.000 Warnstreikende. Auch bei vielen maritimen Zulieferern und Werften wurde gestreikt.

Lambusch kündigte an, dass die Metall-Arbeitgeber Klage gegen die angekündigten Ganztagesstreiks einreichen werden.