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Hamburg und die übrigen deutsche Seehäfen verpassen derzeit eine große Chance: Angesichts der massiven Abfertigungsprobleme in den Westhäfen könnte Ladung zurückgewonnen werden. Doch Probleme bei der Truck-Abfertigung und Steuernachteile schrecken Reeder und Verlader ab, meint der Vorstand d[ds_preview]es Vereins Hamburger Spediteure (VHSp).

Seit rund einem Jahr schon sorgen logistische Engpässe in Antwerpen und Rotterdam über die Grenzen der Beneluxstaaten hinaus für Schlagzeilen. Das Serviceniveau beim Umschlag auf die Bahn, aber vor allem auf das Binnenschiff sei dort auf ein »grottenschlechtes« Niveau gefallen, stellte Axel Plaß, stellvertretender VHSp-Vorsitzer, heute im Vorfeld der Jahreshauptversammlung der Spediteure fest. Trotzdem suche die Ladung weiterhin ihren Weg über die verstopften Westhäfen, weniger über die deutschen Häfen. »Da sollten wir alle hellhörig werden, weil mächtig was schief läuft«, unterstrich Plaß, hauptamtlich Geschäftsführer der Spedition Konrad Zippel, die schwerpunktmäßig im Seehafenhinterlandverkehr (Bahn, LKW) aktiv ist.

Laut Willem van der Schalk, ebenfalls stellvertretender VHSp-Vorsitzer, liegen die Wartezeiten für Binnenschiffe in Rotterdam und Antwerpen aufgrund von Terminalengpässen unverändert bei sieben bis acht Tagen. Dass es keine Rückverlagerung von Ladung nach Hamburg sowie zu den bremischen Häfen gebe, führen der Geschäftsführer der Spedition a.hartrodt und seine Vereinskollegen u.a. auf die weiter bestehende Benachteiligung deutscher Importeure bei der Einfuhrumsatzsteuererhebung in Deutschland zurück. Bei der Abfertigung über die Benelux-Staaten dürfen die Importeure die 19% Steuer mit ihren Exporten verrechnen. Hierzulande will der Fiskus das Geld sofort bei Einfuhr haben.

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Foto: HHLA

Demzufolge können die Warenempfänger ihre finanzielle Liquidität schonen, wenn sie über die Westhäfen umschlagen. Zwar will die Bundesregierung das Thema laut Koalitionsvertrag angehen und die sofortige Einforderung der Einfuhrumsatzsteuer beenden. Doch die Hamburger Spediteure befürchten, dass sich die Umsetzung »noch Jahre« hinziehen könnte, wie der scheidende VHSp-Vorsitzer Johan Schryver erklärte. Denn der Bund sei dazu auf die Zustimmung sämtlicher Bundesländer angewiesen, was aktuell offenbar nicht gegeben sei. Auch in den Zollbehörden stoße das Vorhaben nicht auf ungeteilte Zustimmung. »Es geht schließlich um Milliarden Euro an Liquidität, die dem Staat kurzfristig entzogen würden«, verdeutlichte van der Schalk, der deshalb die Speditionsverbände in den übrigen Bundesländern zu verstärkter Lobbyarbeit in dieser Sache aufruft.

Eine zusätzliche Belastung für die Seefrachtspediteure in Hamburg sei das im vergangenen Jahr eingeführte Slotbuchungsverfahren für die LKW-Abfertigung in den Containerterminals der Hansestadt. In einer Umfrage des VHSp gaben 72% der teilnehmenden Spediteure an, dass sich die Abfertigungszeiten dadurch nicht verbessert hätten. Die Slotbuchung ist aus Sicht von Plaß zwar »alternativlos«, sie müsse aber stärker auf die Interessen und Prozesse der Kunden ausgerichtet werden. »Bislang ist das nur eine Optimierung für die Terminals, nicht für die Trucker«, kritisierte Plaß. Die Slotbuchung verursache bei den Spediteuren rund 15 min. administrativen Mehraufwand pro Auftrag bei bislang unveränderten Durchlaufzeiten. (mph)