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Die NGO Shipbreaking Platform, die für höhere Umwelt- und Arbeitssicherheitsstandards in der Verschrottung eintritt, beklagt, dass die Branche die EU-Vorgaben aufweichen wolle, damit auch das sogenannte Beaching erlaubt würde.

Am Montag trafen sich die Experten der EU-Mitgliedsta[ds_preview]aten für Schiffsrecycling in Brüssel, um sechs Monate vor Inkrafttreten der Verordnung über das Recycling von Schiffen (EUSRR) über die neuesten Entwicklungen zu diskutieren. Mit der jüngsten Entscheidung der chinesischen Regierung, den Import von Altschrott zum Abwracken zu stoppen, beklagt die Schifffahrtsindustrie, dass es nicht genug Recyclingkapazität geben werde und dass es für sie unter den nach EU-Liste zugelassenen Recyclinganlagen zu wenige Optionen geben werde.

»So schade es auch ist, dass die chinesischen Werften, die sich bereits um die Aufnahme in die Liste bemüht haben, jetzt keine Schiffe unter der Flagge von EU-Staaten mehr für das Recycling aufnehmen, haben wir berechnet, dass allein die 21 in der EU ansässigen Unternehmen auf der Liste ausreichen, um die gesamte EU-Flotte am Ende ihres Lebenszyklus zu recyceln«, so die NGO.

Die 21 derzeit auf der EU-Liste aufgeführten Anlagen können laut NGO mindestens 1 Mio. LDT recyceln. Während die meisten nur kleinere Schiffe aufnehmen können, könnten mindestens zehn der Einrichtungen auf der Liste größere Schiffe aufnehmen. Im Jahr 2017 waren nach den Zahlen der Organisation am Ende der Lebensdauer weniger als 500.000 LDT unter einer EU-Flagge registriert, von denen 245.827 LDT an den südasiatischen Stränden landeten. Alle unter einer EU-Flagge fahrenden Schiffe, die letztes Jahr verschrottet worden seien, hätten in Anlagen, die auf der EU-Liste stehen, – sowohl in Bezug auf LDT als auch in Bezug auf die Größe – recycelt werden können. Selbst wenn man auch die 423.369 LDT der 24 Schiffe hinzufüge, die ihre EU-Flagge ein paar Wochen vor der Strandung gegen eine Nicht-EU-Flagge getauscht hätten, übersteige die Gesamttonnage nicht die Kapazität der derzeit in der EU gelisteten Anlagen, so die NGO.

»Fake News«

Darüber hinaus gebe es noch weitere Einrichtungen außerhalb der EU sowie in Italien und Norwegen, die voraussichtlich vor der Anwendung der Verordnung in die Liste aufgenommen würden. Indische Beaching-Betriebe, die einen Antrag auf Aufnahme in die EU-Liste gestellt haben, werden nicht berücksichtigt, da es für diese Werften keine Möglichkeit gibt, die Anforderungen der Verordnung zu erfüllen, solange Schiffe auf den Strand gesetzt werden.

»Die Gesamtkapazität und die Größen aller Einrichtungen, die mit dem EU-Recht vereinbar sind, werden bis zum 1. Januar 2019 problemlos den Recyclinganforderungen von Schiffen unter EU-Flagge gerecht. Die Panikmache der Schifffahrtsindustrie muss daher entkräftet werden, und die Europäische Kommission sollte sich den ›Fake News‹ nicht beugen, die von den Reedern verbreitet wurden« erklärte die NGO in einer Mitteilung.

Chinas Rückzug als Chance

Zusammen mit dem europäischen Schiffbau- und Zuliefererverband SeaEurope und dem globalen Gewerkschaftsbund IndustriALL drängt die die NGO auf finanzielle Anreize, um mehr Schiffseigner zu einem sauberen und sicheren Schiffsrecycling zu bewegen. Die französische Gewerkschaft CGT hatte kürzlich auch die französische Regierung aufgefordert, die Entwicklung von Schiffsrecyclingkapazitäten im Mittelmeerraum zu unterstützen. Da China möglicherweise bereits nächstes Jahr den internationalen Markt für Schiffsrecycling verlassen werde, bestehe für andere Regionen eine klare Chance, sich auf das saubere und sichere Schiffsrecycling einzustellen, so das Argument.

»Die EU sollte darauf hinarbeiten, dass die europäische Schifffahrtsindustrie nicht länger die Umwelt und die Arbeitnehmer an den Stränden Südasiens schädigt. 30 % der Altschiffe sind im Besitz europäischer Unternehmen – im Vergleich zu nur 6 %, die unter einer EU-Flagge registriert sind. Es wird notwendig sein, den Ausbau bestehender oder den Bau neuer Anlagen zu unterstützen, um das saubere und sichere Recycling der vielen größeren Schiffe europäischer Unternehmen zu gewährleisten«, so Ingvild Jenssen, Direktorin der NGO Shipbreaking Platform. »Kreislaufwirtschaft ist das Schlagwort und ein Rückführungsprogramm für Schiffe ist die Lösung.«