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Die Privatbank Berenberg und das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) wollten es genau wissen und haben eine Studie aufgelegt. Das Ergebnis: Die in allen Bereichen fortschreitende Digitalisierung wird auch die Zukunft der Schifffahrt bestimmen.

Die Veränderungen betreffen[ds_preview] sowohl die Strukturen und Geschäftsmodelle der Branche als auch die Produktion insgesamt. »Die Schifffahrt wird dabei durch eine viel stärkere Integration der einzelnen Geschäftsmodelle hin zu übergeordneten Logistikplattformen gekennzeichnet sein«, sagte Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau heute bei der Vorlage der Studie.

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Die neuen technologischen Entwicklungen, Daten massenhaft aufzubereiten und über Algorithmen intelligent zu verknüpfen, würde eine völlig neue Qualität in der Kommunikation und der Vernetzung erlauben. »Die Möglichkeit, dezentral auftretende Informationen auf einer digitalen Plattform zu zentralisieren, schafft erhebliches Potenzial, Märkte effizient zu organisieren. Dabei schieben sich große Plattformen zwischen Anbieter und Nachfrager und koordinieren deren Pläne. Es ist zu erwarten, dass es weltweit nur einige wenige Anbieter von Logistikplattformen geben wird, in die auch die Schifffahrt als Teilleistung einer 360°-Lösung viel stärker integriert sein wird. Kleinere Anbieter, Intermediäre und Zwischenlieferanten dürften erheblich unter Druck geraten«, ergänzte HWWI-Direktor Henning Vöpel.

»Enorme Chance in Vernetzung von Schiffen und Häfen«

Voyage Intelligence connectivity digitalisation
Quelle: Felix Selzer

Eine enorme Chance für die Schifffahrt liege in der Vernetzung von Schiffen und Häfen. Das erfordert auf beiden Seiten eine Nachrüstung von leistungsfähiger digitaler Infrastruktur und betrifft die Versorgung mit Glasfaserkabeln und dem Mobilfunkstandard G5 sowie die flächendeckende Nutzung von Sensoren und Satelliten. »Die Schifffahrt vernetzt sich über den Austausch von Daten und digitalen Plattformen zu einem komplexen technologischen System. Logistikketten können damit in Echtzeit optimiert gesteuert und organisiert werden, Wartezeiten verringert und Schiffsankünfte zuverlässiger vorhergesagt werden«, so Quitzau. Insgesamt biete die erhöhte Konnektivität perspektivisch die Möglichkeit einer unbemannten Schifffahrt. Die sich hieraus ergebenden ökonomischen Vorteile dürften jedoch im Vergleich zu den optimierten Logistikketten, schnelleren Routen und transparenteren Informationen eher gering sein.

3D-Druck und Smart Factory

In der Produktion würden vor allem die 3D-Druck-Technologie und die Evolution der Smart Factory, der Autonomisierung der Prozesse durch Algorithmen und Roboter, erhebliche Strukturveränderungen verursachen. Als Folge werde es zu einer stärkeren Dezentralisierung der Produktion kommen, heißt es in der Studie: »Die Bulkerkapazitäten werden überproportional steigen. Der Container bleibt zentrales Element des weltweiten Güterhandels«, sagte Vöpel.

Berenberg, Wünschmann
Philipp Wünschmann, Head of Shipping, Berenberg Bank

»Wir erwarten, dass der Welthandel langfristig auf einem stabilen Wachstumspfad bleiben wird, allerdings gehört die lange geltende Daumenregel ‚Der internationale Handel wächst doppelt so schnell wie das globale Sozialprodukt‘ der Vergangenheit an«, so Philipp Wünschmann, Head of Shipping bei Berenberg. »Die Schifffahrt befindet sich inmitten eines Konsolidierungsprozesses, Reedereien schließen sich zu großen Anbietern zusammen, strategische Allianzen werden gebildet.«