Print Friendly, PDF & Email

Vom Problemfall zum Aktivposten? Die noch mitten im Verkaufsprozess steckende HSH Nordbank will angeblich anderen Banken Schiffskredite oder ganze Portfolios abnehmen. Dafür stehen bis 2022 jährlich 700 Mio. € bereit.

Die HSH Nordbank schreibt derzeit Verluste, muss selbst noch P[ds_preview]roblemkredite im Wert von gut 6 Mrd. € loswerden und steckt zudem mitten im Verkaufsprozess an ein Konsortium von anglo-amerikanischen Finanzinvestoren, der noch einige Hürden zu nehmen hat. Und dennoch: Die Bank entwickelt offenbar neuen Appetit auf Schiffe.

»Wir wollen wieder in Schiffe investieren und suchen qualitativ hochwertiges Geschäft«, sagt Christian Nieswandt, Head of Shipping bei der HSH in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Hochwertig sind demnach Kredite, die von den Schuldner ordentlich abbezahlt werden und nicht ausfallgefährdet sind. Dafür, so Nieswandt, stehe bis 2022 ein Etat von jährlich 700 Mio. € bereit, das Bank-eigene Neugeschäft eingerechnet.

Blick auf andere Banken

Das ist allerdings kaum mehr als im vergangenen Jahr mit 500 Mio. € an Neugeschäft – gegenüber 2 Mrd. € und mehr in früheren, besseren Zeiten. Interessant sei eher der Blick auf den sogenannten Sekundärmarkt. »Wir sprechen mit einigen europäischen Banken, die Teile ihres Schifffahrtsportfolios loswerden wollen«, so der HSH-Manager.

Da muss er schon in Deutschland nicht weit schauen. Die Commerzbank ist dem endgültigen Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung schon sehr nahe gekommen, muss aber noch 1,3 Mrd. € an Krediten an den Mann bringen. Die Deutsche Shipping, die Spezialabteilung der Deutschen Bank, ist aufgelöst – auch beim Branchenprimus soll das Portfolio schrumpfen. Bei der DVB Bank steht, seit sie von der DZ Bank komplett übernommen wurde, ein Volumen von rund 10 Mrd. € zur Disposition. Im europäischen Ausland kommen von Skandinavien bis Italien weitere Banken hinzu.

Gelingt die Privatisierung der HSH Nordbank, wird die ehemalige Abbaubank einschließlich »fauler« Schiffskredite« in Höhe von 4,2 Mrd. € an eine Zweckgesellschaft der Investoren ausgelagert. Es bleiben dann noch etwa 5,5 Mrd. € in diesem Segment, das zu Hochzeiten einmal 40 Mrd. € umfasste. »Mit der heutigen Größe fühlen wir uns wohl«, bekräftigt Nieswandt.

Am lange kriselnden Schiffsmarkt gebe es Zeichen einer Erholung. Darauf setzen die Schiffsfinanzierer aus Hamburg. Bessere Raten führen zu mehr Liquidität bei den Reedern und zu höheren Schiffspreisen. Damit würden auch die Kredite wieder an Wert gewinnen. Künftiges Geschäft werde es aber kaum noch in Deutschland, sondern verstärkt auf den internationales Märkten geben, sagt Niedswandt. In Singapur oder in Griechenland.