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Die »FWN Rapide« auf einem Archivbild der Reederei (Foto: ForestWave)
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Nach mehreren erfolglosen Versuchen ist es nigerianischen Piraten jetzt offenbar wieder gelungen, ein Handelsschiff zu attackieren und Seeleute zu entführen.

Der Angriff ereignete sich am Wochenende vor dem Hafen Port Harcourt. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei dem betroffen[ds_preview]en Frachter um ein Mehrzweck-Schiff der niederländischen Reederei ForestWave. Die nigerianischen Behörden hätten ein Entern des 10.600-Tonners »FWN Rapide« gemeldet.  Eine nicht näher genannte Anzahl von Seeleuten sei entführt und an Land verschleppt worden, heißt es in Medienberichten.

Nigeria gilt trotz einiger Maßnahmen der Regierung noch immer als Hochrisikogebiet für die internationale und regionale Schifffahrt. Weil die Militärs der Piraten vor Westafrika noch immer nicht Herr werden, wurde erst kürzlich eine neue »soft power«-Initiative gegründet. Das EU-Projekt »Gogin« setzt auf Informationsaustausch und Training. Das »Golf of Guinea Interregional Network« (Gogin) soll die Kooperation zwischen 19 Küstenstaaten von Senegal bis Angola – mit einer gesamten Küstenlänge von mehr als 6.000 km – sowie regionalen Sicherheitszentren unterstützen. Gemeinsame Planungen, Koordination, Kommunikation und IT-Infrastruktur werden entwickelt.

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Foto: Union Maritime

Doch auch in den Gewässern anderer Staaten gibt es weiter Probleme. Einer der letzten Vorfälle, der größeres Aufsehen erregte war die Attacke auf die »Barrett« zu Jahresbeginn. Der 2005 gebaute 12.000-Tonnen-Tanker »Barrett« war vor der Küste von Benin von bewaffneten Männern angegriffen worden. Zu der Zeit lag der Tanker vor Anker. Nach einigen Tagen völliger Unklarheit wurde bestätigt, dass das Schiff und die Besatzung in Geiselhaft genommen worden waren. Die Reederei Union Maritime hatte jedoch keine weiteren Angaben, etwa über eine mögliche Lösegeldforderung oder -zahlung, ein militärisches Eingreifen oder eine gewaltsame Befreiung von Schiff und Geiseln gemacht.

Hotspot Nigeria

Die größte Hürde für mehr Sicherheit im Golf von Guinea ist und bleibt Nigeria: Öldiebstahl, Rebellengruppen, Überfälle, Korruption – die Probleme sind genauso groß wie altbekannt. Ein Großteil der Überfälle auf See geht auf nigerianische Piraten zurück. Der Erfolg von Gogin hängt also zu einem großen Teil davon ab, ob Nigeria mitzieht. Bislang verweigerten sich die Regierungen in Abuja allerdings stets ausländischer Einmischung. Zuletzt gab es einen weiteren Dämpfer, als die Regierung mitteilte, dass man den Einsatz von privaten bewaffneten Sicherheitsteams an Bord von Handelsschiffen auch künftig nicht dulden werde, da man mit eigenen Mitteln und zertifizierten Partnern das Problem zu lösen gedenke.

Auch deutsche Reedereien betroffen

Piraten, Terroristen und Rebellen greifen immer wieder Handelsschiffe an, nicht selten mithilfe von Insider-Informationen aus den lokalen Behörden. Auch deutsche Schiffe gehörten in der jüngeren Vergangenheit zu den Opfern. So waren Seeleute des für die Hamburger Reederei Peter Döhle fahrenden Frachtern »Demeter« mehrere Wochen in der Hand nigerianischer Piraten. Im Frühjahr 2017 war mit der Reederei Briese ein weiteres deutsches Unternehmen von der Piraterie vor Westafrika betroffen. Seinerzeit war ein Lösegeld für die »BBC Caribbean« bezahlt worden.