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Wie erwartet haben die Energieminister der OPEC-Staaten eine Ausweitung der Ölfördermenge zur zweiten Jahreshälfte beschlossen. Das dürfte zu Preisen von 80 $/Barrel und zu einem steigenden Aufwärtsrisiko führen.

Die Fördermenge soll um insgesamt 1 Mio. Barrel pro Tag schritttwei[ds_preview]se bis zum Jahresende steigen. Effektiv beträgt die Ausweitung somit durchschnittlich 585.000 Barrel/Tag. Dies sei zwar weniger als im Basisszenario (650.000 Barrel/Tag im 3. Quartal), heißt es bei der HSH Nordbank. Doch das Signal für den Markt sei »bullish« und stütze die Preisprognose von um die 80 $/Barrel für die kommenden drei Monate. Es gebe ein klares Aufwärtsrisiko.

Auch die Märkte scheinen mit einer deutlich größeren Steigerung gerechnet zu haben. Bereits im Vorfeld des Treffens waren die Preise um 1,2 $/Barrel angestiegen. Auch die Volatilität zeigte klar eine Tendenz nach oben.

Das Ergebnis der OPEC-Sitzung müsse als ein logischer Kompromiss und Zugeständnis der Kern-OPEC-Staaten gegenüber Venezuela und Iran gewertet werden. Beide Länder seien aufgrund fallender Produktionskapazitäten (Venezuela) und Sanktionen (Iran) nicht in der Lage, die Fördermenge zu steigern.

Nach Berechnungen der HSH-Analysten bräuchte der Markt eine effektive Ausweitung der OPEC-Staaten um 1 Mio. Barrel/Tag über sechs Monate, um zurück in die Balance zu finden und den Lagerabbau zu dämpfen. Durch die geringere Ausweitung steige das Risiko, dass die globalen Öllagerbestände auf Niveaus abfallen, die den reibungslosen Betrieb der Tanklager gefährden könnten.

Darüber hinaus dürfte die angekündigte Ausweitung nicht ausreichen, um erwartete Angebotsverluste – Venezuela und Iran – kompensieren zu können. In Venezuela sei mit weiteren Produktionsrückgängen von 60.000 Barrel/Tag jeden Monat bis Jahresende zu rechnen. Im kommenden Jahr könnte ein Rückgang um weitere 10 % pro Quartal zu rechnen. Auch aus dem Iran dürfte in Folge der wiedereingeführten US-Sanktionen künftig weniger Öl auf den Weltmarkt angeboten werden. Auch in anderen Ländern, beispielsweise Libyen, Nigeria und Angola, sei stets mit Produktionsausfällen zu rechnen.

Angesichts des kräftigen Nachfragewachstums von 1,8 Mio. Barrel/Tag werde die Ausweitung der OPEC-Ölfördermenge nicht ausreichen, um zusammen mit der US-Schieferölproduktion (erwartetes Produktionsdelta für 2018: 1,25 Mio. Barrel/Tag) das Nachfragewachstum zu erreichen. Dadurch dürfte sich die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot weiter ausweiten.