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Nach profitablem Jahr Einstieg in neues Haftungssegment geplant. Von Michael Hollmann

In einem stark umkämpften Markt ist es dem deutschen Versicherer Hanseatic Underwriters gelungen, das Prämienvolumen im P&I-Geschäft (Schiffshaftpflicht[ds_preview]) stabil zu halten und wieder einen Überschuss zu erwirtschaften. Als nächstes hat sich die Business-Einheit der Zeller Associates Group die Erweiterung der Produktpalette vorgenommen.

Geschäftsführer Tobias Braun spricht von einem »spannenden aber guten Jahr«, das die Firma per 30. März abgeschlossen hat. Die Prämieneinnahmen für Hanseatic P&I betrugen im Turnus 2017/18 wie im Vorjahr rund 21Mio. $, die Schaden-Kosten-Quote (Schäden/operativen Kosten zu Prämieneinnahmen) verschlechterte sich jedoch auf 92%. Das entspricht einem Überschuss von zusammen 1,7Mio. $, der an die Risikoträger – ein Konsortium von Syndikaten an der Versicherungsbörse Lloyd’s of London – ausgeschüttet wird. Anders ausgedrückt: Von jedem Dollar vereinnahmter Prämie bekommen die Lloyd’s-Konsorten nach Deckung von Schäden und Management-Kosten 8 US-Cent Gewinn. 2016/17 hatten die Hamburger noch mit einer Quote von 86% abschließen können.

Dennoch ist man zufrieden, weil es der fünfte versicherungstechnische Gewinn in Folge war. »In der Ergebnisstruktur sind wir stabil. Schwankungen wie diese sind dabei normal«, so Braun.

Auch die Risikoträger in London sind von dem Produkt Hanseatic P&I offensichtlich überzeugt. So konnte Hanseatic Underwriters das Konsortium, das die Haftungsdeckungen bis 500Mio. $ pro Schadensfall absichert, per April weitgehend in der bestehenden Struktur verlängern. Das ist im heutigen Marktumfeld nicht selbstverständlich. Denn nach hohen technischen Verlusten haben Lloyd’s-Syndikate und Versicherungskonzerne begonnen, Kapazitäten aus dem »Marine«-Segment abzuziehen. Zwei (Navigators, Royal & Sun Alliance) haben ihre P&I-Abteilungen (Navigators P&I, Lodestar) verkauft, ein dritter Anbieter (Amlin P&I/RaetsMarine) wird restrukturiert. Maklerberichten zufolge haben sich die Ergebnisse im Geschäftsfeld P&I massiv verschlechtert, weil sich Festprämienversicherer (British Marine, Amlin, Hanseatic…) in einem Verdrängungswettbewerb mit den großen P&I Clubs der International Group befinden. Letztere betreiben das Geschäft traditionell auf Umlagebasis. Gerade die diesjährigen »Renewals« (20.02.) seien hart umkämpft gewesen. »Einige Anbieter der International Group haben sich aggressiv Marktanteile zurückerkämpft«, konstatiert Braun. Das gelte vor allem für den deutschen Markt, wo die Clubs zuvor verstärkt Flotten an Festprämienversicherer verloren hatten. »Alles was vorher einmal bei den Clubs der International Group versichert war, ist inzwischen dorthin zurückgekehrt«, so Braun. Bei den stark gesunkenen Prämien trauert man dem Geschäft nicht unbedingt nach. »Wo wir vor ein paar Jahren 120.000$ Prämie pro Schiff gesehen haben, sind es jetzt noch 60-70%, vielleicht auch nur 50% davon«, verdeutlicht Mitgeschäftsführer Bert Wardetzki. »Da ist der Punkt erreicht, wo wir sagen: Das verstehen wir nicht, das gehen wir nicht mit.«

Dass das Prämienvolumen für Hanseatic trotzdem stabil blieb, führt die Firma auf die Internationalisierung zurück, die sie seit einigen Jahren vorantreibt. Das Augenmerk richtet sich zunehmend auf Nischenmärkte im östlichen Mittelmeer, Asien und Südamerika – besonders auf kleine Spezialschiffe (Schlepper, Arbeitsschiffe…). Im Portfolio sind die Effekte klar erkennbar. So stieg die Zahl der versicherten Objekte letztes Jahr von 2.000 auf 2.700. »Wir versichern mehr kleinere Einheiten, die aber auch mehr Prämie pro BRZ zahlen«, erklärt Braun.

Im Mainstream-Geschäft der Containerschiffe und Bulker sei es angesichts des niedrigen Prämienniveaus nicht die Zeit für profitables Wachstum. Das könnte sich aber im laufenden Jahr ändern, weil die Kapazitätsverknappung seitens der Versicherer allmählich Wirkung zeige, erläutert Wardetzki. Den Underwritern bei Hanseatic flögen bereits Anfragen von Kunden ins Haus, von denen man lange nichts gehört habe, weil es schwerer wird, anderswo Deckungen zu bekommen. Und da man fleißig in der Angebotserstellung sei, dürfte sich bald wieder automatisch profitables Neugeschäft ergeben. Zuletzt führten nur 6 bis 7% aller Quotierungen und Risikobeurteilungen zu einem Abschluss. »Das ändert sich in dem Moment, wo sich die Preisvorstellungen unseren Erwartungen annähern«, so Wardetzki. Dann brauche man nur den Hebel umzulegen, das Geschäft abzuschließen und in die Buchführung geben. Parallel dazu plant Hanseatic den Vorstoß in neue Geschäftsfelder. Als neue Produktfamilie soll noch in diesem Jahr der Bereich »General Marine Liabilities« hinzukommen, mit speziellen Haftpflichtdeckungen für Werften, Reparaturbetriebe (Ship Repairer LIability), Spediteure und Frachtführer (Transport Operator’s Liability) – längerfristig auch für Umschlagterminals (Terminal Liability). Der Ausbau der Produktpalette sei die logische Fortsetzung der geographischen Diversifizierung der vergangenen Jahre, sagt Braun. In London und Shanghai wurden Auslandsniederlassungen eröffnet, weltweit neue Maklerkontakte geschmiedet. »Wir haben Produktionskanäle weltweit etabliert«, so Braun. »Die wollen wir nun nutzen, um mehr anbieten zu können.«


Michael Hollmann