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Nun also auch die weltgrößte Containerlinienreederei: Maersk absolviert mit einem Feeder-Neubau die Nordostpassage durch die russische Arktis. Allerdings nur als Test und ohne weitere Pläne zum jetzigen Zeitpunkt.

Die Dänen sind bei Weitem nicht die Ersten und Einzigen, die den »[ds_preview]Nördlichen Seeweg« für ihre Transporte testen. Zahlreiche Reedereien haben das in den vergangenen Jahren getan, seitdem die Erderwärmung zu einem Rückgang des arktischen Eises und einem längeren Zeitfenster für die Passage geführt hat. Beispiele sind Stena, die russische Sovcomflot oder auch die deutsche Reederei Heino Winter, wie die HANSA ausführlich berichtete.

Winter Arktis Nordostpassage 2
Foto: Reederei Heino Winter

Für die Containerschifffahrt mit ihren sehr strikten Zeitplänen und regelmäßigen Diensten gilt der Weg allerdings noch immer als nicht rentabel – auch wenn die koreanische Linie Hyundai Merchant Marine (HMM) einen entsprechenden Dienst ins Auge gefasst haben soll.

Vom Branchenprimus Maersk hatte man bislang nichts in dieser Hinsicht vernommen. Nun aber steht eine Fahrt durch die Nordostpassage an. Die Reederei bestätigte eine Anfrage der HANSA mit einem offiziellen Statement: »Es ist richtig, dass wir eine einmalige Versuchspassage von Ost nach West planen, indem wir die Beringstraße am oder um den 1. September 2018 passieren und bis Ende September in Sankt Petersburg ankommen wollen. Die spezifische Transitroute wird nach sorgfältiger Prüfung der Eisverhältnisse mit der Verwaltung der Nordseeroute vereinbart.« Nach derzeitiger Planung sind Anläufe im Fischhafen Wladiwostok, bei der Wostotschnij Stauerei, in Busan, Bremerhaven und Sankt-Petersburg Petrolesport vorgesehen.

Vistula Maersk
Die »Vistula Maersk« ist Teil einer Serie von Neubauten, zu der auch die Schwester »Venta Maersk« gehört (Foto: Maersk)

Durchgeführt wird die Reise mit dem Neubau »Venta Maersk«, ein 3.596-TEU-Schiff der neuen Feeder-Serie (eine ausführliche Beschreibung der Schiffe lesen Sie hier). Sie gehören laut Maersk zu den weltweit größten Schiffen mit Eisklasse, die speziell für den Einsatz in kalten Gewässern (bis -25 °C) entwickelt wurden, wo Eisklasse und ein verstärkter Rumpf für den ganzjährigen Betrieb erforderlich sind. An Bord gibt es Anschlüsse für 600 Kühlcontainer. Die neuen Schiffe haben ein verstärktes Vorschiff für sichere Anlegemanöver im Winter und geschlossene Brückenflügel für sicheres Manövrieren. »Venta Maersk« ist das vierte von sieben Schwesterschiffen und war erst am 11. Juli 2018 abgeliefert worden.

Sanktionen werden eingehalten

An Bord werde »eine Vielzahl von Gütern« sein, die für die Destinationen auf dieser Route typisch sind, von Elektronik bis hin zu Mineralien«, heißt es seitens des Carriers weiter. Auf dieser Probefahrt werden die Kühlcontainer Fische enthalten. Betont wurde darüber hinaus die Einhaltung geltender Handelsregularien: »In Bezug auf Ladung und Kunden unterhalten wir ein umfassendes Compliance-Programm, um die Einhaltung von Handelskontrollen, wie z.B. Wirtschaftssanktionen, sicherzustellen.«

Die 26-köpfige Besatzung hat an ein spezielles Training absolviert. Außerdem werden während des gesamten Transits russische Eislotsen an Bord sein.

Nordostpassage, Maersk
Karte: HANSA

Kein dauerhafter Dienst

Ungeachtet der Ergebnisse des Tests wird es vorerst bei einem Einzelfall bleiben. »Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei um einen einmaligen Versuch handelt, um eine unbekannte Route für die Containerschifffahrt zu erforschen und wissenschaftliche Daten zu sammeln. In der heutigen schnelllebigen Welt müssen Unternehmen, die führen wollen, innovativ sein. Bei Maersk investieren wir in Innovationen auf allen Ebenen unserer Organisation«, teilte Maersk mit. Man wolle neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen und Kosteneffizienz gewährleisten. »Der Test bietet uns die einmalige Gelegenheit, Erfahrungen in einem neuen Bereich zu sammeln und die Schiffssysteme, die Fähigkeiten der Besatzung und die Funktionalität des landseitigen Supports zu testen.«

Man müsse die Bedürfnisse der Kunden in Bezug auf Hafenabdeckung und Transitzeit berücksichtigen, auch Wetter- und Flotten- bzw. Schiffsmöglichkeiten. »Natürlich wollen wir auch ein Produkt haben, das kostengünstig genug ist, um eine angemessene Rendite zu erwirtschaften«. Allerdings, so wird explizit bestätigt: Derzeit sehen die Dänen die Nordseeroute nicht als Alternative zu den üblichen Routen.

Putin with flag of Russia
Quelle: Presidential Press and Information Office

Es wird sich zeigen, ob sich diese Einschätzung in Zukunft ändert. Die russische Regierung jedenfalls treibt die Modernisierung der Infrastruktur an und in der Nordostpassage massiv voran. Das war – neben der Eismassen – seit jeher eines der größten Hindernisse für ein Wachstum an Seetransporten, zumindest aus Sicht der Schifffahrtstreibenden. Mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen, Eisbrecher-Support, sehr langsame behördliche Genehmigungsabläufe gehörten zu den üblicherweise genannten Kritikpunkten. Präsident Vladimir Putin will das ändern. Er ging sogar schon so weit, den Seeweg als künftige Hauptverkehrsader zu titulieren.

Bei Maersk verfolgt man die Entwicklung der Nordseeroute. »Heute ist die Passage nur noch für etwa drei Monate im Jahr möglich, was sich mit der Zeit ändern kann. Darüber hinaus müssen wir auch berücksichtigen, dass für die Durchfahrt Schiffe mit Eisklasse erforderlich sind, was eine zusätzliche Investition bedeutet.«