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Ende eines Investitionsmodells: Das KG-Modell der niederländischen Reederei JR Shipping ist gescheitert. Hunderte Anleger verlieren ihr Geld – ein englischer Finanzinvestor übernimmt die Kontrolle.

Die Reederei JR Shipping hat ihre Anleger darüber informiert, dass ihr Investment [ds_preview]in den JR Fleet Fund CV mit insgesamt elf Containerschiffen mit Kapazitäten zwischen 700 bis 1.400 TEU »unwiederbringlich« verloren sind. Alle Bemühungen, das eingesetzte Kapital zu retten, seien gescheitert, teilte das Unternehmen mit Sitz in Harlingen (Niederlande) jetzt mit.

Der JR Fleet Fund CV war im Jahr 2012 aufgelegt worden, um für die über KG-ähnliche Strukturen finanzierten Feederschiffe eine krisensichere Plattform zu schaffen. Es handelte sich schon damals um eine Refinanzierung mehrerer Fondsgesellschaften, die von der JR Shipping herausgegeben und gemanagt und ursprünglich von der HSH Nordbank finanziert worden waren.

Ein britischer Investmentfonds übernahm die Verbindlichkeiten der JR Shipping Group in Höhe von insgesamt 126 Mio. €, die Einzelgesellschaften wurden damals in einem einzigen Fonds zusammengefasst.

Da die erhoffte Markterholung nicht eingetreten sei, sei die Situation im vergangenen Jahr erneut prekär geworden. Eine mit der schiffsfinanzierenden Bank getroffene Vereinbarung über die Stundung von Zins- und Tilgungszahlungen wäre demnächst ausgelaufen. Danach habe ein akutes Liquiditätsproblem gedroht. Der Versuch, ein neues Restrukturierungspaket zu schnüren und damit die hohe Schuldenlast abzubauen, sei gescheitert, teilte JR Shipping mit.

Nun springt der britischer Finanzinvestor ein weiteres Mal ein und will dieses Mal die vollständige Kontrolle über die Schiffe einschließlich der aufgelaufenen Schulden in Höhe von 80 Mio. € übernehmen – unter Ausschluss der bisherigen Kommanditisten. Bei einer für den morgigen Dienstag anberaumten Versammlung sollen die Anleger diesem Schritt pro forma zustimmen.

Andernfalls müsse der Fonds aufgelöst werden, die Schiffe würden vermutlich umgehend verwertet, heißt es von Seiten der Reederei. Der Investor beabsichtige hingegen, die elf Schiffe in eine neue Gesellschaft zu überführen, wobei JR Shipping das operative Management behalte.

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Sander Schakelaar, Managing Director von JR Shipping (Foto: JR Shipping)

Für zwei Schiffe werde der Finanzinvestor den Altanlegern außerdem »neue günstige Anlagemöglichkeiten« anbieten. Diese »Opportunitätsinvestition« bedeute bei realistischen Gewinnaussichten eine Neubeteiligung deutlich unter dem derzeitigen Marktpreis, wird erläutert.

Die Reederei, die dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, gibt aber nicht auf und will die eigene Flotte nach diesem herben Verlust wieder auffüllen. Die jüngste Ratenerholung mache Mut, heißt es. Anfang 2017 sei mit dem JR Shipping Opportunity Bonds ein neuer Fonds aufgelegt worden, um ein oder mehrere Schiffe auf dem Secondhand-Markt zu kaufen.

Man wolle sich künftig auf die Konsolidierung der bestehenden Containerfeeder- und Mehrzweckflotte konzentrieren. Auch weitere Bereederungsaufträge wolle man akquirieren, unter anderem auch im Offshore-Markt.