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Die Aufkündigung des Atom-Abkommens durch US-Präsident Donald Trump und mögliche neue Sanktionen gegen den Iran könnten erhebliche Auswirkungen auf die Schifffahrt und den Öl-Preis haben.

Alle anderen Unterzeichner des Abkommens (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland [ds_preview]und China) wollen zwar an der Vereinbarung festhalten. Dennoch dürften die kommenden Monate die Handelsbeziehungen mit dem islamischen Republik mit einer hohen Unsicherheit verbunden sein.

Davon betroffen wären in nicht unerheblichem Maße die internationale Schifffahrt und die Häfen. Durch die Sanktionen wäre der Iran vom Handel mit Aluminium, Stahl und Kohle ausgeschlossen. Auch die Geschäfte mit iranischen Hafenbetreibern sowie dem Schifffahrts- und Schiffbausektor, einschließlich der Reedereien IRISL, South Shipping Line oder National Iranian Tanker Company wären eingeschränkt. Und ebenso Öltransporte auf See.

Der neue US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hat bereits den Rückzug der deutschen Wirtschaft aus Iran gefordert. Soweit wollen weder die Politik noch die Industrieverbände bislang gehen. Denn seit dem Atomabkommen im Jahr 2015 hat der deutsch-iranische Handel laut DIHK um 42% auf 3,4 Mrd. € zugenommen. 2017 stiegen die deutschen Maschinenexporte nach Iran laut dem Maschinenbauer-Verband VDMA um gut 21% auf knapp 1 Mrd. €.

Am Öl-Markt dürfte sich die Ankündigung der USA schnell bemerkbar machen. Nach Einschätzung des HSH-Analysten Jan Edelmann sei in den kommenden Wochen mit einem weiteren Anstieg des Ölpreises auf 80 $/Barrel zu rechnen, begleitet von einer spürbaren Preisvolatilität.

Kurz- bis mittelfristig würden rund 600.000 Barrel/Tag aus iranischer Produktion entfallen. Europäische Käufer, insbesondere Raffinerien, könnten aus Furcht vor US-Sekundärsanktionen, auf Geschäfte mit dem Iran verzichten und wären somit auf andere Anbieter angewiesen. Angesichts des bereits spürbar eingeengten Ölangebots dürfte der Markt eine hohe Risikoprämie verlangen – ausgehend von einem Brent-Ölpreis von 75 $/Barrel könnte diese bei 8 $ liegen.

Die größten Profiteure der neuerlichen Sanktionen wären wohl die asiatischen Abnehmer, insbesondere China und Indien. Beide Länder hatten bereits im Vorfeld der Aufkündigung des Atomabkommens signalisiert, mehr iranisches Rohöl importieren zu wollen, um die rückläufigen Importe aus Venezuela kompensieren zu können. Gleichzeitig ist es denkbar, dass die beiden Ländern hohe Abschläge heraushandeln können.

Auch Saudi-Arabien könnten Nutzen aus der Entwicklung ziehen. Das Land hat die Bereitschaft zur Steigerung seiner Ölproduktion angedeutet. Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, werde man mit den großen Produzenten und Verbrauchern innerhalb und außerhalb der Opec sprechen, verlautete aus Riad.