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Der einseitige Rückzug der USA aus dem Nuklearabkommen mit Iran dürfte laut Analysten kaum Auswirkungen auf den weltweiten Rohölhandel und die Nachfrage nach Tonnage auf dem Tankermarkt haben, solange das Abkommen von den anderen Unterzeichnern eingehalten wird.

Die USA haben s[ds_preview]ich einseitig vom Nuklearabkommen Iran zurückgezogen, das auch als Joint Comprehensive Plan of Action (JCPA) bekannt ist, und beschuldigen den Iran, ein Nuklearwaffenprogramm fortzusetzen. Sanktionen gibt es damit wieder gegen die iranischen Energie-, Petrochemie-, Schifffahrts- und Finanzsektoren mit einer Gnadenfrist von sechs Monaten. Unternehmen haben eine sechsmonatige Abwicklungsfrist für Transaktionen mit dem Iran, andernfalls werden Firmen, die in US-Dollar Transaktionen tätigen oder in den Vereinigten Staaten operieren, vom Zugang zum US-amerikanischen Banken- und Finanzsystem ausgeschlossen. Das US-Finanzministerium hat ausländischen Käufern von iranischen Rohöl- und Raffinerieprodukten geraten, ihre Importe während der 180-tägigen Abbauzeit einzudämmen, um sich für Sanktionen zu qualifizieren.

Obwohl die ehemaligen Handelssanktionen zu einem Rückgang der iranischen Rohölexporte um etwa 1 Mio. bbl pro Tag geführt hätten, würden die Auswirkungen der Sanktionen diesmal weniger stark ins Gewicht fallen, da Europa und Asien die Sanktionen nicht in vollem Umfang unterstützten, so Drewry in einem Marktbericht. Während China klar gemacht habe, dass es weiterhin iranisches Rohöl importieren werde, solange der Nuklearvertrag in Kraft sei, dürften Rohölimporte von anderen asiatischen Käufern in den kommenden sechs Monaten von der europäischen Haltung in dieser Frage abhängen, meinen die Analysten.

Meiste Ölexporte gehen nach Europa und Asien

Derzeit sind die europäischen Staats- und Regierungschefs entschlossen, die Bemühungen der USA zur Verlängerung der Sanktionen gegen den Iran zu bekämpfen. Solange Europa an JCOPA festhält und europäische Versicherungsgesellschaften weiterhin Versicherungsschutz für den iranischen Rohölhandel bieten, werden die Auswirkungen auf die iranischen Ölexporte denmach begrenzt sein, da fast alle iranischen Rohölexporte nach Europa (30%) und Asien-Pazifik (70%) gehen. Die Türkei, Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland sind die wichtigsten Abnehmer von iranischem Rohöl in Europa, das etwa ein Drittel der gesamten iranischen Exporte ausmacht.

Während die Türkei voraussichtlich weiterhin iranisches Rohöl importieren wird, werden integrierte Ölgesellschaften (IOCs) und Raffinerien in Europa mit Standorten in den USA die US-Sanktionen spüren. Da das Volumen der iranischen Rohölimporte durch IOCs sehr gering ist, werden die Auswirkungen insgesamt aber gering sein, schätzt Drewry. Selbst wenn die europäischen Länder zusammen mit den USA JCOPA abschaffen, sollen die Auswirkungen auf die iranischen Exporte immer noch geringer sein als die früheren Sanktionen, da China, das im ersten Quartal 2018 etwa 650.000 bpd iranisches Rohöl importiert hat, weiterhin iranisches Rohöl importieren wird. In der Zwischenzeit würde jeder Rückgang der iranischen Rohölexporte dazu führen, dass etwa 17 Schiffe der National Iranian Tanker Co (NITC) wieder zu schwimmenden Lagern würden und das Tonnageangebot auf dem Markt zurückginge.

OPEC als Puffer

Da Saudi-Arabien bereit ist, mit großen OPEC- und Nicht-OPEC-Produzenten zusammenzuarbeiten, um eine Lücke in der globalen Ölversorgung aufgrund der US-Sanktionen gegen den Iran zu schließen, wird sich der globale Rohölhandel kaum verändern. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait produzieren zusammen etwa 200.000 bpd unter ihren vereinbarten Produktionsmengen, was laut Drewry als Puffer für einen Rückgang des iranischen Angebots dienen kann. Für einen Rückgang der iranischen Produktion jenseits von 200.000 bpd müssen OPEC- und Nicht-OPEC-Hersteller die Produktionsquote revidieren, um die Lücke zu schließen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden Ölproduzenten, insbesondere Saudi-Arabien, versuchen, die Produktion auf einem Niveau zu halten, das den Ölpreis um etwa 80 $ pro Barrel stützen würde.