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Im Auftaktquartal 2018 verzeichnet die HSH Nordbank neben einer zufriedenstellenden operativen Entwicklung und Einsparerfolgen auch die erwartet hohen Belastungen.

Die Bank treibt nach eigener Aussage ihre Transformation konsequent voran, man bereite sich mit unverändert guten K[ds_preview]apital- und Liquiditätszahlen, einer verringerten Bilanzsumme und nach Closing befreit um praktisch alle Altlasten auf eine Zukunft als privatisierte Bank vor. Operative Wachstumstreiber seien auch im bisherigen Jahresverlauf die Immobilienfinanzierung, das Projektgeschäft rund um Erneuerbare Energien und Infrastruktur sowie einzelne Fokusbranchen in der klassischen Mittelstandsfinanzierung. Im Shipping werde nach wie vor ebenso selektiv wie vorsichtig agiert, so die Bank.

Stefan Ermisch
Stefan Ermisch

»Im Privatisierungsprozess sind wir auf der Zielgeraden und unterstützen alle Beteiligten nach Kräften. Nach dem positiven Votum der Hamburger Bürgerschaft vom 13. Juni und der Zustimmung des Kieler Landtags Ende April hat die Privatisierung alle parlamentarischen Hürden genommen. Jetzt geht es darum, auch die übrigen Abschluss-Bedingungen aus dem am 28. Februar unterzeichneten Kaufvertrag zu erfüllen«, erklärt Stefan Ermisch, CEO der HSH Nordbank.

Parallel bereiten wir die Bank auf eine mehrjährige Transformation vor, dies wird ein anspruchsvoller und zugleich chancenreicher Weg. Denn wir wollen als mittelgroße Bank unsere Kunden auf Augenhöhe und mit exzellenten Leistungen überzeugen. Im Detail schärfen wir unser Profil fu?r den deutschen Mittelstand mit internationalen Ambitionen: In der gewerblichen Immobilienfinanzierung sehen wir uns perspektivisch und mit Augenmaß in ausgewählten europäischen Nachbarländern. »Zudem stärken wir unsere Präsenz in Singapur, denn dieser Standort gewinnt an Bedeutung für unsere exportorientierten Unternehmenskunden und bleibt – neben Athen – das wichtigste Zentrum für die internationale Seeschifffahrt«, so Ermisch. Auch bei dem im Herbst vergangenen Jahres gestarteten Einwerben von Retaileinlagen setze sich die gute Entwicklung fort.

Konzernergebnis von Sondereffekten geprägt

Das Konzernergebnis vor Steuern von -60 (Vorjahr 128) Mio. € wurde deutlich von Effek- ten aus der Privatisierung beeinflusst. Allein die Rückstellungen für eine Ausgleichs- zahlung im Zuge der vorzeitigen Beendigung der Zweitverlustgarantie – die im Kaufvertrag am 28. Februar zwischen den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein und den Bietern vereinbart wurde – belasteten wie angekündigt mit -100 Mio. €. Zusätzlich schlugen sich der laufende Garantieaufwand mit -31 (-41) Mio. €, die Jahresbeiträge für Bankenabgabe und Einlagensicherung von -40 (-45) Mio. € sowie Restrukturierungs- und Privatisierungskosten in Höhe von -11 (-16) Mio. € im Konzernergebnis nieder. Positiv wirkten die zufriedenstellende Entwicklung in den operativen Geschäftsbereichen, weitere Einsparerfolge sowie aufgelöste Wertberichtigungen infolge zum Teil erfolgreicher Sanierungen im Kreditgeschäft.

Die zukunftsgerichteten Geschäftsfelder Immobilien, Unternehmenskunden, Shipping und Treasury & Markets steuerten laut HSH allesamt positive Beiträge zum Kernbankergebnis vor Steuern von 182 (279) Mio. € bei, wenngleich sich hier die gegenüber Vorjahreszeitraum niedrigeren Erträge aus Wertpapierverkäufen bemerkbar machten. Im Ergebnis aus Sons- tige & Konsolidierung schlugen sich hohe Privatisierungskosten nieder, so dass der Ergebnisbeitrag erwartungsgemäß bei -101 (-58) Mio. € lag. Im negativen Vorsteuerergebnis der perspektivisch aufzulösenden Abbaubank von -141 (-93) Mio. € belasteten insbesondere die Rückstellungen für die vorzeitige Garantieablösung.

HSH Portfolio2017
Schiffskreditportfolio der HSH bis Ende 2017

Der Gesamtertrag im Konzern wurde lau HSH allein von der Kernbank getragen und liege erwartungsgemäß bei 161 (395) Mio. €, wobei das Vorjahr von deutlich höheren Erträgen aus dem gesteuerten Verkauf von Wertpapieren und damit einem höheren Zinsüberschuss profitierte. Das operative Geschäft habe mit leicht steigenden Neugeschäftsmargen und einem nahezu stabilen zinstragenden Forderungsvolumen wesentlich zum Gesamtertrag beigetragen. Belastet hätten erhöhte Kosten für eine transformationsbedingte Liquiditätsbevorratung, die im Privatisierungszeitraum der Bank bewusst in Kauf genommen würden.

Dank stringenten Kosteneinsparungen und trotz steigenden regulatorischen Aufwendungen sank der Verwaltungsaufwand den ANgaben zufolge um 10 % auf -123 (-136) Mio. €. Im Personalaufwand von -50 (-58) Mio. € zeigt sich die rückläufige Anzahl der Mitarbeiter von 1.789 (31.12.2017: 1.926), der Sachaufwand belief sich auf -63 (-65) Mio. €.

Konzern-Risikovorsorge wirkt positiv – NPE-Quote sinkt

Die Risikovorsorge vor Garantie im Konzern von 96 (-99) Mio. Euro profitierte von Auf- lo?sungen, die dank eines forcierten Altlastenabbaus und erfolgreicher Sanierungen insbe- sondere bei Schiffskrediten erfolgten. Nach Garantie (inkl. Sicherungswirkung aus Kreditde- rivat Zweitverlustgarantie) und Devisenergebnis betrug die Risikovorsorge des Konzerns 64 (-56) Mio. Euro.

Im Zuge der erstmaligen Rechnungslegung nach IFRS 9 und der damit einhergehenden Fair Value Bilanzierung der Portfolio-Transaktion verringerte sich die Non-Perfoming Expo- sure-Quote um mehr als die Ha?lfte auf 5,1 % (31.12.2017: 10,4 %). Die Risikoabdeckung lag mit 57 % (31.12.2017: 64 %) auf sehr solidem Niveau. Zum Closing wird ein Portfolio mit notleidenden Krediten aus der Abbaubank an Investoren verkauft. Damit wird die Bank na- hezu vollsta?ndig von ihren Altlasten befreit sein und mit einer NPE-Quote von nur rund zwei Prozent eine auch im europa?ischen Vergleich sehr gute Assetqualita?t erreichen.

Kernbank entwickelt sich solide

Die Kernbank habe sich im Auftaktquartal erwartungsgemäß entwickelt und schließe das Quartal mit einem Ergebnis vor Steuern von 182 (279) Mio. € ab, so die Bank. Der Gesamtertrag von 238 (395) Mio. € sei vor allem rückläufig, weil es in den ersten drei Monaten 2017 deutlich höhere Erträge aus dem gesteuerten Verkauf von Wertpapieren gegeben habe. Auf die Kernbank entfielen zudem mit -27 (-28) Mio. € rund drei Viertel der Jahresbeiträge für Bankenabgabe und Einlagensicherung sowie in Summe -19 (-5) Mio. € für die Garantie. Durch Auflösungen in der Risikovorsorge profitierte die Kernbank in Höhe von 61 (-5) Mio. €.

Die strikten Risiko- und Ertragsvorgaben der Bank wurden trotz intensiven Wettbewerbs konsequent beibehalten und resultierten in einem Neugescha?ft von 1,7 (2,2) Mrd. Euro. Die von der Bank gesteckten Rentabilita?tsanforderungen zeigten sich in einer erfreulichen und gegenu?ber dem Vorquartal leicht gestiegenen Neugescha?ftsmarge.

Im Segment Immobilienkunden erreichte das Neugescha?ft dank hoher Marktdurchdrin- gung in deutschen Metropolregionen und einer guten Entwicklung im Gescha?ft mit interna- tionalen institutionellen Investoren mit 1,0 (1,1) Mrd. Euro nahezu das Vorjahresniveau. Das Segment Unternehmenskunden trug insbesondere mit Projektfinanzierungen von Windkraftanlagen und Datennetzen mit 0,6 (0,8) Mrd. Euro zum Neugescha?ft bei. Im Seg- ment Shipping zeigten sich in Teilma?rkten Stabilisierungstendenzen und es wurden 0,2 (0,2) Mrd. Euro mit Reedern guter Bonita?t kontrahiert.

CET1-Quote auf hohem Niveau stabil

Die harte Kernkapitalquote (CET1-Quote) erweist sich laut HSH im Jahresauftaktquartal auch im europäischen Vergleich als solider Eckpfeiler. Die CET-1 Quote habe mit 15,5 % auf einem guten Niveau gelegen (31.12.2017: pro-forma 15,4 %). Die Leverage Ratio, die das Kernkapital ins Verhältnis zum Geschäftsvolumen setzt, belege mit sehr guten 7,6 % (31.12.2017: 7,7 %) ebenfalls die Solidität der Bilanzstruktur. Die Bilanzsumme habe sich im Zuge der bilanziellen Restrukturierung planmäßig weiter auf 65,7 (31.12.2017: 70,4) Mrd. € reduziert.

Den formellen Abschluss – und damit den endgültigen Vollzug des Eigentümerwechsels – erwartet die HSH Nordbank für das dritte, spätestens vierte Quartal 2018. Für das im Zei- chen der Transformation stehende und von Effekten aus der Privatisierung massiv beein- flusste geschäftliche Übergangsjahr 2018 geht die Bank weiterhin von einem Verlust vor Steuern von rund -100 Mio. € aus. Im Zuge des Closings und des Eigentümerwechsels könne sich der Ausblick im Jahresverlauf ändern, heißt es.