Print Friendly, PDF & Email

Nach der »bahnbrechenden« Klima-Einigung in der IMO, wie es die Bimco nennt, hat sich eine Vielzahl von Akteuren aus der maritimen Industrie zu Wort gemeldet – mit überwiegend positiven Urteilen.

Auch wenn das von manchen geforderte Ziel von 70% weniger Emissionen verfehlt wurde:[ds_preview] Die Einigung nach langen Verhandlungen unter den Mitgliedsstaaten gilt als Erfolg. Erstmals wurden Emissionsverringerungen für die gesamte Industrie gesetzt.

Emissionshandel, Schifffahrt, EU

Eine knappe Woche hatten die Schifffahrtsnationen in London getagt, um im Marine Protection Committee verbindliche Vereinbarungen zum Klimaschutz zu treffen. Am Ende kam es zu dem Beschluss, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um mindestens 50% im Vergleich zu 2008 zu verringern. Gegenstimmen gab es nur aus den USA und Saudi Arabien. Gleichzeitig soll die Effizienz in der Branche im Vergleich zu 2008 um 40% und um 50-70% bis 2050 gesteigert werden.

Als einer der ersten hatte sich Lars Robert Pedersen, stellvertretender Generalsekretär der Schifffahrtsorganisation Bimco zu Wort gemeldet: »Dies ist eine bahnbrechende Errungenschaft.Wir glauben, dass die Branche dieses Ziel erreichen kann – auch wenn wir noch nicht genau wissen, wie es geht.«

Weitere Stellungnahmen folgten über das gesamte Wochenende verteilt. Die HANSA zeigt einen Überblick:

VDR, Reeder, Reederverband, Hartmann, Präsident
VDR-Präsident Alfred Hartmann (Foto: VDR)

Alfred Hartmann, Präsident Verband Deutscher Reeder: »Der Seeverkehr ist damit der weltweit erste Industriesektor mit konkreten Vorgaben zum Schutz des Klimas Die deutschen Reeder stehen grundsätzlich hinter dem Ziel, Schiffe möglichst schnell klimaneutral zu betreiben.« Die Schritte seien jedoch äußerst ambitioniert. »Wir brauchen eine Innovationsoffensive in Forschung und Entwicklung, vor allem bei alternativen Brennstoffen und Antriebssystemen. Regierungen weltweit müssen gemeinsam mit der Branche arbeiten und finanzielle Ressourcen für diese technologische Revolution bereitstellen.«

Hinchliffe, ICS, IMO, implementation
Peter Hinchliffe at the ICS office in London (Photo: Michael Meyer)

Peter Hinchliffe, Generalsekretär International Chamber of Shipping (ICS): »Ein bahnbrechendes Ergebnis. Die sehr ambitionierten Ziele geben der Schifffahrt ein klares Signal, den Einsatz von CO2-neutralen Kraftstoffen weiter voranzutreiben. Die ICS hofft, dass die IMO-Einigung diejenigen von ihren Plänen abhält, die regionale Maßnahmen erlassen. Denn die schaden der Schifffahrt.«

John Butler, CEO World Shipping Council: »Die Einigung zeigt, dass man vorankommen kann, auch wenn es stark unterschiedliche Meinungen gibt. Es ist eine globale Herausforderung, die nur global angegangen werden kann.  Die größte Arbeit liegt allerdings noch vor uns. Unklar ist noch, welche Technologien die Industrie den ambitionierten Ziel näher bringen. Die Industrie steht vor einer substanziellen technologischen Herausforderung. Wir müssen jetzt von der politischen Agenda auf die Ingenieurs-Agenda wechseln.«

Maria Skipper Schwenn, Executive Director, dänischer Reederverband Danish Shipping: »Wir sind sehr zufrieden, dass die IMO-Staaten die Schifffahrt unterstützen und sie nicht umweltpolitischer Kritik wegen mangelnder Regulierung aussetzen. Um die Ziele zu erreichen, sind massive Anstrengungen für Forschung & Entwicklung nötig.«

»Nachtrag« zu Pariser Abkommen

Im Kampf gegen den Klimawandel hatten sich 2015 in Paris 195 Staaten darauf verständigt, den Anstieg der Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, möglichst auf 1,5 Grad. Unberücksichtigt blieben dabei jedoch die internationale Luft- und Seeschifffahrt, die separat eigene Strategien entwickeln sollten.

Der Anteil der internationalen Seeschifffahrt an den globalen CO2-Emissionen liegt derzeit bei über 2% und damit leicht über dem Niveau von Deutschland. Als Land wäre die Schifffahrt der sechstgrößte Klimasünder in der Welt. Die vom Klimawandel besonders betroffenen Marshall Inseln hatten gemeinsam mit anderen Inselstaaten, der EU und Umweltverbänden sogar gefordert, die CO2-Emissionen der internationalen Schifffahrt bis 2050 um 70 bis 100% zu reduzieren. Im Herbst soll es ein neues Treffen der IMO-Staaten geben. Dabei soll über konkrete Maßnahmen gesprochen werden, beispielsweise Optimierungen im Schiffsdesign und im Hafenbetrieb, Kraftstoff-Besteuerung und die Entwicklung von klimaneutralen Kraftstoffen. Ein wichtiger Aspekt dürfte die Einteilung in kurz-, mittel- und langfristige Schritte sein. Zwischen 2019 und 2021 soll eine Vielzahl an Daten aus der Schifffahrt gesammelt werden. Auf deren Basis soll bis 2023 eine umfassende Strategie entwickelt werden.