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Wegen mutmaßlich illegaler Schiffsverkäufe in Länder, in denen unter fragwürdigen Umständen abgewrackt wird, hat die niederländische Staatsanwaltschaft nun die Reederei Seatrade angeklagt. Managern drohen Gefängsnisstrafen und Geldbußen.

Erstmalig in Europa hat die niederländisch[ds_preview]e Staatsanwaltschaft eine Reederei angeklagt für den Verkauf von Schiffen zum Abwracken in Länder »in denen derzeitige Verschrottungsmethoden Leben und Gesundheit von Arbeitern gefährden und die Umwelt verschmutzen«, berichte die NGO Shipbreaking Platform. Diese Woche soll der Fall vor einem Gericht in Rotterdam verhandelt werden. Die Staatsanwaltschaft fordert Geldbußen in Höhe von 2,35 Mio. € und eine Beschlagnahme der Gewinne, die Seatrade mit dem mutmaßlich illegalen Verkauf von vier Schiffen gemacht hat. Darüber hinaus werden sechs Monate Gefängnis für drei Topmanager der Reederei gefordert.

2013 hatte die NGO bekannt gemacht, dass Seatrade die Schiffe »Spring Bear« und »Spring Bob« an Verschrottungsbetriebe in Indie bzw. Bangladesch verkauft hatte. Die Vorwürfe gegen die in Groningen ansässige Reederei betreffen darüber hinaus die Verschrottung der »Spring Panda« und »Spring Deli« in der Türkei und fußen auf internationalen Gesetzen für den Export giftigen Mülls sowie auf die EU Waste Shipment Regulation. Letztere verbietet es EU-Mitgliedstaaten, giftigen Abfall in Länder außerhalb der OECD zu exportieren. Zudem muss es für Exporte eine vorherige behördliche Zustimmung geben. Die vier fraglichen Schiffe waren laut der NGO alle im Frühjahr 2012 von Hamburg und Rotterdam auf ihre letzte Reise zur Verschrottung aufgebrochen.

Ähnliche Fälle in Belgien, Norwegen und UK

Seatrade hatte demnach die Schiffe über das Unternehmen Baltic Union Shipbrokers an einen Cash-Buyer verkauft. Laut Staatsanwaltschaft hatte Seatrade sich rein aus finanziellen Gründen für einen Cash Buyer entschieden, anstatt die Schiffe sauber und sicher zu recyceln. Der Verkauf über Cash Buyer wie GMS ist laut NGO profitabler, weil in den Südasiatischen Ländern die Schiffe ohne Kontrolle von Umweltauflagen und Arbeitsrecht am Strand abgewrackt werden könnten. Die Staatsanwaltschaft ist der Ausffassung, dass Seatrade die Schiffe bewusst zur Profitmaximierung auf diese Weise verkauft hat, was die Anklage noch verschärfe.

Die NGO hatte zunächst GMS als den Cash Buyer hinter dem Kauf der vier Seatrade-Schiffe genannt. Das Unternehmen hat sich jetzt allerdings zu Wort gemeldet und widerspricht, »in irgendeiner Form« an dem Kauf der fraglichen Schiffe beteiligt zu sein, und wirft der NGO Shibreaking Platform die Verbreitung von »Fake News« vor. GMS habe selbst ein »Responsible Ship Recycling Program« (RSRP) aufgelegt, über welches bereits jährlich die Verschrottungen von über 30 Schiffen im Jahr beaufsichtigt würden. Das motiviere auch Recycling-Betriebe in in Indien und Bagladesch ihre Standards anzuheben und an die Hong Kong International Convention anzugleichen.

»Trotz bereits laufender Ermittlungen hat Seatrade im August 2017 zwei weitere Schiffe, die ›Sina‹ und die ›Ellan‹ zur schmutzigen und gefährlichen Verschrottung am Strand von Alang in Indien verkauft«, sagt Ingvild Jenssen, Director der NGO Shipbreaking Platform. Das zeige, wie groß der Bedarf an besseren Recycling-Praktiken sei.

Auch in Norwegen, Belgien und Großritannien verfolgen die Behörden aufmerksam den Fall. Dort gibt es dezeit Ermittlungen in ähnlichen Fällen. Laut Shipbreaking Platform sind die Reedereien Maersk und CMB betroffen sowie die Cash Buyer GMS und Wirana.