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Die Schifffahrtsorganisation Bimco erwartet für die maritime Branche nur wenig negative Folgen des vieldiskutierten Handelskriegs zwischen den USA, China und der EU.

»Der Handelskrieg ist ein Schnellzug, der mit jeder handelsbeschränkenden Vergeltungsmaßnahme beschleunigt wird un[ds_preview]d immer schwieriger zu stoppen ist«, heißt es in einer heute veröffentlichten Analyse. Der Langzeiteffekt führe zu Unsicherheit und könnte das globale Wachstum gefährden, wenn die Maßnahmen beibehalten werden oder weiter eskalieren. Aber dennoch, so die Schlussfolgerung vom Team um Peter Sand, »obwohl die drei größten Volkswirtschaften der Welt betroffen sind, sind die Auswirkungen auf die Schifffahrt mengenmäßig begrenzt.«

Hamburger Hafen

Der Chief Transport Analyst bei Bimco kommentierte: »Der Handelskrieg führt in der Schifffahrtsindustrie zu schmerzhaften Unsicherheiten, da er den freien Warenfluss verzerrt, Handelswege verändert und es Schiffsbetreibern und -eignern erschwert, ihre Flotten effizient am Markt zu positionieren.« Die Bulkschifffahrt sei bereits von den Stahl- und Aluminiumtarifen betroffen und wird im Juli durch die Einführung weiterer Tarife erneut betroffen sein. »Die Auswirkungen auf die Massengutschifffahrt sind jedoch begrenzt.
Ähnliches gilt für die Containerschifffahrt, bei der zwar im Juli wieder containerisierte Güter abgefertigt wurden und werden, die Anzahl der betroffenen Container ist aber relativ klein«, so Sand.

Die Branche der Massengutfrachter werde mit Abstand am stärksten von den geplanten und bereits eingeführten Tarifen betroffen sein. Die betroffenen Güter stellen laut der Analyse jedoch nur eine minimale Menge des gesamten Trockenmassengüterhandels dar. Ähnliches gelte für die Containerbranche.

USA

Die erste »Zollrunde« der USA zielt nur auf trockene Massengüter ab. Im Jahr 2017 importierten die USA 18,8 Millionen Tonnen Stahlrohstoffe und 4,4 Millionen Tonnen  Aluminiumprodukte über das Meer. Zusammengenommen betrugen die betroffenen Stahl- und Aluminiumrohstoffe im Jahr 2017 0,5% des gesamten Trockenmassengüterhandels.

Die Zölle auf chinesische Exporte in die USA in Höhe von 50 Mrd. $ werden nach Ansicht der Bimco-Experten die Containerschifffahrt auf der transpazifischen Handelsroute in Richtung Osten beeinträchtigen. Die erste »Liste« im Wert von 34 Mrd $ umfasst 2017 4,7 Millionen Tonnen Container-Exporte aus China, was 470.000 TEU entspricht. Dies entspricht 4,2% der Containereinfuhren der US-Westküste (USWC) im Jahr 2017. Die zweite Liste im Wert von 16 Mrd. $ wird weitere Zölle auf chinesische Waren in Höhe von 2,3 Mio. Tonnen, von denen 1,9 Mio. Tonnen (1,7% der USWC-Importe) containerisierte Güter sind und 0,5 Millionen Tonnen Ölprodukte.

China: neue Handelspartner aber gleiche Nachfrage

China reagierte auf die ersten US-Zölle für Stahl und Aluminium, es geht um Zölle auf 128 Produkte im Wert von 3 Mrd. $. Dies sind vor allem Lebensmittel, Getränke sowie Eisen- und Stahlprodukte. Für chinesische Importe von 545 US-Waren im Wert von 34 Mrd. $ wurden zusätzliche Zölle auf 114 Rohstoffe in Höhe von 16 Mrd. $ angekündigt. Sie treten am 6. Juli in Kraft, während die 16 Mrd. $-Liste einer weiteren Überprüfung unterzogen wird.

china trump

Die Branche der Massengutfrachter ist mengenmäßig am stärksten von den chinesischen Zöllen betroffen. Der Versand von Sojabohnen aus den USA nach China ist die größte »Ein-Rohstoff«-Ladung, im Jahr 2017 waren es 32 Millionen Tonnen Importe. Dies entspricht 22% des gesamten Sojabohnenhandels oder 640 Handymax-Ladungen (50.000 Tonnen). »Im Mai exportierte Brasilien 12,35 Millionen Tonnen Sojabohnen über das Meer, was einen Rekord darstellt, aber bei Weitem nicht ausreicht, um die US-Exporte nach China vollständig zu ersetzen«, heißt es in der Analyse.

Wenn die vorgeschlagenen Tarife in Höhe von 16 Milliarden $ umgesetzt werden, könnten zudem die Tank- und die Gasschifffahrtsbranche mit Änderungen der Handelswege rechnen müssen, so Sand. Die Branche, von der erwartet wird, dass sie am stärksten betroffen ist, sind die US-Rohölexporte, die vor allem von China im Jahr 2017 vorangetrieben wurden. China war 2017 mengenmäßig für 25% aller US-amerikanischen Rohölexporte verantwortlich.

Der Bimco-Chefanalyst meinte: »China ist das Zentrum der Schifffahrt für die Massengutschifffahrt, aber auch für die Rohölschifffahrt. Die auferlegten Zölle werden die chinesische Nachfrage nicht verringern, sondern stattdessen zu Änderungen der Handelsrouten führen, so dass auf die Entfernungen geachtet werden muss.

EU: 3,4 Mrd. $

Die EU kündigte Vergeltungszölle für Waren im Wert von 3,4 Milliarden US-Dollar an, als die USA ihre Ausnahmegenehmigung nicht verlängerten. Diese traten am 22. Juni 2018 in Kraft und zielen auf eine Reihe von US-Ausfuhren von Getreide und Stahlerzeugnissen oder Güter wie Bourbon und Motorräder ab.

Betroffen sind insgesamt Waren, die im Jahr 2017 1,35 Millionen Tonnen im Handel zwischen den USA und der EU ausmachten. 1,24 Millionen Tonnen US-Exporte in die EU, was 24 Handymax-Ladungen entspricht. Der weitaus größte Teil dieses Handels entfiel mit 1 Million Tonnen auf landwirtschaftliche Erzeugnisse, von denen 90,5% Mais waren und der Rest aus Stahl und Aluminium bestand.