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Fortschritte erzielt, aber noch lange nicht am Ziel: Die NordLB sieht sich mitten in einem Transformationsprozess. Dazu gehört der weitere Abbau des Schifffahrtsportfolios. Auch der Einstieg privater Investoren bei der Landesbank ist denkbar. Von Krischan Förster

Das Schockerlebnis aus 2016, als die niedersächsische Landesbank einen Rekordverlust von -2,9 Mrd. € verdauen musste, ist überwunden. Für das vergangene[ds_preview] Jahr konnte wieder ein Gewinn vermeldet werden. Ein Konzernergebnis von 135 Mio. € wies die Bilanz am Ende aus. Bessere Zahlen verhinderte erneut die Schiffsfinanzierung.

Zwar machen deutsche wie auch internationale Reeder nur 12% aller Kunden der NordLB aus. Doch sorgte dieses Geschäftssegment für einen Verlust von –740Mio. € und machte eine neuerliche Risikovorsorge in Höhe von 946Mio. € erforderlich. Dabei hatte die NordLB ihre eigenen Abbauziele weit unterboten. Die Bank steht heute schon, ein Jahr früher als geplant, bei nur noch 12,1Mrd. €. Dahinter stehen jetzt noch 1.115 Schiffe. Zum Vergleich: Ende 2015 waren es 19Mrd. € für knapp 1.500 Schiffe, vor Jahresfrist noch 16,9Mrd. € bei 1.363 Schiffen.

Mit rund 8,2Mrd. € sind zwei Drittel der Kredite allerdings »problembehaftet« (non-performing loans – NPL). Trotz einer leichten Aufhellung der Schifffahrtsmärkte und eines deutlich besseren Ratenniveaus steigt ihr Anteil relativ sogar weiter an. Die Bank hat allein in 2017 rund 190 Schiffskredite im Wert von 2,6Mrd. € aus dem sogenannten NPL-Portfolio getilgt. In Summe schrumpfte es aber nur um 0,9Mrd. € (2016: 9,1Mrd. €). Denn es mussten weitere, ehemals als »gesund« geltende Kredite in den Abbaubereich übertragen werden. Diese »Migration« könnte in den kommenden drei Jahren ein zusätzliches Volumen von 1Mrd. € betreffen, schätzt man bei der Bank.

Die Abdeckungsquote für diese ausfallgefährdeten Forderungen ist mit 88% vergleichsweise hoch. Dennoch sind gerade das NPL-Portfolio mit einem Anteil von derzeit 8,6% am gesamten Kreditvolumen und die harte Kernkapitalquote maßgebliche Kriterien für die Bankenaufsicht und Ratingagenturen bei der Beurteilung der Bank. Beide Messgrößen gelten, gerade im Vergleich mit anderen Landesbanken, als dringend verbesserungswürdig.

Zwar konnte die NordLB die Quote für ihr hinterlegtes Eigenkapital von 10,5% auf zuletzt 12,2% steigern, als nächstes Ziel sind »mindestens« 13% ausgegeben. »Damit liegen wir deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen«, so Bürkle. Ob dies ausreicht, steht allerdings in Zweifel. Für das angestrebte »A«-Rating genügt es definitiv nicht. Moody’s hatte die Bank zuletzt von »Baa2» auf »Baa3« gesenkt und auch den Ausblick in »negativ« geändert.

»Bank One« heißt die Antwort aus Hannover. Das Umbauprogramm, aufgelegt nach der vollständigen Übernahme der Bremer Landesbank (BLB) im vergangenen Jahr, sieht den Wegfall von Arbeitsplätzen, Kosteneinsparungen und auch eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells vor. »Wir müssen die Profitabilität und die Wettbewerbsfähigkeit der Bank steigern«, sagt NordLB-Vorstandschef Thomas Bürkle.

Vor allem anderen bleibt es beim Kehraus in der Schifffahrtsabteilung. Auf 5Mrd. € soll daher das NPL-Portfolio bis Ende 2019 eingedampft werden. »Dieses Teilportfolio werden wir jetzt ganz gezielt abbauen«, kündigte Bürkle an. Dies betreffe vor allem Containerschiffe und Bulk Carrier, deren Anteil traditionell mehr als 50% ausmachte und künftig kräftig sinken soll.

Gleichzeitig soll das »gesunde« Portfolio behutsam umgebaut werden. Neugeschäft, das im vergangenen Jahr gerade einmal 0,2Mrd. € ausmachte, werde es auch künftig nur »selektiv und risikoarm« geben. Eine Zielgröße wurde nicht genannt. Der Fokus liege dabei auf Spezialtonnage und Kreuzfahrtschiffen, vorzugsweise in Asien.

Bliebe die Kapitalausstattung. Jüngst waren Spekulationen ins Kraut geschossen, dass die Landesbank bis zu 3Mrd. € benötigen könnte, um künftige Kreditrisiken abzufedern und die steigenden Vorgaben der Bankenaufsicht zu erfüllen. Nicht etwa, um eine Schieflage abzuwenden, sondern um auch künftig ein gewisses Maß an Wachstum zu ermöglichen. Denn die Alternative wäre ein Tod auf Raten.

Man sei dazu in Gesprächen mit den Trägern der Bank, verkündete Bürkle bei der Vorstellung der Bilanzzahlen. Noch halten das Land Niedersachsen knapp 60% und die niedersächsischen Sparkassen gut 26%. Weitere 6% entfallen auf das Land Sachsen-Anhalt.

Beschlossen sei noch nichts, ausgeschlossen werde erst einmal nichts, heißt es. Laut Niedersachsens Finanzminister und NordLB-Aufsichtsratschef Reinhold Hilbers darf es keine Denkverbote geben. Eine Entscheidung soll spätestens bis Ende des Jahres fallen.

Diskutiert werden verschiedene Optionen. Eine Möglichkeit: Die Gesellschafter der Bank schießen selbst Geld nach. Um kein Beihilfeverfahren mit der EU-Kommission zu riskieren, müsste dies zu kapitalmarktüblichen Bedingungen erfolgen, um nicht gegen Wettbewerbsregeln zu verstoßen. Andernfalls drohen strenge Auflagen aus Brüssel.

Eine andere Variante wäre ein möglicher Teilverkauf und die Umwandlung der öffentlich-rechtlichen Körperschaft in einer Aktiengesellschaft.

Das Beispiel der jüngst verkauften HSH Nordbank steht bei diesem Gedankenspiel offenbar Pate. Unter anderem sollen der US-Finanzinvestor Apollo Global Management, aber auch die HSH-Käufer J.C. Flowers und Cerberus zu den Interessenten gehören, wird gemunkelt.

Krischan Förster