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Wenn zum 1. Januar 2020 der zulässige Schwefelgrenzwert für Bunkerkraftstoff weltweit von 3,5% auf 0,5% sinkt, werden die wenigsten Containerschiffe mit Scrubbern ausgestattet sein. Die Nachfrage wächst zwar, doch Zeit und Werftenkapazitäten werden knapp.

Der sogenannte Sulphur C[ds_preview]ap tritt bereits in 16 Monaten in Kraft, so hat es die IMO entschieden. Doch obwohl die Zeit verrinnt, rätseln viele Reedereien in der Containerschifffahrt noch immer, wie sie künftig die strengeren Auflagen erfüllen sollen. Ein Durchbruch ist weder mit LNG als alternativem Kraftstoff noch mit Abgaswäschern (Scrubbern) in Sicht. Neben den hohen Kosten liegt dies bei beiden Technologien vor allem an fehlenden Werftkapazitäten.

Interesse an LNG-Lösungen begrenzt

Emissionshandel, Schifffahrt, EUDerzeit sind nach Erkennntnissen des Branchendienstes Alphaliner gerade einmal vier LNG-fähige Containerschiffe im Einsatz, unter anderem bei der Reederei Wessels mit der umgerüsteten »Wes Amelie« und bei der finnischen Feeder-Reederei Containerships. Nicht gezählt sind dabei Schiffe wie die jetzt bei Hapag-Lloyd fahrenden UASC-Einheiten, die als »LNG ready« bezeichnet werden. Weitere 20 Neubauten sind bestellt, unter anderem neun 22.000 TEU-Schiffe von CMA CGM, ein weiteres Schiff soll umgerüstet werden.

Die LNG-Technologie ist nicht nur teuer, vielfach bestehen weiterhin Zweifel, ob die nötige Infrastruktur und damit die Versorgung mit Gas bis 2020 flächendeckend gesichert sind. Daran ändern auch zahlreiche Terminalprojekte offenbar nicht viel.

Scrubber im Kommen

Ebenfalls teuer, aber höher im Kurs stehen Scrubber (Abgasreinigungssysteme). Laut dem Branchenverband Exhaust Gas Cleaning Systems Association (EGCSA) sind bisher knapp 1.000 Schiffe mit Scrubbern ausgestattet. Zuletzt hatten sich große Reedereien wie Spliethoff, Frontline, DHT und Star Bulk sich für diese Systeme entschieden.

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Quelle: EGCSA

In der Containerschifffahrt sind die Zahlen weitaus bescheidener, aber auch hier habe die Nachfrage spürbar angezogen, schreibt Alphaliner. Aktuell gebe es zwar lediglich 25 Containerschiffe, die über solche Systeme für ihre Hauptmaschinen verfügten. Dazu gesellen sich bis 2020 weitere 150 Schiffe, die nachgerüstet werden sollen, sowie mehr als 70 Neubauten, die bereits in der Werft entsprechend ausgestattet werden. Trotz der Investitionskosten von zwischen 5 Mio. $ bis 10 Mio. $ pro Schiff erweise sich die relativ kurze Amortisationszeit offenbar als ausreichend attraktiv für viele Eigner.

Da etliche der Neubauten allerdings erst nach der von der IMO gesetzten Frist abgeliefert werden, dürfte die Gesamtzahl der mit Scrubbern ausgestatteten Containerschiffe bis zum 1. Januar 2020 unter 200 Einheiten bleiben. Das ist nur ein Bruchteil (3,5%) der bestehenden Flotte von mehr als 5.300 Schiffen. Für die überwiegende Zahl der Schiffe bleibe daher nur die Umstellung auf schwefelarmen Kraftstoff.

So hat sich Branchenprimus Maersk erst jüngst über ein Rahmenabkommen mit Royal Vopak in Rotterdam große Bunkermengen gesichert, die rund 20% des Flottenbedarfs abdecken sollen. Allerdings rechnet die größte Linienreederei der Welt jährlich mit bis zu 2 Mrd. $ an Mehrkosten durch den teureren Kraftstoff. Denn je niedriger der Schwefelgehalt, desto höher die Kosten. Experten der Ölindustrie schätzen, dass LSFO 150 bis 250 $ pro Tonne teurer sein wird als Schweröl (HFO) mit 3,5% Schwefelgehalt, insgesamt würde die globale Schifffahrt mit 60 Mrd. $ pro Jahr zusätzlich belastet. Damit steigen auch die Transportkosten pro TEU um rund 80 bis 120 $ (+10%).

Engpässe bei der Installation

Fast 60% aller Nachrüstungen und 85% aller Installationen auf Neubauten finden auf asiatischen Werften statt. Und dort gibt es kaum noch freie Kapazitäten, um rechtzeitig vor dem Stichtag beliefert werden zu können. Zum Teil gebe es erst für 2023 wieder freie »slots«, heißt es.

Daher vermutet auch die Investmentbank UBS, dass zwei Drittel aller Reeder schwefelarmen Kraftstoff nutzen werden. Ein Fünftel (21%) tendiert zu Scrubbern, die restlichen 9% sehen die Lösung in der Bestellung von moderner Tonnage. So oder so – das erwartete weltweite Investitionsvolumen für umweltfreundliche Lösungen wird für die kommenden fünf Jahre auf nicht weniger als 250 Mrd. $ geschätzt.