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Die IG Metall Küste fordert die Bundesregierung auf, den Marineschiffbau in Deutschland zu stärken und den Überwasserschiffbau als Schlüsselindustrie einzustufen. So könnte der Sektor von EU-Vergabemodalitäten befreit werden.

Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste geh[ds_preview]t es um die gesamte Wertschöpfungskette: Konstruktion, Produktion, Zulieferer sowie Service und Wartung. Nach einem Treffen mit Betriebsräten von Werften zu Zulieferern erklärte er: »Wir wollen das über die militärische Nutzung hinaus wichtige Know-how und damit die Arbeitsplätze und Betriebe im Marineschiffbau in Deutschland halten. Die Einstufung als Schlüsseltechnologie schafft die Voraussetzung, das bei der Vergabe von Aufträgen für die Bundesmarine zu berücksichtigen.«

MKS 180
Mehrzweckkampfschiff MKS 180 – Entwurf (Quelle: Bundeswehr/MTG Marinetechnik)

Von Beginn an hatte die IG Metall Küste die europäische Ausschreibung des Mehrzweckkampfschiffes 180 (MKS 180) kritisiert. »Diese führt zu einem massiven Verdrängungswettbewerb, der hunderte Arbeitsplätze bei Werften und Zulieferern in Norddeutschland gefährde«, so IG Metall-Bezirksleiter Geiken. Von der Bundesregierung wolle man nun wissen, welche strategische Perspektive sie für den deutschen Marineschiffbau in Europa sehe.

Strategische Perspektive für deutschen Marineschiffbau

»Nach unserer Auffassung muss Deutschland als relevanter und aktiv gestaltender Akteur agieren und darf nicht zum Juniorpartner werden«, so Geiken. Als »verlängerte Werkbank« habe Deutschland langfristig keine Zukunft, Know-how in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Konstruktion sowie bei den Zulieferern müsse erhalten bleiben.

Im Vergabeverfahren für den Bau des MKS 180 sind Thyssenkrupp Marine Systems und die Lürssen-Werft nach jetzigem Stand aus dem Rennen. Chancen können sich jetzt German Naval Yards (GNY) in Kiel oder die niederländische Damen Shipyards zusammen mit Blohm + Voss ausrechnen.

Gehe ein solcher Auftag an einen Generalauftragnehmer im Ausland, verliere Deutschland die Hoheit über den Ingenieursbereich ebenso wie über die Entscheidungen, welche Zulieferer zum Zuge kämen, warnt die Gewerkschaft.

»Keinen fairer Wettbewerb in Europa«

»In Europa gibt es im Bereich Marineschiffbau keinen fairen Wettbewerb«, sagte Geiken vor dem Hintergrund, dass deutsche Privatunternehmen mit teils staatlichen Konzernen im EU-Ausland konkurrieren. Eine Einordnung des Überwasserschiffbaus als Schlüsseltechnologie, wie es in den Koalitionsverhandlungen der Bundesregierung vereinbart wourde, würde es aber erlauben, in diesem Sektor von den europäischen Vergabemodalitäten abzuweichen.

»Es geht nicht um einzelne Unternehmen oder Standorte. Es geht um die zukünftige Bedeutung Deutschlands im europäischen Marineschiffbau!« Meihard Geiken

Der Koalitionsvertrag werde nun aber bereits durch voreilige Entscheidungen unterlaufen. Geiken fordert, das Vergabeverfahren auf Grundlage des Koalitionsvertrages auszusetzen und will eine Diskussion über die Strategie für den Marineschiffbau in Deutschland.

Sollte das jetzige Verfahren weitergehen, kann beispielsweise TKMS nicht mehr zum Zug kommen. Dann gingen aber wichtige Kompetenzen verloren, so die Kritik. Bevor eine Entscheidung über die strategische Ausrichtung des Sektors fällt, soll daher das Verfahren gestoppt und neu gestaltet werden.

Die im Marineschiffbau tätigen Unternehmen forderte Geiken auf, stärker zu kooperieren. »Auch wenn sie im Wettbewerb zueinander stehen, sollte ihnen bewusst sein, dass jeder allein, viel zu klein ist, um die anstehenden Marineaufträge umzusetzen«, sagte der Gewerkschafter. Am Marineschiffbau in Deutschland hängen über 10.000 Arbeitsplätze, davon etwa 6.000 auf den Werften in Norddeutschland.