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Während die Reederei Kotug bei Schleppvorgängen gänzlich neue Wege gehen und Drohnen nutzen will, konzentrieren sich die übrigen Marktteilnehmer eher darauf, ihre Schiffe etwa durch Gasantriebe umweltfreundlicher zu betreiben. Von Thomas Wägener

Für das Vorhaben, künftig bei den Schleppvorgängen auf unbemannte Flugkörper zu setzen, hat Kotug nach eigener Auskunft bereits ein Patent[ds_preview] angemeldet. Durch den Drohneneinsatz sollen die Arbeitsbedingungen sicherer und einfacher werden.

Drohne übergibt Leine

Die Idee ist es, mithilfe der Drohne die Leine des Schleppers zu überbringen. Dies soll die Sicherheitsmargen drastisch verbessern, da dadurch das Manövrieren in der sogenannten Gefahrenzone vermieden werde, so Kotug – das nach eigenen Angaben erste Unternehmen, das diese Art von Technologie nutzen will.

Mit Hilfe einer Objekterkennungs-Software soll das Tau an einen vorgegebenen Ort geliefert werden. Anstatt die Wurfleine des an den Haken genommenen Schiffes aufzunehmen, wird stattdessen die Leine des Schleppers kontrollierter dort hingebracht. Dies ermöglicht dem Schlepper sicher neben den Frachter anstatt vor ihm herzufahren, denn üblicherweise positionieren sich die Einheiten samt Crew davor und dahinter, um die Wurfleine per Hand in Empfang zu nehmen.

Auf diese Weise befinden sie sich jedoch in der Gefahrenzone, nahe und teilweise sogar unter dem Bug des Frachters. Dann könne bereits ein kleiner Fehler im Betrieb zu schweren Verletzungen der Crew führen, bzw. zu Schäden an Schlepper oder an dem an den Haken genommenen Schiff, heißt es.

Kotug will zunächst umfangreiche Tests durchführen, bevor diese Technologie, für die dann Standardbetriebsabläufe zusammen mit den zuständigen Behörden und Stakeholdern entwickelt werden sollen, vollständig zum Einsatz kommen kann. Zunächst sollen die Tests an Land ausgeführt werden. Gegen Ende dieses Jahres sollen dann die ersten Übungen auf dem Fluss erfolgen, jedoch noch nicht auf kommerziellen Schleppern. Hier sind die ersten Testläufe dann im kommenden Jahr geplant. Nach Auskunft von Kotug sollen die Versuche voraussichtlich im Hafen von Rotterdam durchgeführt werden.

Im Januar dieses Jahres hat das Unternehmen zudem den Rotor Tug »Raven« in Sharjah getauft. Das Schiff wurde von Robert Allan und Damen Hardinxveld entworfen und bei Albwardy Damen in den Vereinigten Arabischen Emiraten gefertigt. Nach Auskunft von Ard-Jan Kooren, Executive Director von KT Maritime und Chief Executive Officer von Kotug International, ist es der größte und modernste Rotor Tug, der jemals gebaut worden ist. Die 46m lange und mit einem Pfahlzug von 100t ausgestattete »RT Raven« gehört zur ART-100-46-Klasse und soll auf dem ConocoPhillips Bayu Undan-Feld in der Timorsee Offshore-Dienste, Schlepphilfe, Personaltransfer und Bereitschaftsdienste leisten. Diese Dienstleistungen werden von KT-Maritime Services Australia (KTM) angeboten, einem 2012 gegründeten Joint Venture von Kotug International und Teekay Shipping Australia. Kürzlich gab Kotug jedoch den Ausstieg Teekays bekannt, sodass das Unternehmen künftig als alleiniger Eigner von KTM agiert. Die Niederländer sehen dadurch eine Chance, die bestehenden Aktivitäten zu verbessern und Raum für signifikantes Wachstum zu schaffen, wie es hieß. Nach einer Übergangsphase ist der Ausstieg Teekays zum 1. Juli dieses Jahres geplant.

Im europäischen Raum hat Kotug Smit Towage, das 2016 gegründete und in nordeuropäischen Häfen tätige Joint Venture von Kotug und Royal Boskalis Westminster, Zuwachs erhalten. Nachdem im August 2017 bereits die beiden neuen Schlepper »Rotterdam und Southampton« in Betrieb gegangen waren, stieß im März dieses Jahres die »Buffalo« zur Flotte hinzu. Der neue Hafenschlepper vom Typ ATD 2412 Twin Fin wurde bei Damen gebaut und ist im Hafen Southampton im Einsatz. Er ist 25m lang, 13m breit und hat einen Pfahlzug von 72t.

Innovative und vor allem umweltfreundliche Technologien gibt es auch in Asien. Jüngst haben die Boskalis-Gruppe und der Keppel-Konzern aus Singapur den ersten LNG-Hafenschlepper in Südostasien in Dienst gestellt. Der Neubau wurde auf den Namen »KST Liberty« getauft.

Der mit einem Gasantrieb ausgestattete Hafenschlepper wird künftig vom Joint Venture Keppel Smit Towage eingesetzt. Der südostasiatische Stadtstaat fördert seit einigen Jahren die Entwicklung von LNG-Technologien in der Schifffahrt. Bei der Taufe auf der Singmarine-Werft von Keppel war unter anderem das Transportministerium vertreten.

Der ASD-Schlepper mit einem Pfahlzug von 65t wird künftig vom Energiekonzern Shell mit LNG beliefert, für die Bunkerung im Jurong-Hafen ist ein Joint Venture von Keppel, O&M und Shell Eastern Petroleum zuständig. An Bord der »KST Liberty« gibt es containerisierte Typ-C-Tanks auf dem Hauptdeck. Eine Bebunkerung kann alternativ im Truck-to-Ship-Verfahren oder durch Austausch der Tanks erfolgen.

Bei der japanischen Werft Kanagawa Dockyard aus Kobe hat Mitsui O.S.K. (MOL) einen Schlepper-Neubau bestellt. Es sei der erste Schlepper mit LNG-Antrieb in der Geschichte der Reederei, teilte MOL mit. Darüber hinaus werde es der erste Japans sein, der mit einem LNG-Tank an Deck im Heckbereich ausgestattet sei. Dadurch sollen sowohl das Bunkern als auch Wartung und Inspektionen erleichtert werden. Im April 2019 soll der noch namenlose Schlepper in Dienst gestellt werden. Eingesetzt werden soll der Neubau von Nihon Tug-Boat in der Osaka-Bucht. Die Bebunkerung erfolgt per Lkw durch Osaka Gas.

Wärtsilä konstruiert und rüstet den neuesten LNG-betriebenen Hafenschlepper für PSA Marine aus, der von Pax­Ocean Shipyard gebaut wird. PSA Marine will seinen CO2-Fußabdruck als Anbieter von Schiffsdienstleistungen reduzieren. Der 28m lange und 50t schwere Hafenschlepper wird mit zwei Wärtsilä 20DF-Zweistoffmotoren betrieben, die hauptsächlich mit LNG-Kraftstoff betrieben werden sollen. Wärtsilä wird auch sein Kraftstoffspeicher- und -versorgungssystem LNGPac sowie lenkbare Triebwerke und das ProTouch-Steuersystem liefern. Die Ausrüstung soll Ende 2018 an die Werft gehen. Der Neubau soll Mitte 2019 im Hafen von Singapur den Betrieb aufnehmen.

Boluda ordert acht Schlepper

Auch die spanische Boluda-Gruppe, seit 2017 Eigner der deutschen Reedereien URAG und L&R, baut ihre Flotte aus. In Vietnam wurden jetzt acht Schlepper bestellt. Die Neubauten sind für die Tochter Boluda France bestimmt und sollen entsprechend in französischen Häfen eingesetzt werden. Mit der französischen Werft Pirou wurde jetzt ein Auftrag unterzeichnet. Gebaut werden die Schlepper allerdings nicht in Europa, sondern in Vietnam, heißt es. Die Flotte der Boluda-Gruppe wächst mit der Transaktion auf über 255 Einheiten an.

Die Ablieferung der ersten beiden Stahlrumpf-Schlepper ist für 2019 geplant. Sie entstehen auf Basis des Pirou-Standarddesigns OST (Omni Stern Tug) mit einer Länge von 30,30m, einer Breite von 10,40m, einem Tiefgang von 5,30m und einem Pfahlzug von 77t. Sie können in Häfen und auf hoher See mit bis zu 13 kn Geschwindigkeit eingesetzt werden. Angetrieben werden die Schlepper von je zwei 2.240 kW leistenden Medium-Speed Viertakt-Dieselmotoren.

Es ist der dritte Auftrag von Boluda bei Pirou in den jüngeren Vergangenheit. 2007 bis 2009 waren acht 70-Tonnen-Schlepper und 2015 bis 2017 weitere sechs Einheiten abgeliefert worden.

Zwei neue Designs von Sanmar

Gleich mehrere Aufträge für verschiedene Kunden bearbeitet derzeit die türkische Werft Sanmar. Rolls-Royce liefert für die Einheiten die umfangreiche Antriebs- und Decksausrüstungen. Zum Paket gehören insgesamt 42 Azimuth Thruster vom Typ Rolls-Royce US 205/255, die für 21 Hafen-, Terminal- und Eskortschlepper bestimmt sind. Die Einheiten haben Pfahlzüge von 60, 70 und 80t. Die 80-t-Variante ist zudem mit einer hydraulischen Hochdruckschleppwinde ausgestattet. Alle Schiffe würden auf neuen Entwürfen basieren, die der kanadische Schlepperspezialist Robert Allan exklusiv für Sanmar entwickelt habe, teilte die Werft mit.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Liefervereinbarungen für jedes einzelne Projekt haben Rolls-Royce und Sanmar eigenen Angaben zufolge eine Rahmenvereinbarung geschlossen, nach der Rolls-Royce innerhalb von zwei bis drei Jahren Standardspezifikationsprodukte für alle Schiffe liefern soll.

Duo für Svitzer

Jüngst hat die türkische Werft zwei Traktor-Schlepper für Svitzer abgeliefert. Die 25.30m langen, 12m breiten und bis zu 6,20m tiefgehenden Einheiten sollen in Großbritannien und Nordeuropa eingesetzt werden. Sie verfügen über einen Pfahlzug von 70t und sind von American Bureau of Shipping (ABS) klassifiziert. Die ebenfals von Robert Allan entworfenen Schiffe der Klasse Delicay vom Design Traktor-Z 2500SX sind mit je zwei Hauptmaschinen von Caterpillar mit der Bezeichnung 3516C HD ausgestattet, von denen jede eine Leistung von 2.100 kW erbringt. Sie treiben zwei Thruster von Rolls-Royce vom Typ US255 an, die einen Propellerdurchmesser von 2.600mm haben. Darüber hinaus befinden sich im Maschinenraum zwei C4.4 Gensets von Caterpillar, mit einer Leistung von 99 ekW bei 50 Hz. An Deck im hinteren Bereich des Schiffes steht eine elektrisch betriebene geteilte Trommelwinde, die von DMT stammt. Die Bremshaltekraft ist mit 187t angegeben. Bei einer Geschwindigkeit von 9m/min können 25t geschleppt werden, bei 28m/min sind es 8t. Durch die beiden Neubauten erhöht sich die Flotte von Svitzer auf nunmehr 113 Einheiten. Die »Svitzer Vale« hat Anfang Mai den Betrieb in London aufgenommen. Doch schon im Juli soll die »Svitzer Meridian« die Dienste übernehmen und die »Svitzer Vale« daraufhin in Skandinavien und Deutschland eingesetzt werden.

Sanmars Portfolio an Schlepperdesigns hat unterdessen zwei Neuzugänge vorzuweisen. Es handelt sich zum einen um einen vielseitigen 25-m-Traktor-Schlepper der mit 60 bis 70t Pfahlzug ausgestattet werden kann und zum anderen um einen 29m langen ASD Schlepper, mit einem Pfahlzug von bis zu 90t.

OSD entwickelt Hafenschlepper

Offshore Ship Designers (OSD) hat ebenfalls ein neues Schlepper-Design präsentiert. Es ist Teil der Entwicklungsstrategie hin zu kraftstoffeffizienten Schiffen. Der 390 GT große Azistern 2870 Hafenschlepper besteht aus einer harten Rumpfform, die die Energieeinsparung während des Transports optimieren soll. Das Schiff ist 28,30m lang, und 11,50m breit, der Pfahlzug liegt bei 70t und die Höchgeschwindigkeit ist mit 12kn angegeben. Das Design gibt es in mehreren Deckausrüstungsoptionen. Dazu gehören eine Doppeltrommelnachziehwinde mit integrierter horizontaler Ankerwinde und Verankerungswarnköpfen, oder eine Vorwärtsschleppwinde mit separaten vertikalen Ankerwinden und Windeneinheiten.

Darüber hinaus könne eine Doppeltrommelachternwinde in eine halb-geschütze Position eingeschlossen werden, zudem könne der Schlepphaken unterschiedlich positioniert werden, heißt es. Ferner könne das Schiff mit einer Heckrolle, einem Deckkran und Feuerbekämpfungsmonitoren ausgestattet werden, so der Entwickler. Der Einbau einer Bugstrahlrudereinheit sei ebenfalls möglich. Die Mannschaftskabinen beinhalten Waschräume, ferner gebe es einen halb geschützten Zugang und viel Platz für die Lagerung loser Deckausrüstung.

Auch Bogazici liefert Schlepper

Im Mai dieses Jahres hat auch der von Cintranaval Ship Design entwickelte multifunktionale Eskortschlepper »Paraggi« den Betrieb aufgenommen. Er gehört Finarge Armamanto Genovese, einem Subunternehmen des italienischen Schlepperbetreibers Rimorchiatori Riuniti. Gebaut wurde das mit einem Pfahlzug von 70t ausgestatte und von Bureau Veritas (BV) klassifizierte Schiff bei der türkischen Werft Bogazici. Zwei Hauptmaschinen von Caterpillar vom Typ 3516C mit einer Leistung von je 2.100 kW sowie der Schottel-SRP1515-Antrieb bringen den Neubau auf eine Höchstgeschwindigkeit von 13kn. Der für eine Besatzung von zehn Personen ausgelegte Schlepper verfügt an Deck im hinteren Bereich über eine 45-t-Doppeltrommel-Schleppwinde von Kraaijeveld sowie über eine 70-t-Abschlepphaken, Abschleppösen, Rollenwickler und eine Heckrolle für bis zu 130t.

Neue Häfen im Iskes-Blickfeld

Auch Iskes Towage and Salvage hat Zuwachs in der Flotte bekommen. Das vornehmlich in Ijmuiden und Amsterdam aktive niederländische Schlepperunternehmen hat die bei Damen Song Cam Shipyards in Vietnam gebauten und für die Endausrüstung später an Damen Shipyards Gorinchem gelieferten beiden neuen ASD Tugs 2810 »Phoenix« und »Lynx« erhalten. Die Schwestern sind 28m lang und mit einem Pfahlzug von 60t ausgestattet.

Wie Peter Rondhuis, Kaufmännischer Direktor bei Iskes, mitteilt, hat das Unternehmen darüber hinaus begonnen, in den wachsenden Häfen Eemshaven und Delfzijl zu operieren. Dort soll die »Lynx« ebenso eigesetzt werden, wie die »Mars«, ein ASD-Schlepper vom Typ 3212, der bereits 2016 von Damen geliefert worden war. Beide Einheiten sollen Massengutfrachter und Tanker von Kunden unterstützen, die bereits in anderen Häfen bedient werden.

Der Neubau »Phoenix« soll währenddessen die »Mars« in Ijmuiden und Amsterdam ersetzen und alle Arten von Schiffen beim Manövrieren von und zu den Liegeplätzen unterstützen.


Thomas Wägener