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Das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML und die

Sellhorn Ingenieurgesellschaft haben in einer Studie die Perspektiven von Mehrzweck-Terminals untersucht und zeigen Anforderungen an zukunftsorientierte Anlagen

Über Jahre hinweg haben sich MPP-Terminals an die sich verändernden Bedingungen und Anforderungen der Nutzer angepasst und ein weitreichendes[ds_preview] Portfolio an Dienstleistungen entwickelt. So werden in der Regel unterschiedliche Krane und Förderbänder zum Be- und Entladen der Schiffe an der Kaje vorgehalten, dazu kommen Verladeeinheiten auf dem Terminalgelände und zum Be- und Entladen der LKW für den Weitertransport ins Hinterland.

Kajenabschnitte können – je nach Ladungsart – besonders verdichtet oder an Lagersilos angeschlossen sein. Auch die Lagerfläche unterliegt wechselnden Ansprüchen, sodass bestimmte Flächen eine unterschiedliche Beschaffenheit aufweisen können, zum Beispiel um besonders schwere Projektgüter zu lagern.

Hierin liegt der Erfolgsfaktor von MPP-Terminals: Während Container-Terminals ihre Prozesse gänzlich auf die Abfertigung der standardisierten Stahlboxen ausgerichtet haben und somit ihre Abläufe ebenfalls stark standardisiert haben, können MPP-Terminals flexibel auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren.

Die sich verändernden Rahmenbedingungen erfordern von Terminals im Allgemeinen ein größtmögliches Maß an Flexibilität, geringe Auswirkungen auf die Umwelt sowie auf die Beschäftigten ausgerichtete Arbeitsplätze, wie unsere Tabelle zeigt.

Der Trend der Digitalisierung und die mit ihm einhergehenden Möglichkeiten werden häufig als Mittel zur Bewältigung der in der Tabelle dargestellten Herausforderungen diskutiert. Allerdings ist der technologische Fortschritt auch ein wesentlicher Treiber für beispielsweise strukturelle Veränderungen in der Produktion.

Individuell und digital als Chance

Globalisierung, Digitalisierung und der technologische Fortschritt führen im Wesentlichen zu einer zunehmenden Nachfrage nach Flexibilität entlang maritimer Transportketten. Die Globalisierung war in dieser Abfolge von Transporten, Zwischenlagerungen und Umlagevorgängen in der Vergangenheit der Treiber für den internationalen Warenaustausch. Durch den technologischen Fortschritt und die Standardisierung (Containerisierung) konnte der Transport kostengünstig gestaltet werden, was sehr lange Transportwege ermöglichte, sowohl zeitlich als auch hinsichtlich der Distanz.

Allerdings ist aktuell eine wachsende Nachfrage nach individualisierten Produkten und Dienstleistungen zu beobachten, die nahe am Endkunden erbracht werden. Diese Individualisierung erfordert leicht angepasste und flexible Produktions-, Transport- und Umschlagsysteme. Flexibilität ist eine Eigenschaft, die MPP-Terminals bereits heute auszeichnet, was sie für die Zukunft wappnet.

Dem Digitalen Wandel kommt eine herausragende Rolle bei künftigen Anforderungen an zu, da die Digitalisierung zur Lösung der Herausforderungen beitragen und somit die Wettbewerbsposition von MPP-Terminals weiter stärken kann.

So unterstützt die Digitalisierung die ressourcensparende Gestaltung von Prozessen, indem Verschwendungen offengelegt und so reduziert werden können. Dies gilt sowohl für Material als auch für Equipment. Sowohl die Automatisierung von Prozessschritten als auch der Einsatz von autonomen Fahrzeugen und Schiffen erfordert die Erhebung und Auswertung von großen Datenmengen, die durch die Digitalisierung stattfinden kann. Durch die direkte digitale Vernetzung der Transportunternehmen mit Produzenten und Kunden entlang der Transportkette können Redundanzen und Puffer reduziert werden, Informationen zuverlässig und in Echtzeit ausgetauscht werden und Produkte schneller und risikoloser ihren Bestimmungsort erreichen, und somit den weltweiten Handel unterstützen. Zudem können Mitarbeiter durch Maschinen im Produktionsbetrieb in ihrer Arbeitsausführung unterstützt werden, die ebenfalls digital eingebunden sein können, um effizienter in den Gesamtprozess des Umschlags eingebunden zu sein. Dies soll die Arbeit zukünftig erleichtern und langfristig sowohl den Mitarbeiter entlasten und die Gesamtproduktivität steigern.

Zukünftige Anforderungen

Die Untersuchung ergab, dass zukunftsorientierte MPP-Terminals spezifische Anforderungen erfüllen sollten, um auch zukünftig auf Kundenwünsche eingehen zu können. Die flexible Flächennutzung, die Nutzung der Digitalisierungspotenziale sowie nachhaltige und innovative Lösungen müssen in den Fokus von Entscheidungsträgern rücken. Zu evaluieren und umzusetzen sind Investitionen in die Elektrifizierung von Equipment und Prozessoptimierungen. Insbesondere die Schulung von Mitarbeitern im Hinblick auf nachhaltiges Handeln oder um neuen Technologien einsetzen zu können ist essentiell. Darüber hinaus erfordern digitale Innovationen eine verbesserte Kommunikationsinfrastruktur, wie etwa WLAN auf Terminals.


Katrin Brümmerstedt, Katharina Renken