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Während der Verkauf der HSH Nordbank immer näher rückt, gerät mit der DVB Bank eine andere deutscher Schiffsbank ins Visier möglicher Käufer. Angeblich buhlen gleich zwei chinesische Banken sowie zwei US-Finanzinvestoren um das Frankfurter Geldhaus. Kredite im Wert von 11 Mrd. € könnten ins [ds_preview]Ausland wechseln.

Die Nachricht sickerte jetzt in Frankfurt durch, dem Sitz der DVB Bank. Drei »mit den Verhandlungen vertraute Personen« verrieten es zuerst der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach sollen die Bank of China (BOC) als auch die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) überlegen, ob sie für Spezialfinanzierer bieten wollen. Außerdem sind wohl auch US-Finanzinvestoren Carlyle und Apollo interessiert. Wie weit die Gespräche bereits fortgeschritten sind, bleibt unklar.

Schwere Verluste in der Schiffsfinanzierung

Die DVB Bank war in den vergangenen beiden Jahren mit ihren Spezialfinanzierungen im Transportsektor ins Schlingern geraten. Vor allem »faule« Kredite (non-performing loans) im Schifffahrtsportfolio wurden zuletzt zunehmend zu einer Belastung. Das Portfolio umfasste zuletzt (Juni 2017) noch rund 11 Mrd. €, das sind knapp 50% des gesamten Kreditvolumens (22,5 Mrd. €). Im Segment »Offshore Finance« kommen weitere 2,1 Mrd. € (9,3%) hinzu.

DVBNach dem rigiden Kehraus bei HSH (noch 12 Mrd. €) und NordLB (13,3 Mrd. €) ist die Frankfurter Bank dennoch auf Tuchfühlung zu den den Top 3 der deutschen Schiffsbanken vorgerückt. An der Spitze steht die KfW IPEX mit 16 Mrd. €.

Gleichzeitig hatte die Frankfurter Bank zuletzt hohe Verluste gemeldet. Nach dem ersten Halbjahr 2017 lag das Konzernergebnis der DVB Bank vor Steuern bei –506,3 Mio. € (Vorjahr: +14,1 Mio. €). Die Risikovorsorge stieg auf 445,3 Mio. € (2016: 83,4 Mio. €), im Wesentlichen ausgelöst durch den anhaltenden Wertberichtigungsbedarf für den Altbestand des Shipping Finance-Portfolios. Vorstandsmitglied Bart Veldhuizen (zuständig für den Shipping-Bereich) musste deshalb die Bank bereits verlassen.

DZ Bank betreibt Verkauf

Schon seit dem Sommer vergangenen Jahres betreibt die DZ Bank, Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken und mittlerweile 100%-ige Eigentümerin der DVB, den Verkauf der verlustreichen Tochter. Goldman Sachs wurde mit der Investorensuche beauftragt und ist offenbar fündig geworden. Eine offizielle Bestätigung gab es bislang von keiner der beteiligten Parteien.

Ralf Bedranowsky, DVB Bank
DVB-Vorstandschef Ralf Bedranowsky (Foto: DVB)

Es ist bereits der zweite Versuch, die DVB Bank zu verkaufen. Schon 2015 hatte es Verhandlungen mit Mitsubishi UFJ gegeben – ohne Erfolg. Die Herausforderung für einen möglichen Käufer ist die Refinanzierung der Schiffskredite. Die jeweilige Einschätzung zum Wert der Bank bestimmt letztlich den Preis – für Käufer und Verkäufer.

Wie das Verfahren ausgehen könnte, gilt als offen. Denkbar ist, so vermuteten Bankenkenner, dass der Verkauf einzelner Segmente (Aviation) leichter fallen könnte als zum Beispiel die Trennung vom Schifffahrtsportfolio.

Ausverkauf deutscher Schiffskredite

Pikant ist in jedem Fall, dass ICBC, Bank of China und auch Apollo ursprünglich zu den Interessenten für die HSH Nordbank gehört hatten, sich aber im Verlauf des Verkaufsprozesses aus dem Bieterrennen zurückgezogen hatten. Nun versuchen sie es stattdessen bei der DVB Bank.

Binnen weniger Wochen könnte damit ein gewaltiges Kreditvolumen ins Ausland abwandern, wenn sowohl die HSH Nordbank als auch die DVB Bank verkauft werden sollten. Für die HSH läuft die von der EU gesetzte Frist am 28. Februar ab, die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein als Gesellschafter verhandeln derzeit final mit einem Konsortium aus J.C. Flowers, der bereits rund 5% Anteile an der Landesbank hält, und Cerberus. Als möglicher Kaufpreis waren zuletzt 700 Mio. € im Gespräch.

Noch vor wenigen Jahren hatten deutsche Banken das Segment der Schiffsfinanzierungen dominiert. 2008 umfasste das Kreditvolumen mehr als 120 Mrd. €, seither ist die Summe auf die Hälfte geschrumpft. Allein bei der HSH wurde das Portfolio von knapp 41 Mrd. € auf 12 Mrd. € eingedampft, bei der NordLB sank der Betrag von 19 auf nur noch 13,3 Mrd. € und soll weiter auf 10 Mrd. € fallen. Und dennoch gelten weite Teile der noch bestehenden Kreditforderungen als ausfallgefährdet.

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