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Die schnell expandierende Bremer Zeaborn Gruppe hakt eine weitere Position auf ihrer Einkaufsliste ab – als Senior-Partner in einem Joint Venture mit der US-Reederei Intermarine. Die MPP-Flotte mit 75 Schiffen soll ausgebaut werden. Von Krischan Förster

Nach den jüngsten Akquisitionen in der Containerschifffahrt kehrt Zea­born nun ins ursprüngliche Kernsegment, die MPP-Schifffahrt, zurück. Mit Intermarine[ds_preview] kommt jetzt nach der Übernahme der Rickmers Linie im Februar 2017 ein weiterer renommierter Name aus der internationalen Schifffahrt hinzu.

Unter dem neuen Namen Zeamarine, dem Joint Ventures mit Intermarine, werden künftig alle Befrachtungsaktivitäten gebündelt. Die Bremer halten als Seniorpartner 75% an dem neuen Outfit, der bisherige Intermarine-Eigner New Mountain Capital ist als finanzstarker Investor mit den restlichen 25% dabei.

Bei der Übernahme durch Zeaborn bringen beide Unternehmen sämtliche operativen Assets wie die eigenen Schiffe, Büros und die bestehende Charterverträge in das Joint Venture ein. Allerdings sind bei dieser Transaktion die unter US-Flagge und dem Namen »U.S. Ocean« fahrenden Schiffe von Intermarine ausgeklammert. Insgesamt besteht die gemeinsame Flotte derzeit aus 75 Schiffen. Erklärtes Ziel ist der Ausbau auf bis zu 100 Einheiten.

Mit diesem jüngsten Deal werden die Namen der zuvor übernommenen Konkurrenten demnächst am Markt verschwinden: Das betrifft E.R. Schiffahrt, Nordana oder auch Rickmers. Lediglich am Markt fest etablierte Premium-Marken wie der »Round the World«-Liniendienst der Rickmers Line sollen unter ihrer alten Bezeichnung erhalten bleiben. Alle für Zeamarine fahrenden Schiffe sollen künftig den Zusatz »Zea« im Namen tragen.

Zeaborn ist in den vergangenen Jahren durch mehrere Übernahmen stark gewachsen (siehe Chronik) und hatte zuletzt unter verschiedenen Marken operiert. »Wir haben festgestellt, dass das für unsere Kunden eher verwirrend ist«, räumt Zeaborn-Manager Jan-Hendrik Többe ein. »Deshalb wollen und werden wir ein einheitliches Branding schaffen.«

Neben Zeamarine für das Chartering-Geschäft wird die zweite Unternehmenseinheit für die technische Bereederung von insgesamt 165 eigenen und Drittschiffen unter dem Namen Zeaborn Shipmanagement operieren. Darin werden unter anderem die ehemalige Rickmers Maritime Services (RMS) und die Aktivitäten von E.R. Schiffahrt zusammengefasst. Allein durch den Kauf von E.R. Schiffahrt im Februar hatte Zeaborn das Management von 60 Containerschiffen und 20 Bulkern übernommen.

Die beiden ehemaligen Reedereien der Rickmers-Brüder Bertram und Erck werden in Hamburg in einem neuen Domizil zusammengeführt. Die ehemalige E.R. Schiffahrt ist bereits in einen modernen Büroturm direkt neben dem Michel in der Hamburger Innenstadt umgezogen, die RMS-Mitarbeiter folgen in diesen Wochen.

Weitere Merger stehen laut Zeaborn vorerst nicht auf der Agenda. »Wir setzen eher auf organisches Wachstum«, sagt Ove Meyer, ebenfalls Managing Partner bei Zeaborn. Die jetzt 75 Schiffe zählende und damit global drittgrößte MPP-Flotte soll auf 100 Schiffe ausgebaut werden, vorzugsweise mit günstigen und modernen Schiffen aus dem Second-hand-Markt.

Rund 80% aller MPP-Schiffe seien derzeit angesichts der niedrigen Charterraten »under distress«, also in einer schwierigen Situation – das will man bei Zeaborn ausnutzen. Es könne Einzelkäufe auf dem S&P-Markt oder aber auch Portfolio-Übernahme von Banken einschließlich einer Refinanzierung geben, kündigt Többe an. Rund ein Drittel der Einheiten sollen dabei eigene Schiffe sein, die anderen in Zeitcharter und in Spot-Charter beschäftigt werden – diese Flottenzusammensetzung war schon bei der Gründung der Bremer Reedereigruppe ausgegeben worden. Beide Partner hätten vereinbart, das nötige Kapital für den weiteren Wachstumskurs bereitzustellen, heißt es.

Der MPP-Makler Toepfer Transport (Februar) weist Intermarine mit 43 Schiffen und einem Marktanteil von 3,54% auf Rang 7 der globalen Liste aus – bislang direkt vor Zeaborn mit 42 Schiffen und 3,33% (Stand Februar 2018). Im Markt für Schiffe mit mehr als 250t Hebekapazität sind es sogar 7,28% Marktanteil und Rang 5, wiederum direkt vor Zeaborn mit 5,84%. Gemeinsam rückt das neue deutsch-amerikanische Bündnis jetzt weltweit auf Platz 3 auf – hinter Cosco und BBC (nach Tonnage) oder hinter BBC und Cosco, wenn es um die Zahl der Schiffe geht (siehe Grafik). Der Abstand zu den anderen Akteuren wächst.

Intermarine, 1990 in New Orleans von Roger Kavanagh gegründet, ist als US-Unternehmen vor allem stark im heimischen Fahrtgebiet Nordamerika präsent. Dazu kommen Linien- und Spotfahrten nach Afrika, ins Mittelmeer oder auch im weltweiten Einsatz. Bis vor kurzem hielt Intermarine noch ein eigenes Schwergut-Terminal in Houston, hatte dann aber den Pachtvertrag erst jüngst an Watco Companies verkauft.

Hinter Reederei-Gruppe Zeaborn stehen der Bremer Bauunternehmer Kurt Zech und seit der Rickmers-Übernahme als Minderheitsgesellschafter sowohl über die Rickmers Line als auch in der Shipmanagement-Sparte auch Bertram Rickmers. Dazu kommen die Managing Partner Többe und Meyer.


Krischan Förster