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Seit der Übernahme Mitte November 2016 durch Lürssen durchläuft die Hamburger Werft einen Veränderungsprozess. Die ersten Erfolge der »Zukunftsstrategie« stellen sich nach Angaben der Geschäftsführung bereits ein.

»Es hat sich vieles zum Positiven verändert, wir sind heute deutli[ds_preview]ch besser aufgestellt, als noch vor 16 Monaten«, erklärt Geschäftsführer Dieter Dehlke. Noch laufen die nach der Übernahme durch Lürssen eingeleiteten Maßnahmen zur Modernisierung des Betriebs. Blohm+Voss soll eine moderne Werft nach den Vorstellungen der neuen Eigner werden. Die Arbeiten daran sollen noch mindestens bis zum Ende dieses Jahres andauern und bei Bedarf erweitert werden.

Blohm Voss Geschaeftsfuehrer Trio
Die Blohm+Voss-Leitung, v.l. Ralph Petersen, Dieter Dehlke und Klaus Borgschulte (Foto: Felix Selzer)

Aber auch von »Restrukturierungsschmerz« spricht Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Borgschulte. Bereits 2017 waren auf der Werft 200 Arbeitsplätze abgebaut worden, weitere 100 sollen Ende Juni 2018 folgen. »Wir glauben, dass wir hier zu einer fairen Lösung gekommen sind«, so der Manager. Angestrebt wird ein Personalstamm von knapp 700 Leuten.

Die neue Strategie für die Zukunft von Blohm+Voss besteht in der Fokussierung auf drei Bereiche. Im Neubau konzentriert man sich auf Marineschiffe (Überwasserschiffbau), der Reparaturbereich bedient Kreuzfahrt- und Handelsschiffe – teilweise Neuland für Lürssen, hier sollen die Aktivitäten noch ausgebaut werden. Der dritte Bereich Yacht Refit ist auf größere Umbauten von Yachten spezialisiert. Die Arbeiten an eigenen und fremdgebauten Yachten wurden innerhalb der Lürssen-Gruppe in Hamburg gebündelt und entwickeln sich laut Borgschulte »schon sehr positiv«. Neubau in diesem Segment gibt es in Hamburg im Zuge der Neuordnung nicht mehr. »Lürssen hat Blohm+Voss mit einer klaren Zielsetzung übernommen, die Werft als Teil der Gruppe weiterzuentwickeln«, erklärt Borgschulte.

Blohm+Voss im Flow

Plasmaschneidanlage Blohm Voss
Neue Plasmaschneidanlage bei Blohm+Voss (Foto: Felix Selzer)

Die Modernisierungsmaßnahmen laufen unter den Bezeichnungen »Flow 1« und »Flow 2« – gemeint sind damit z.B. der Materialfluss, optimierte Produktionsprozesse usw. Seit der Übernahme wurden Lagerstätten bereinigt, ungenutzte Hallen stillgelegt, genutzte Hallen gereinigt und modernisiert, Arbeitswege verbessert und 4.000 t Schrott entsorgt. Auch eine neue Plasmaschneidanlage wurde angeschafft.

»Die heutige wirtschaftliche Situation ist ein Spiegel dessen, was wir getan haben«, so Borgschulte. Besonders habe sich das an der leichten Überlast im 4. Quartal 2017 gezeigt, jetzt sei die Entwicklung ähnlich. »Die Bemühungen um einen verbesserten Marktauftritt tragen Früchte, die Auftragspipeline zeigt eine deutlich höhere Auftragsqualität.« Die Reederein sollen an Blohm+Voss als Reparaturwerft »nicht mehr vorbeikommen«.

Cap-San-Schiff im Dock bei Blohm+Voss
Cap-San-Schiff im Dock bei Blohm+Voss (Foto: Felix Selzer)

Konkret zeigt sich das in dem Rahmenvertrag mit Maersk für die Arbeiten an den Schiffen der Cap-San-Klasse von Hamburg Süd. Im Mai kommt bereits das vierte Schiff der zehn Einheiten umfassenden Klasse ins Dock. Von ACL soll im Spätsommer das nächste Schiff kommen, außerdem sind Schiffe von MACS und ein Oldendorff-Frachter angekündigt. Mit der »Brillance of the Seas« liegt derzeit das fünfte Kreuzfahrtschiff in diesem Jahr im Dock. Außerdem habe man beim Korvettenauftrag K 130 einen gute Teil abbekommen und sehe sich auch im Rennen um das Mehrzweckkampfschiff MKS 180 gut positioniert.

»Jetzt im richtigen Fahrwasser«

Der technische Geschäftsführer Ralph Petersen, nun seit etwas mehr als 100 Tagen im Amt, zieht ein Fazit: »Das Schiff Blohm+Voss hat aus einer schwierigen Lage seinen Kurs geändert und ist jetzt im richtigen Fahrwasser.«

Blohm+Voss war im September 2016 von Lürssen übernommen worden. Bereits damals war wegen der schlechten Auftragslage und eines Investitionsstaus auf der Werft ein Stellenabbau quer durch alle Betriebsteile angekündigt worden. Lürssen hatte Blohm+Voss vom britischen Private-Equity-Investor Star Capital Partners erworben, der die Werft im Dezember 2011 für einen kolportierten Preis von 150 Mio. € von ThyssenKrupp gekauft hatte.