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Hapag-Lloyd zahlt erstmals seit dem Börsengang eine Dividende. Auch die Margen anderer Top-Player sehen für 2017 sehr positiv aus. Allerdings: Ausruhen sollten und wollen sich die Verantwortlichen nicht. Von Michael Meyer

Deutschlands größte – und nach der Übernahme der Hamburg Süd durch Maersk auch einzige global aktive – Linienreederei hat für das vergangene[ds_preview] Jahr vergleichsweise gute Zahlen vorgelegt. Am Ende wurde das operative Ergebnis (EBIT) mehr als verdreifacht und ein Gewinn erwirtschaftet, auch wenn er mit rund 32Mio. € relativ ­schmal ausfällt. Die Aktie machte nach der Bekanntmachung einen leichten Sprung um 1,8% auf 31,70€, am 20. April stand sie schließlich bei 35,64€.

Auf Basis der testierten Zahlen erhöhte sich das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen (EBITDA) auf 1,055Mrd. € (2016: 607Mio. €) und das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf 411Mio. € (2016: 126Mio. €). Beim Konzernergebnis rutschte Hapag-Lloyd zurück in die Gewinnzone, um 125,2Mio. € über dem Vorjahreswert (2016: -93,1Mio. €).

»In Anbetracht des Marktumfelds sind wir mit den Ergebnissen zufrieden, insbesondere da wir gleichzeitig die Integration von UASC abgeschlossen haben. Der erfolgreiche Zusammenschluss mit der UASC hat unsere Wettbewerbsposition sehr deutlich gestärkt. Darüber hinaus haben wir von besseren Frachtraten und einer positiven Entwicklung der weltweiten Containertransportmenge profitiert«, sagte CEO Rolf Habben Jansen.

»Wesentlich für die Entwicklung des Eigenkapitals waren der Zusammenschluss mit UASC und eine Barkapitalerhöhung in Höhe von 352Mio. € aus dem Oktober«, hieß es am Hamburger Ballindamm weiter. Zudem wurden mit zwei Anleihe­emissionen 900Mio. € eingesammelt, die zur Refinanzierung bestehender Anleihen verwendet wurden und die Finanzierungskosten verringern. Die Nettoverschuldung erhöhte sich trotz einer Netto-Schuldentilgung um rund 800Mio. € aber zum Bilanzstichtag von 3,6Mrd. € auf 5,7Mrd. €.

Habben Jansen erklärte ausblickend, man wolle die Verschuldung reduzieren und zugleich die vollen Synergien aus dem Zusammenschluss heben und effizienter werden: »Wir werden weiter investieren, dadurch unsere Position als Qualitätsanbieter stärken und auch künftig profitabel wachsen. Das Marktumfeld bleibt jedoch herausfordernd und auch wenn wir bei einigen Fundamentaldaten eine schrittweise Verbesserung sehen, bleiben wir vorsichtig optimistisch«, so der Reedereichef.

Für die kommenden Monate erwartet er weitere Effekte aus der großen Branchen-Konsolidierung. Die japanische Fusion »ONE« von MOL, NYK und K Line startete ihren Betrieb offiziell erst jüngst, die Übernahme von OOCL durch COSCO ist noch nicht »durch«, auch dürfte die Übernahme von Hamburg Süd durch Branchenprimus Maersk noch Auswirkungen haben.

»Zeichen setzen«

Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung sahen sich der Vorstand um Habben Jansen und Finanzchef Nicolas Burr sowie der Aufsichtsrat bemüßigt, der Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2017 die Zahlung einer Dividende von rund 100Mio. €, entsprechend 57 Cent pro Aktie, vorzuschlagen – und das, obwohl der Schuldenabbau noch immer Priorität hat, obwohl die Summe durch den Gewinn nicht gedeckt ist.

Es wäre die erste Dividende seit dem Börsengang. Weil der Reingewinn geringer ist als das Volumen der Dividende, wird ein Teil dessen »aus der Substanz« gezahlt. »Unsere Anteilseigner haben in den vergangenen Jahren insgesamt 1,2Mrd. € in das Unternehmen investiert. Uns ging es darum, jetzt auch mal ein positives Zeichen zu setzen«, erläuterte der Reedereichef.

Der Umsatz erhöhte sich um rund 29% auf etwa 10Mrd. € (2016: 7,7Mrd. €), dazu beigetragen hat eine verbesserte durchschnittliche Frachtrate von 1.051$/TEU (2016: 1.036$/TEU). Zugleich steigerte Hapag-Lloyd die Transportmenge um 29% auf 9,8Mio. TEU (2016: 7,6Mio. TEU), »wesentlich getrieben durch den Zusammenschluss mit der UASC sowie durch ein robustes organisches Wachstum entsprechender Volumina«.

Die Transportaufwendungen erhöhten sich um 25,5% auf 8,0Mrd. € (2016: 6,4Mrd. €), insbesondere durch höhere Transportmengen und einen gestiegenen durchschnittlichen Bunkerverbrauchspreis von 318$/t (2016: 226$/t).

Zum Bilanzstichtag am 31. Dezember 2017 verfügte Hapag-Lloyd nach eigenen Angaben über ein Eigenkapital in Höhe von 6,1Mrd. € (2016: 5,1Mrd. €) und eine Liquiditätsreserve – liquide Mittel und nicht genutzte Kreditlinien – in Höhe von 1,06Mrd. €, was einer leichten Steigerung im Vergleich zum Vorjahr entspricht, als es 0,76Mrd. € waren.

Nicht nur positive Signale

Hapag-Lloyd rechnet insgesamt mit einer deutlichen Erhöhung des Transportvolumens für 2018, da die Geschäftsaktivitäten der UASC ganzjährig einbezogen würden. »Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass das Wachstum nicht gesund bleibt«, so der CEO.

Allerdings gibt es auch weniger positive Signale. Die durchschnittliche Frachtrate soll im Jahr 2018 auf Niveau des Vorjahres liegen, auch wenn zusätzliche Transportvolumen von der UASC und damit strukturell bedingt niedrigere Frachtraten ganzjährig berücksichtigt würden und negativ auf den Gesamtjahreswert wirkten. Darüber hinaus gehen die Verantwortlichen für das Jahr 2018 von einem deutlichen Anstieg des durchschnittlichen Bunkerverbrauchspreises aus.

Die Hamburger erwarten für das Jahr 2018 ein deutlich steigendes EBITDA und EBIT im Vergleich zum Vorjahr, allerdings unter einigen Bedingungen. Dies setze voraus, dass das erwartete Frachtratenniveau erzielt werde, dass sich die geplanten Synergien realisierten, Transportmengen wie erwartet wüchsen und dass sich die Erlösqualität wie beabsichtigt verbessere, heißt es. Man geht allerdings auch davon aus, dass die Bunkerkosten nach einem Anstieg in 2017 weiter deutlich zulegen.

Margen im Markt steigen

Auch die Margen der anderen Top-Containerlinienreedereien sind 2017 in lange nicht gesehenem Ausmaß gewachsen – wenn an dieser Stelle auch einschränkend bedacht werden muss, dass bei einigen Unternehmen Einmaleffekte aus dem Verkauf von Töchtern oder Erlöse aus verwandten Segmenten wie dem Terminalgeschäft einfließen.

Doch der Trend zum Jahreswechsel ist weniger positiv, wovon auch Hapag-Lloyd betroffen sein dürfte. 13 der 15 größten Marktteilnehmer haben im vergangenen Jahr zusammen genommen 3,28Mrd. $ operative Einnahmen erzielt. Im Vorjahr war es noch ein Verlust von 4,19Mrd. $, unter anderem wegen der Verluste infolge der Insolvenz der koreanischen Reederei Hanjin. Die Zahlen gehen aus einer aktuellen Analyse vom Branchendienst Alphaliner hervor. Die zusammengezählten Umsätze lagen bei 112Mrd. $, ein Plus von 14,9%. Weil die entsprechenden Daten nicht veröffentlicht wurden, sind die Carrier MSC und Evergreen, aktuell Nr. 2 und 7 im Weltmarkt, nicht berücksichtigt.

Bemerkenswert entwickelten sich den Angaben zufolge vor allem die operativen Margen der Carrier. Berechnet man den Durchschnitt aller Reedereien, landet man bei einem Plus von 2%, bezogen auf eine Zusammenrechnung der jeweiligen Durchschnittsangaben landet man bei 2,9%. Das Ergebnis sei das höchste seit 2010, schreiben die Analysten.

Negatives Momentum setzt sich fort

Verantwortlich für das Wachstum waren vor allem die ersten neun Monate des Jahres. Das macht sich auch im Ausblick bemerkbar. Denn der ist nicht so positiv. Bei Alphaliner spricht man von einigen Risiken. Denn die Margen wären 2017 sogar noch höher ausgefallen, wenn es nicht im vierten Quartal einen signifikanten Rückgang auf 0,9% gegeben hätte. Im dritten Quartal waren es noch 5%.

Das »negative Momentum« setzte sich Anfang 2018 weiter fort, heißt es im Bericht. Als Gründe werden fallende Frachtraten, eine geringere Auslastung der Flotte und höhere Bunkerkosten – 2017 legten sie um 42% auf 319$/Tonne zu – angegeben. Die Bunkerkosten nahmen allein im vierten Quartal auf 355$ zu, im ersten Quartal 2018 sogar auf 372$. Ein weiteres Risiko ist der vieldiskutierte Handelsstreit zwischen den Regierungen der USA, Chinas und zum Teil auch Europas.

Zehn der 13 betrachteten Reedereien hätten 2017 positive operative Ergebnisse verzeichnet, heißt es weiter. Am besten schnitt Frankreichs CMA CGM, Nr. 3 im Weltmarkt, mit 7,4% ab. Das schlechteste Ergebnis musste die koreanische Hyundai Merchant Marine mit -7,3% hinnehmen.

Die durchschnittliche Frachtraten entwickelten sich vor allem im ersten Halbjahr positiv. Auf das Gesamtjahr bezogen ergibt sich ein Wert von +7,4%. Im vierten Quartal sackte die Durchschnittsrate der Carrier um 5,4% ab. Der Start in 2018 verlief nicht wirklich besser.


Michael Meyer